Rhön-Übernahme geplatzt Fresenius streckt die Waffen
03.09.2012, 10:20 Uhr
Zu viel Gegenwind: Die Rhön-Träume sind geplatzt.
(Foto: Reuters)
Die spektakuläre Milliardenübernahme von Rhön-Klinikum durch Fresenius platzt endgültig. Nach großem Widerstand gibt sich Fresenius geschlagen und will kein neues Angebot mehr vorlegen. Zurückziehen will sich der Dax-Konzern bei Rhön jedoch nicht, seinen bisherigen Anteil von knapp fünf Prozent will Fresenius weiter ausbauen.
Der Gesundheitskonzern Fresenius lässt vorerst die Finger vom Konkurrenten Rhön-Klinikum. "Fresenius wird den Aktionären der Rhön-Klinikum AG bis auf weiteres kein neues Übernahmeangebot unterbreiten", teilte der Dax-Konzern mit. "Jede unserer Investitionen muss bei beherrschbaren Risiken Wert schaffen", sagte Fresenius-Chef Ulf Schneider. "Vor diesem Hintergrund sind wir zu der Überzeugung gelangt, dass ein erneutes Angebot nicht vertretbar ist."
Bei möglichen Fusionen im deutschen Krankenhausmarkt will das Unternehmen jedoch auch künftig mitreden. Der Konzern halte derzeit einen Anteil von fünf Prozent minus einer Aktie an Rhön und werde diesen Anteil "in begrenztem Umfang" aufstocken, teilte Fresenius mit. Da auch die Konkurrenten Asklepios und B. Braun über fünf Prozent an Rhön halten, deutet damit alles darauf hin, dass sich die Konkurrenten auf absehbare Zeit gegenseitig blockieren werden.
Der Rhön-Vorstand bedauerte die Absage von Fresenius. "Der Vorstand teilt weiterhin die strategische Logik des Zusammenschlusses zweier großer privater Klinikbetreiber in Deutschland", sagte Rhön-Chef Wolfgang Pföhler. "Rhön-Klinikum sieht sich für die Zukunft gut gerüstet, um bei der Konsolidierung im Krankenhausmarkt weiterhin eine aktive Rolle zu spielen."
Ziele zu hoch gesteckt
Fresenius hatte ursprünglich vor, die Klinikkette aufzukaufen und mit seiner Krankenhaussparte Helios zusammenzulegen. Dadurch wäre Deutschlands größter privater Klinikbetreiber mit einem Jahresumsatz von 6 Mrd. Euro entstanden.
Ende Juni war ein erster Übernahmeversuch gescheitert, nachdem Fresenius an seiner selbstgesteckten Hürde gescheitert war, 90 Prozent der Aktien von Rhön-Klinkum in seinen Besitz zu bringen. Nun wollte das Unternehmen einen zweiten Anlauf nehmen und Aktionären von Rhön-Klinikum 22,50 Euro pro Aktie zahlen. Damit hätte die Klinikkette einen Marktwert von 3,1 Mrd. Euro erzielt. Fresenius wollte diesmal nur knapp über 50 Prozent der Anteile einsammeln. Offensichtlich hat hier aber der Fresenius-Aufsichtsrat Bedenken angemeldet, weil ihm die Transaktion zu komplex erschien.
Zudem hatten drei Minderheitsaktionäre des Rhön-Klinikums - der Hamburger Krankenhauskonzern Asklepios Kliniken, das Pharmaunternehmen B. Braun Melsungen und der Krankenhausbetreiber Sana Kliniken - angekündigt, die Übernahme notfalls gerichtlich zu stoppen. Die drei Aktionäre hatten jüngst auch ihren gemeinsamen Anteil an Rhön-Klinikum auf insgesamt 15 Prozent erhöht.
Zudem hat Asklepios inzwischen beim Kartellamt beantragt, seinen Anteil an Rhön-Klinikum auf mehr als 10 Prozent erhöhen zu dürfen. Das hätte Fresenius' Übernahmeversuch noch weiter kompliziert. Die Konkurrenten im Krankenhausgeschäft fürchten, dass ein neuer Riesenkonzern aus Helios und Rhön-Klinikum den Wettbewerb beeinträchtigen würde.
In der vergangenen Woche zeichnete sich bereits ab, dass die geplante Übernahme schwierig werden würde. Der Aktienkurs von Rhön-Klinikum ist schon stark ins Schwanken geraten und schloss am Freitag bei 18,95 Euro. Wenn das Geschäft tatsächlich platzen sollte, rechnen Hedgefonds-Manager damit, dass der Kurs auf 15 oder 16 Euro sinken könnte, was vielen dieser Investoren erhebliche Verluste bescheren würde.
Quelle: ntv.de, nne/rts/DJ