Wirtschaft

Gaspedal-Mangel "verschwiegen" Für Toyota kommt's dicke

Toyota kommt aus den Negativschlagzeilen nicht heraus. Nach dem millionenfachen Rückruf ist der Imageschaden bereits enorm. Nun legt die US-Regierung nach und will den japanischen Autobauer zur Rechenschaft ziehen: "Sie haben nichts unternommen, um Millionen Fahrer und ihre Familien zu schützen."

Qualitätsinitiative kommt zu spät: In den USA rollt auf Toyota eine Klagewelle zu.

Qualitätsinitiative kommt zu spät: In den USA rollt auf Toyota eine Klagewelle zu.

(Foto: picture alliance / dpa)

Wegen des Verschweigens von Sicherheitsmängeln muss Toyota mit einer Millionenstrafe in den USA rechnen. Der japanische Autohersteller soll eine Rekordstrafe von 16,4 Mio. Dollar (12,2 Mio. Euro) zahlen. "Sie haben einen gefährlichen Defekt für Monate wissentlich vor den US-Behörden geheim gehalten", sagte Verkehrsminister Ray LaHood. "Sie haben nichts unternommen, um Millionen Fahrer und ihre Familien zu schützen."

LaHood wirft Toyota vor, das Problem der klemmenden Gaspedale vier Monate lang verschwiegen zu haben. Spätestens Ende September 2009 habe der Hersteller davon gewusst, so der Vorwurf. Dies belegten Reparaturanweisungen, die Toyota an seine Vertriebspartner in Europa und Kanada versandt habe. Der Rückruf von rund 2,3 Mio. Pkw wegen der festhängenden Pedale startete in den USA im Januar. Weltweit waren es wegen klemmender Gaspedale, rutschender Fußmatten und defekter Bremsen mehr als 8,5 Mio. Pkw.

"Höchstmögliche Strafe"  

"Wir haben nun die Beweise dafür, dass Toyota seine rechtlichen Verpflichtungen verletzt hat", sagte LaHood. Laut Gesetz muss ein Autohersteller die US-Behörde für Verkehrssicherheit binnen fünf Tagen über gefährliche Defekte informieren. "Wegen dieser Gründe streben wir die höchstmögliche Strafe an." Niemals zuvor hatte die Regierung die Maximalstrafe für einen Autobauer gefordert. Die bisherige Rekordstrafe von einer Million Dollar musste General Motors im Zusammenhang mit defekten Scheibenwischern zahlen.

Toyota hat nun zwei Wochen Zeit, zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen. Der Hersteller ließ in einer ersten Reaktion wissen, dass ihm das Schreiben des Verkehrsministeriums noch nicht vorliege. Die Strafe selbst dürfte ohnehin das geringste Problem für den weltgrößten Autohersteller sein. Die Signalwirkung könnte indes verheerend sein.

Zudem droht Toyota in den USA eine Klagewelle. Durch die drastischen Worte des Verkehrsministers könnte sie neue Nahrung erhalten. Opfer von Unfällen oder deren Hinterbliebene verlangen Wiedergutmachung für das erlittene Leid, Autobesitzer wollen Schadenersatz für den Wertverlust ihrer Wagen, Händler für ihren Umsatzausfall und Anleger für ihre Kursverluste. Derzeit berät ein Gericht darüber, ob die vielen Einzelklagen zu einer der gefürchteten Sammelklagen gebündelt werden.

Untersuchung geht weiter  

Die Verkehrssicherheitsbehörde deutete zugleich an, dass auf Toyota noch weitere Strafen zukommen könnten. "Wir werden Toyota für jede weitere Verletzung verantwortlich machen, die wir bei unserer Untersuchung finden", sagte Behördenleiter David Strickland.

Wrack eines Toyota Prius.

Wrack eines Toyota Prius.

(Foto: picture alliance / dpa)

Sowohl die Verkehrssicherheitsbehörde als auch der Verkehrsminister stehen unter enormen Druck. Politiker hatten ihnen wiederholt vorgeworfen, zu lasch mit Toyota umgegangen zu sein. Der japanische Autohersteller zählt zu den drei größten Anbietern auf dem US-Markt und ist ein bedeutender Arbeitgeber in den USA. Viele Politiker äußerten überdies Zweifel daran, dass es sich bei dem ungewollten Beschleunigen um ein rein mechanisches Problem handelt. Sie haben vielmehr die Elektronik der modernen Autos im Verdacht.

Die Verkehrssicherheitsbehörde bringt 52 Tote mit der Pannenserie bei Toyota in Verbindung. Zwischenzeitlich waren die Verkäufe von Toyota massiv eingebrochen, der japanische Hersteller steuerte mit einer Qualitätsoffensive und hohen Rabatten gegen. Im März gehörte Toyota zu den größten Gewinnern auf dem US-Automarkt.

Quelle: ntv.de, bad/dpa/rts

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