Opel ist nicht das einzige Problem GM-Nerven liegen blank
30.07.2012, 15:44 Uhr
ManU und Chevrolet? Der Werbedeal scheint umstritten und Marketingchef Ewanick den Job gekostet zu haben.
(Foto: REUTERS)
General Motors schließt einen Werbedeal mit Manchester United, dafür wird der Super-Bowl-Spot gestrichen. Auch bei Facebook will die Opel-Mutter nicht mehr werben. So sieht es die neue Marketingstrategie vor. Allerdings scheint sie umstritten, denn der Ideengeber muss nun überraschend deswegen seinen Stuhl räumen. Und auch bei Opel kehrt keine Ruhe ein.
Der angeschlagene Autohersteller Opel muss sich neben einem neuen Vorstandschef nun auch nach einem neuen Designchef umschauen. Das Unternehmen bestätigte, dass der für den Posten vorgesehene US-Amerikaner David Lyon den Mutterkonzern General Motors verlassen hat und nicht wie geplant zum 1. August die freiwerdende Stelle des Opel-Chefdesigners übernehmen wird. Lyon hatte zuletzt in Detroit das Design der GM-Marken Buick und GMC verantwortet.
Nur Stunden zuvor hatte GM den Abgang seines globalen Marketingchefs Joel Ewanick bekanntgegeben - nach nur zwei Jahren im Haus. Ewanick habe die Erwartungen nicht erfüllt, die das Unternehmen an seine Mitarbeiter stelle, sagte ein Firmensprecher, ohne ins Detail zu gehen. Der Spitzenmanager war für das weltweite milliardenschwere Werbebudget verantwortlich. Nach Informationen von US-Medien stolperte er über einen Sponsorenvertrag im Fußball.
Spektakuläre Umstände?
Auch beim designierten Opel-Chefdesigner scheint es geknallt zu haben: Nach Informationen des Fachmagazins "Automobil Industrie" ist er bereits am vergangenen Donnerstag unter spektakulären Umständen bei GM rausgeschmissen worden: Er sei vom Personaldirektor zu einem wartenden Fahrzeug eskortiert worden, bevor per Mail den Mitarbeitern mitgeteilt worden sei, dass Lyon "ab sofort" nicht mehr GM-Mitarbeiter sei. "Eine Demission in dieser Form hat es bei GM noch nie gegeben", zitiert das Blatt einen Insider.
Die Abgänge zeigen, dass bei GM die Nerven blank liegen: In den USA verliert das Unternehmen Marktanteile vor allem an die japanische Konkurrenz, die sich von den Folgen des schweren Erdbebens und Tsunamis im vergangenen Jahr erholt hat. Auch die deutschen Autohersteller konnten in den Vereinigten Staaten zuletzt kräftig zulegen. In Europa brechen die Verkäufe angesichts der Schuldenkrise ein und Millionenverluste laufen auf.
Alleine bei Opel gab es mehrere prominente Personalwechsel in jüngerer Zeit: Der bisherige Vorstandchef Karl-Friedrich Stracke ist nicht mehr im Amt, auch Cheflobbyist Volker Hoff und Entwicklungschefin Rita Forst sind ihre Posten los. Zum 1. September wird zudem der bisherige VW-Manager Michael Lohscheller das Finanzressort übernehmen. Auf Konzernebene legte GM-Chef Dan Akerson die weltweite Produktion in neue Hände.
Gerüchte um "ManU"-Deal
Auf vielen Posten sitzen nun Manager auf Zeit. Bei Opel führt Strategievorstand Thomas Sedran bis auf weiteres die Geschäfte. Die Aufgabe des Opel-Chefdesigners werde zunächst kommissarisch weiter von Mark Adams erfüllt, der aber wie vorgesehen nach Detroit wechsele, erklärte ein Opel-Sprecher. Ein endgültiger Nachfolger sei noch nicht benannt.
In Detroit schlug besonders der Rauswurf von Marketingchef Ewanick Wellen. Das "Wall Street Journal" berichtete unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen, sein Abgang habe mit dem vor zwei Monaten geschlossenen Sponsorenvertrag mit dem englischen Fußball-Rekordmeister Manchester United zu tun. Der Vertrag erfülle nicht die Firmenrichtlinien, schrieb die Finanznachrichtenagentur Bloomberg ebenfalls unter Berufung auf eine eingeweihte Person.
Manchester United wirbt für die GM-Hauptmarke Chevrolet. Dagegen wollte Ewanick auf die teure Fernsehwerbung zum Super Bowl verzichten, dem Finale der Profiliga beim American Football. Es ist das Sportereignis des Jahres in den USA und Firmen drehen extra Werbespots mit riesigem Budget.
Der ehemalige Hyundai- und Nissan-Manager Ewanick hatte zudem mit seiner Ankündigung für Aufruhr gesorgt, keine Anzeigen mehr bei Facebook schalten zu wollen. Das war kurz vor dem Börsengang des Sozialen Netzwerks, der am Ende gründlich daneben ging. Ewanick selbst erklärte über den Kurznachrichtendienst Twitter, es sei ihm eine Ehre gewesen, mit dem GM-Team zusammenzuarbeiten. "Ich wünsche jedermann bei GM das Beste." Bis auf weiteres übernimmt US-Verkaufschef Alan Batey das Amt.
Quartalszahlen stehen an
GM hat im ersten Halbjahr 4 Prozent mehr Wagen verkauft. Der Gesamtmarkt legte aber im gleichen Zeitraum um rund 15 Prozent zu. Die GM-Aktie dümpelt mit gut 19 Dollar nahe ihres absoluten Tiefstandes seit der Rückkehr an die Börse vor knapp zwei Jahren. Damals hatten die Papiere zum Ausgabekurs noch 33 Dollar gekostet.
Die Geschäftszahlen für das zweite Quartal wird General Motors am Donnerstag (2. August) vorlegen.
Quelle: ntv.de, dpa/rts