Wirtschaft

Zahlen mit Spannung erwartet GM baggert in Berlin

GM-Vizechef John Smith verhandelt mit Berlin.

GM-Vizechef John Smith verhandelt mit Berlin.

(Foto: dpa)

Der US-Autobauer General Motors rechnet trotz der abweisenden Haltung Berlins weiterhin fest mit deutscher Staatshilfe für die Sanierung der angeschlagenen Tochter Opel. "Das Unternehmen geht davon aus, dass die Unterstützung, die von den Regierungen für den mit Magna erarbeiteten Plan zugesagt war, grundsätzlich auch in der neuen Konstellation verhandelbar ist, da auch das GM-Konzept einen ähnlichen Ansatz verfolgt", sagte ein GM- Sprecher.

Ob GM nach dem Insolvenzverfahren in diesem Sommer wieder gesundet ist, könnte sich kommenden Montag zeigen. Der Autoriese gibt erstmals nach seinem Neustart wieder Einblick in die Bücher. Erwartet wird erneut ein Verlust. In dem Insolvenzverfahren hatte der größte US-Autobauer Mitte Juli enorme Altlasten abgeworfen. Die US-Regierung stützte GM mit rund 50 Mrd. Dollar. Der Staat hält nun die Mehrheit.

Unterdessen mehren sich in Deutschland die Vorwürfe gegen die Rolle der Bundesregierung im Poker um Opel. Der Bamberger Auto-Experte Wolfgang Meinig warnte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in einem Brief vor Staatshilfen für Opel.

Kritik an Große Koalition

Die fünf Wirtschaftsweisen kritisierten das Opel-Krisenmanagement der früheren schwarz-roten Bundesregierung. Die frühzeitige und einseitige Festlegung auf den Bieter Magna habe "die Verhandlungsposition des Staates von vornherein stark geschwächt", schreibt der Sachverständigenrat nach Angaben des "Handelsblatts" in seinem Jahresgutachten. Die Politiker hätten sich in Wahlkampfzeiten von Betriebsräten und GM ausnutzen lassen. Der US- Hersteller hatte nach fast einjährigen Verhandlungen den Magna-Deal abgeblasen und will Opel nun doch behalten.

Der GM-Sprecher sagte, der US-Konzern wolle derzeit noch nicht öffentlich über die Details zu den angestrebten Hilfen in den einzelnen Standortländern diskutieren. Zuvor wolle GM den Opel- Zukunftsplan den Regierungen vorstellen. Das wird nach den Worten von GM-Chef Fritz Henderson erst in einigen Wochen geschehen. GM wolle sich erst mit den Betriebsräten auf einen Restrukturierungsplan einigen.

GM hat den Finanzierungsbedarf für die Opel-Sanierung inzwischen auf 3,3 Mrd. Euro beziffert. Bisher war von 3,0 Mrd. Euro die Rede gewesen. Die höhere Summe sei gegenüber der ersten Kalkulation genauer spezifiziert worden und liege noch immer deutlich unter den zuvor von Magna errechneten 4,5 Mrd. Euro, hieß es bei GM.

"Nicht Aufgabe des Staates"

Nach einem Gespräch mit dem neuen Europa-Chef Nick Reilly und GM-Vize John Smith am Mittwoch in Berlin hatte Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) gesagt, er erwarte, dass GM die Finanzierung grundsätzlich selbst aufbringt. Zuvor hatte auch Merkel die Hoffnung des US-Autobauers auf üppige Staatshilfen gedämpft. GM müsse den Hauptanteil der Restrukturierung mit eigenen Mitteln tragen.

Daimler-Chef Dieter Zetsche beurteilte mögliche deutsche Staatshilfen für Opel sehr kritisch. "Das ist zunächst einmal nicht Aufgabe des deutschen Staates", sagte Zetsche in New York. Seine Haltung sei hier noch viel strikter als zuvor bereits im Fall Magna. Grundsätzlich habe es getrieben vom Wahlkampf zu viele Diskussionen um das Thema gegeben.

Meinig warf der Bundesregierung vor, Wirtschaftspolitik allein am Erhalt von Arbeitsplätzen auszurichten. Damit werde das bewährte deutsche Wirtschaftssystem in krasser Weise auf den Kopf gestellt. Für die verheerende Lage von Opel sei allein GM verantwortlich. GM habe "über Jahre hinweg durch Ketten folgenschwerer Fehlentscheidungen und Restriktionen die Marke Opel ihrer Wettbewerbsfähigkeit beraubt". Daher müsse GM nun eine Marktstrategie für sich und Opel entwickeln und zügig umsetzen.

Quelle: ntv.de, wne/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen