Wirtschaft

Milliardenüberweisung an Großkunden Gazprom attackiert Brüssel

Stinksauer auf die Europäer: Alexander Iwanowitsch Medwedew (Archivbild).

Stinksauer auf die Europäer: Alexander Iwanowitsch Medwedew (Archivbild).

(Foto: REUTERS)

Der Streit um Preise und Marktanteile im internationalen Erdgasgeschäft zwingt den russischen Rohstoffriesen Gazprom zu ungewöhnlichen Schritten. Mit einer weiteren Milliardenüberweisung versucht der Staatskonzern die Wogen in Europa zu glätten. Gazprom-Vize Medwedew kündigt ein Gespräch an, um "Auge in Auge alle Fragen zu besprechen".

Im Streit mit der EU-Kommission hat der russische Staatskonzern Gazprom die Monopolvorwürfe zurückgewiesen und zugleich Brüssel scharf angegriffen. Die Kommission müsse sich an die eigene Nase fassen, sagte Gazprom-Vizechef Alexander Medwedew. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Interfax beschuldigte er die EU, dem Unternehmen den Zugang zum europäischen Pipelinenetz zu verwehren.

Zugleich kündigte Medwedew Gesprächsbereitschaft an. "Ich plane bei einem Treffen mit dem Vize-Kommissar für Wettbewerbsfragen, Auge in Auge mit ihm alle Fragen zu besprechen", sagte der Topmanager. Die EU-Kommission wirft Gazprom vor, Konkurrenz auszuschalten und Gaspreise hochzutreiben.

Vor dem Hintergrund der laufenden Auseinandersetzung kündigte Gazprom an, bis Ende des Jahres eine Milliarde Euro an seine europäischen Großkunden zurückzuzahlen. Der größte Teil davon wird an den deutschen Energiekonzern Eon gehen.

Die Gazprom-Kunden hatten das russische Staatsunternehmen mit dem Vorwurf, zu hohe Preise zu verlangen, zur Anpassung langjähriger Verträge gedrängt. Bereits rückwirkend zum ersten Vierteljahr zahlte Gazprom umgerechnet mehr als 1,9 Mrd. Euro zurück, was den im fraglichen Zeitraum deutlich reduzierte. Er fiel um fast ein Viertel auf umgerechnet 8,8 Mrd. Euro.

Ungeachtet der Bereitschaft von Gazprom zur Anpassung seiner Verträge hat die EU-Kommission ein Wettbewerbsverfahren gegen den Gasproduzenten eingeleitet.

Unter den Augen des Kreml

Die Brüsseler Behörde geht dem Verdacht nach, dass der Konzern seine Marktdominanz in Ost- und Mitteleuropa missbrauche. Der Konzern erklärte seine Bereitschaft zu einem Dialog, sieht sich aber als Staatskonzern unter besonderem Schutz.

Analysten sehen den Monopolstatus des Unternehmens in Gefahr. Sie begründen dies mit gesunkener Nachfrage und wachsendem Konkurrenzdruck durch das auf dem Seeweg nach Europa gelieferte Flüssiggas.

Quelle: ntv.de, dpa/rts

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