Wirtschaft

Fünf Euro für jeden Kindle Fire Amazon verschenkt "Coins"

"Die digitale Währung ist eine unvermeidbare technologische Entwicklung, die zu wichtigen Innovationen für den Online-Handel und die Finanzsysteme führen wird", heißt es aus Zypern.

"Die digitale Währung ist eine unvermeidbare technologische Entwicklung, die zu wichtigen Innovationen für den Online-Handel und die Finanzsysteme führen wird", heißt es aus Zypern.

(Foto: picture alliance / dpa)

Deutsche Kindle-Kunden können künftig mit "Coins" zahlen. Amazon schlägt damit einen Weg ein, den Microsoft erst kürzlich zur Sackgasse erklärt hatte. Doch der Trend scheint unaufhaltsam. Das kleine Zypern bewirbt sich als Bitcoin-Zentrum.

Das Gerät zum Bezahlen: Das ist ein "Kindle Fire".

Das Gerät zum Bezahlen: Das ist ein "Kindle Fire".

(Foto: dpa)

Konkurrenz für den Bitcoin? Der Online-Einzelhändler Amazon schaltet seine virtuelle Privatwährung "Coins" nun auch für deutsche Nutzer frei. Zum Start erhalten alle Besitzer eines "Kindle Fire" ein Startguthaben von 500 Coins, teilte der US-Konzern mit. Der Wert des Coins-Depot entspricht einer Summe von fünf Euro. Die neue Währung können Amazon-Kunden nutzen, um zum Beispiel Apps und Spiele für ihren E-Book-Reader zu kaufen. Zumindest in der Eigenwerbung sehen die Coins aus wie schwere Goldmünzen, mit Händen zu greifen ist die virtuelle Währung natürlich nicht.

Das Modell ist erprobt. In den USA haben die Marketingfachleute bei Amazon damit offenbar gute Erfahrungen gemacht. Dort ist die Devise bereits seit dem Sommer im Einsatz. Mit der Einführung einer eigenen Kunstwährung verfolgt Amazon klar erkennbare Ziele: Das System soll das Bezahlverfahren vereinfachen und gleichzeitig Kunden binden.

Prinzipiell stehen Coins zunächst nur Kindle-Nutzern als eine zusätzliche Möglichkeit zum Bezahlen etwa in Amazons App-Shop zur Verfügung. Zusätzliche Anreize sollen die Einführung erleichtern: Spiele und Apps, die mit Coins bezahlt werden, gibt Amazon mit einem Rabatt von bis zu zehn Prozent ab.

Vorteile sieht das Unternehmen auch für kleinere und mittlere Software-Agenturen. Für Entwickler von Apps sei die Bezahlung mit Coins eine weitere Möglichkeit, ihren Umsatz zu erhöhen, teilte Amazon mit. In den USA habe sich gezeigt, dass Entwickler seit dem Start der Währung bereits einen deutlichen Aufschwung erleben. Das Coins-System steht ihnen angeblich kostenlos zur Verfügung. Entwickler würden weiterhin ihren Anteil von 70 Prozent an den Erlösen erhalten.

Anreize für App-Entwickler

Die Akzeptanz unter freien Programmierern ist für Amazon von großer Bedeutung: Mit ihren App-Ideen, den zuweilen sehr intelligenten Ansätzen und der fast immer ungemein arbeitsintensiven Umsetzung von Konzepten schaffen sie den Großteil jener Inhalte, die die virtuellen Verkaufsflächen eines App-Shops für Kunden erst interessant machen.

Der Nutzen von künstlichen Währungen in konzerneigenen Bezahlsystemen ist allerdings nicht nur unter Fachleuten hoch umstritten. Microsoft etwa hatte im August seine Währung "Points" im Zuge eines System-Upgrades seiner Spielekonsole "Xbox 360" wieder abgeschafft. Seither wird wieder in der jeweiligen Landeswährung für Online-Inhalte und Filme aus den Shops der Plattform Xbox Live mit echtem Geld bezahlt. Für das Nachfolgermodell "Xbox One" gibt es offenbar noch keine neuen Bezahlsystempläne.

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Branchenbeobachter begrüßten diesen Schritt zurück: Das direkte Bezahlen funktioniere einfacher und laufe schneller, hieß es im Sommer. Lediglich Nutzer, die keine Kreditkarte besitzen, hatten davon profitiert. Ihnen bietet Microsoft seither spezielle Guthabenkarten an.

Die Experimente von Unternehmen wie Microsoft oder Amazon beschränken sich auf konzerninterne Lösungen. Mit neuen Ansätzen wie etwa dem Bitcoin haben solche Vorstöße nur wenig zu tun. Im Unterschied zu den Amazon-Coins etwa ist der Bitcoin weitgehend frei konvertierbar - das heißt: Die Beträge lassen sich in andere Währungen wie zum Beispiel Euro, Yen oder Dollar umtauschen. Zudem ist das Währungssystem des Bitcoin schon vom Grundgedanken her vollkommen anders aufgestellt. Die Alternativwährung kennt keinen Anbieter und kommt ohne Lenkungsinstanz wie etwa eine Zentralbank aus. Damit, so argumentieren die Befürworter, ist der Wert dieser Währung auch nicht politisch beeinflussbar.

"Unvermeidbare technologische Entwicklung"

Das wachsende Vertrauen in den Bitcoin zieht immer mehr einflussreiche Nutzer an: Zuletzt kündigte zum Beispiel die größte Privatuniversität Zyperns an, bei der Bezahlung der Anmeldegebühren ihrer Studenten künftig auch die virtuellen Währung Bitcoin zu akzeptieren. Auch wenn das den Massenmarkt wenig bewegen dürfte, belegt dieser Vertrauensbeweis jedoch, wie sich eine Umstellung auf neue Währungssysteme auch für die Imagewerbung einsetzen lässt.

Denn die Universität von Nikosia kündigte zugleich auch an, ab 2014 einen Master-Studiengang "Elektronisches Geld" anbieten zu wollen. Mit dieser wissenschaftlichen Ausrichtung sollten die Grundlagen dieser Währung besser ergründet werden, hieß es. "Die digitale Währung ist eine unvermeidbare technologische Entwicklung, die zu wichtigen Innovationen für den Online-Handel und die Finanzsysteme führen wird", erklärte der Finanzdirektor der Hochschule, Christos Vlachos.

Bitcoin-Zentrum Zypern?

Die Hochschule in Nikosia sei die erste Uni der Welt, die die virtuelle Währung akzeptiere, hieß es weiter. Die Uni habe zudem Regierung und Investoren einen Plan vorgelegt, wie aus dem Inselstaat ein Zentrum der digitalen Währung werden könne. Zypern befindet sich seit neun Monaten in einer Wirtschaftskrise. Ende März erhielt das Mittelmeerland ein Hilfspaket von EU-Kommission, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds im Umfang von zehn Milliarden Euro - in Bitcoin wären das nach aktuellem Kurs rund 5,1 Billionen.

Erst Anfang November war der Kurs der Digitalwährung auf ein neues Rekordhoch gestiegen. Überlegungen der Online-Handelsplattform Ebay, Bitcoins eines Tages als Zahlungsmittel bei Transaktionen zu akzeptieren, hatten dem Kurs zuletzt einen neuen Schub gegeben.

Quelle: ntv.de, mmo/AFP/dpa

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