Wirtschaft

Leiharbeit am Pranger Gewerkschafter klagen an

Die flexible Personalpolitik der deutschen Industrie findet international reichlich Anerkennung: Experten gehen davon aus, dass Regelungen wie Kurzarbeit und Leiharbeit maßgeblich zu raschen Konjunkturerholung beigetragen haben. Bei der IG Metall fürchtet man allerdings längst, dass die für Arbeitgeber überaus bequemen Kriseninstrumente klammheimlich in den Alltag einziehen.

Heißes Eisen Leiharbeit: Praktisch für das Unternehmen, unpraktisch für jeden Arbeiter, der längfristig planen will.

Heißes Eisen Leiharbeit: Praktisch für das Unternehmen, unpraktisch für jeden Arbeiter, der längfristig planen will.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Die Industriegewerkschaft IG Metall hat den Arbeitgebern vorgeworfen, mit ihrer derzeitigen Personalpolitik das erfolgreiche deutsche Wirtschaftsmodell zu gefährden. Vor allem die Zeit-, Leih- und Kurzarbeit sind den Arbeitnehmervertretern ein Dorn im Auge. Das Krisenmanagement zur Jobsicherung über Kurzarbeit habe im vorigen Jahr gut funktioniert, sagte der IG-Metall-Chef von Nordrhein-Westfalen, Oliver Burkhard. Doch seit der wirtschaftlichen Erholung sei eine neue Unternehmensstrategie zu beobachten: Viele Firmen orientierten die Größe ihrer Stammbelegschaft am niedrigsten Personalniveau der letzten Jahre. Die zusätzlich benötigten Arbeitskräfte würden als Leiharbeiter angeheuert.

Leiharbeit sei "ein Angriff auf all das, was wir in den letzten 60 Jahren erkämpft haben", sagte Burkhard. Tarifverträge würden unterlaufen und die Mitbestimmung erschwert. Er verwies darauf, dass die Stärke der deutschen Industrie auf Innovationen und Spitzenqualität beruhe. Dazu brauche man aber Fachkräfte, loyale und erfahrene Mitarbeiter.

Bequeme Personalpolitik

Am stärksten setzen laut dem Gewerkschafter derzeit Autozulieferer auf Zeitarbeit. Die Arbeitgeber wiesen den Vorwurf zurück, die Spitzenposition der deutschen Wirtschaft zu gefährden.

Die deutsche Industrie habe schon vor der Krise mit Leihkräften gearbeitet, sagte der Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbands Metall NRW, Luitwin Mallmann, dem Blatt. Ihm sei nicht bekannt, dass dadurch Qualitätsprobleme aufgetaucht seien.

Erst vergangene Woche hatten sich die Arbeitgeber in der nordrheinwestfälischen Stahlindustrie mit Gewerkschaftern auf eine und regulär beschäftigten Mitarbeitern bei den Stundenlöhnen geeinigt. Die Arbeitnehmerseite hatte die Einigung als Durchbruch gefeiert. Arbeitgeberverbände hatten eine Vorbildfunktion der Regelung zurückgewiesen.

Quelle: ntv.de, AFP

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