Wirtschaft

Kälteeinbruch an der Konjunkturfront Goldman spricht von Rezession

Beschädigte Fassade in Athen: "Die Krise ist nicht vorbei."

Beschädigte Fassade in Athen: "Die Krise ist nicht vorbei."

(Foto: REUTERS)

Die Ergebnisse des großen Euro-Gipfels von Brüssel bringen hartgesottene Skeptiker nicht von ihrer Meinung ab: Der Chefvolkswirt der US-Investmentbank Goldman Sachs zum Beispiel rechnet im kommenden Winter fest mit Problemen in Europa. Auch der scheidende EZB-Chef Trichet warnt: "Die Krise ist nicht vorbei."

Die Schuldenkrise bedroht nach Ansicht eines einflussreichen Ökonoms der US-Investmentbank Goldman Sachs auch nach dem EU-Krisengipfel noch das Wirtschaftswachstum in Europa und den USA.

Im Goldman-Stand an der NewYorker Börse: "Das wird nicht ohne Folgen für die USA bleiben."

Im Goldman-Stand an der NewYorker Börse: "Das wird nicht ohne Folgen für die USA bleiben."

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"Die Gefahr sieht jetzt zwar ein bisschen kleiner aus, nachdem der Euro-Rettungsschirm weiter aufgespannt wurde", sagte Jan Hatzius, Chefvolkswirt der der US-Investmentbank Goldman Sachs. Europas Wirtschaftsdaten seien weiterhin schwach, erklärte er im Gespräch mit dem "Tagesspiegel". Hatzius ist in Fachkreisen für seine wenig optimistischen Annahmen bereits bekannt.

Goldman Sachs erwarte im vierten Quartal 2011 und im ersten Quartal 2012 eine leichte Rezession im Euroraum, sagte Hatzius dem Blatt. "Das wird nicht ohne Folgen für die USA bleiben." Würde sich die Schuldenkrise in Europa wieder verschärfen, dann sei auch in Amerika eine Rezession denkbar.

Goldman Sachs
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Die Lage der US-Wirtschaft hält er dem Bericht zufolge aktuell nicht für besorgniserregend. Hatzius stellt sich damit in klaren Widerspruch zu US-Notenbankchef Ben Bernanke. Der hatte in den vergangenen Monaten wiederholt vor der Schwäche der US-Wirtschaft gewarnt und in diesem Zusammengang unter anderem auch von einer " " gesprochen.

Der Arbeitsmarkt sei allerdings in einer Krise, gestand Hatzius ein. "Insgesamt ist die US-Wirtschaft immer noch schwach - vor allem, wenn man sich die Arbeitslosenquote von mehr als 9 Prozent ansieht -, aber wir befinden uns nicht in einer Rezession", sagte er.

Trichet drängt zur Eile

Vor Hatzius hatte bereits eine ganze Reihe anderer Stimmen - unter anderem auch Finanzminister - vor einer vorschnellen Euphorie nach dem Gipfel gewarnt. Zuletzt forderte der scheidende EZB-Präsident Jean-Claude Trichet eine schnelle Umsetzung der Entscheidungen des EU-Krisengipfels.

"Die auf dem Gipfel getroffenen Entscheidungen bedürfen einer sehr präzisen und schnellen Umsetzung", sagte Trichet der "Bild am Sonntag". "Die Staats- und Regierungschefs der Eurozone haben ein Programm, jetzt wartet auf die Regierungen und die Europäische Kommission harte Arbeit", erklärte der Notenbank-Präsident, der in den kommenden Tagen von seinem Nachfolger im Amt Mario Draghi abgelöst wird. "Die schnelle und vollständige Umsetzung der Entscheidungen ist jetzt absolut entscheidend." Für eine Entwarnung sei es zu früh: "Die Krise ist nicht vorbei."

Er sei aber zuversichtlich, dass es den Regierungen gelingen werde, die Finanzstabilität wiederherzustellen, sagte Trichet dem Blatt. Er schloss nicht aus, dass die EZB Sondermaßnahmen wie den Erwerb von Staatsanleihen kriselnder Euro-Staaten oder die Versorgung von Banken zu festgelegten Zinssätzen auch künftig anwenden könnte.

Trichet sagte dem Blatt jedoch: "Derartige Maßnahmen sind nur in der Ausnahmesituation einer globalen Krise größten Ausmaßes zu rechtfertigen. Sobald die Regierungen über die neuen Instrumente verfügen, mit denen sie die Finanzstabilität wiederherstellen können, und diese einsatzbereit sind, gibt es für uns keinen Grund, an diesen Sondermaßnahmen festzuhalten."

Quelle: ntv.de, dpa

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