Hilfspaket wohl zu klein Griechen brauchen mehr Geld
17.02.2012, 15:37 Uhr
(Foto: dpa)
Griechenland liegt - finanziell gesehen - im Koma. In Brüssel und Athen wird intensiv gerechnet. Aus EU-Kreisen verlautet, dass das Hilfspaket, das die internationalen Geldgeber schnüren, nicht ausreichend ist. EU-Partner und IWF könnten die Zinsmarge für die Rückzahlungen aus dem ersten Hilfspaket für Athen senken.
Das Hilfspaket der internationalen Geldgeber für reicht nach Angaben von EU-Diplomaten nicht aus. Hinter den Kulissen werden zusätzliche Maßnahmen diskutiert, um Griechenland langfristig wieder zu einem tragbaren Schuldenniveau zu verhelfen, verlautete aus Brüssel. "Es gibt eine Lücke", sagte ein EU-Diplomat. "Wie wir diese schließen können, ist noch offen."
Dem Vernehmen nach erwägen die internationalen Geldgeber - die Euro-Länder und der Internationale Währungsfonds (IWF) - die Zinsmarge für die Rückzahlungen aus dem ersten Hilfspaket für Athen zu senken. Das pleitebedrohte Griechenland hatte im Mai 2010 Kredite von 110 Milliarden Euro zugesagt bekommen.
Auch eine Beteiligung der Europäischen Zentralbank (EZB) an einem Schuldentausch gilt noch als Option. "Es gibt technische Möglichkeiten für eine EZB-Beteiligung, die den Verträgen entsprechen und die Unabhängigkeit der Notenbank nicht infrage stellen", sagte ein anderer EU-Diplomat, ohne Details zu nennen.
Die Regierungschefs von Italien, Deutschland und Griechenland sind zunehmend optimistisch, dass das zweite Rettungspaket für Griechenland am Montag auf dem Weg gebracht wird. Mario Monti, Angela Merkel und Lukas Papademos hätten dies bei einer Telefonkonferenz zum Ausdruck gebracht, teilte Montis Büro. Merkel sollte eigentlich zu Gesprächen nach Italien reisen, sagte den Besuch wegen des Rücktritts von Bundespräsident Christian Wulff aber kurzfristig ab.
"Keine Zeit mehr zu verlieren"
Griechenland benötigt am 20. März frisches Geld, sonst ist das Land pleite. Die Euro-Finanzminister wollen das zweite Hilfspaket für Athen mit einem Volumen von 130 Milliarden Euro bei ihrem Treffen am kommenden Montag in Brüssel auf den Weg bringen. EU-Diplomaten sind zuversichtlich, dass die Euro-Länder das bereits beschlossene Paket freigeben werden. "Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren", verlautete aus dem Umfeld des Ministerrates. Der Chef der Eurogruppe, Luxemburgs Ministerpräsident Jean-Claude Juncker, hatte sich vor wenigen Tagen bereits optimistisch gezeigt, dass am Montag "alle notwendigen Entscheidungen" getroffen werden könnten.
Um verlorengegangenes Vertrauen an den Märkten zurückzugewinnen, halten EU-Diplomaten es für unabdingbar, dass auch die Details über die Beteiligung der privaten Gläubiger an dem Schuldenschnitt feststehen. Damit sollen die griechischen Staatsschulden um rund 100 Milliarden Euro gedrückt werden. Eine grundsätzliche Übereinstimmung gibt es bereits. Der tatsächliche Effekt ist aber noch offen, weil nicht klar ist, wie viele Gläubiger bei dem Forderungsverzicht tatsächlich mitziehen. "Der Schuldenschnitt muss jetzt losgehen, sonst ist es zu spät", warnte ein EU-Diplomat.
Da es Zweifel am Reformwillen Griechenlands gibt, wollen die Euro-Länder die Kontrolle Athens verschärfen. Die Finanzminister werden voraussichtlich beschließen, ein Sonderkonto zur Rückzahlung von Krediten einzurichten. Weitere Überwachungsmaßnahmen würden beraten, hieß es in Brüssel.
Quelle: ntv.de, wne/dpa/rts