Poker nähert sich dem Ende Griechenland darf hoffen
20.01.2012, 17:19 Uhr
Der griechische Finanzminister Evangelos Venizelos.
(Foto: AP)
Die Verhandlungen über einen Schuldenerlass für Griechenland scheinen auf einem guten Weg. Eine vorläufige Einigung wird für den Abend erwartet, über technische Details soll jedoch noch über das Wochenende weiter verhandelt werden.
Griechenland kommt in den Verhandlungen mit den Banken über ihren Beitrag zur Rettung des pleitebedrohten Landes einer Lösung näher. Mehrere griechische Medien berichteten übereinstimmend von Fortschritten. "Wir sind sehr dicht davor, die Sache abzuschließen", zitierte die Nachrichtenagentur Reuters einen mit den Vorgängen vertrauten Banker.
Der Schuldenschnitt ist die Voraussetzung dafür, dass das Euro-Land dringend benötigte Mittel aus einem 130 Mrd. Euro schweren Hilfspaket von EU und Internationalem Währungsfonds (IWF) erhalten kann. Ohne das Geld droht dem Land bereits im März ein ungeordneter Bankrott, wenn Staatsanleihen im Volumen von 14,5 Mrd. Euro bedient werden müssen. Im Gegenzug für die Hilfen muss sich das Ägäisland jedoch auf weitere Reformen verpflichten - Gespräche darüber mit der Troika aus EU, IWF und EZB gingen in Athen am Freitag in die nächste Runde.
Weiteres Treffen geplant
Am Freitagvormittag kamen Ministerpräsident Lucas Papademos und der Vertreter des Internationalen Bankverbandes IIF, Charles Dallara, zusammen. Offizielle Erklärungen gab es anschließend nicht, dem Vernehmen nach legten sie letzte Einzelheiten des Schuldenschnitt-Plans fest. Für den Abend war ein weiteres Treffen geplant.
Außerdem fand eine weltweite Telefonkonferenz mit Vertretern zahlreicher Banken statt, wie die Zeitung "To Vima" berichtete. Der Internationale Bankenverband IIF informiere die Geldgeber über die geplanten Modalitäten des Schuldenschnitts, hieß es. Geschaltet wurde auch eine Telefonkonferenz mit Vertretern der Euro-Zone. Der direkte Draht war nötig, damit ein gemeinsamer Vorschlag aus Athen bereits bei einem Treffen der Eurofinanzminister am Montag erörtert werden kann.
Griechische Medien gehen davon aus, dass die angestrebte Absichtserklärung spätestens am Montag fertig sein könnte. Diese Absichtserklärung bedeutet jedoch noch nicht, dass der langwierige Schuldenschnitt-Prozess damit zu Ende ist. Ob der erfolgreich wird, hängt davon ab, wie viele Banken und andere Besitzer griechischer Staatsanleihen mitmachen und auf Geld verzichten. Angepeilt ist, dass die Summe von 100 Mrd. Euro erreicht wird.
Details sickern durch
Die privaten Gläubiger – Banken, Versicherungen, Hedgefonds – sollen bestehende Anleihen in neue tauschen, dabei auf Teile ihrer Forderungen verzichten und auch niedrigere Zinsen akzeptieren. Das hatte hatten die Staats- und Regierungschefs der Eurozone im Juli auf einem der zahlreichen Krisengipfel beschlossen. Derzeit deutet alles darauf hin, dass Investoren auf mehr Geld verzichten müssen als ursprünglich geplant war. Statt eines Schuldenschnitts von 50 Prozent könnte es auf bis zu 70 Prozent hinauslaufen.
Aus den Verhandlungskreisen in Athen verlautete, der an die Investoren auszugebende neue Bond werde vermutlich eine Laufzeit von 30 Jahren haben und einen Tilgungsaufschub von zehn Jahren. Die Zinsen sollen demnach im Laufe der Jahre schrittweise steigen und im Schnitt im Bereich von vier Prozent liegen. Der Anfangszins soll bei 3,5 Prozent liegen. Die Höhe des Zinskupons hatte sich zuletzt als höchste Hürde bei den Verhandlungen erwiesen, da die Vorstellungen zwischen der griechischen Regierung und den Privatinvestoren zu weit auseinanderklafften.
Quelle: ntv.de, jga/rts/dpa