Forscher zu FDP-Vorstoß "Griechische Sechs-Tage-Woche bereits möglich"
08.07.2024, 17:07 Uhr Artikel anhören
In einigen Büros brennt noch Licht.
(Foto: imago/photothek)
Die FDP macht sich für ein Ende des Acht-Stunden-Tags für Deutschlands Beschäftigte in heutiger Form stark. Mehr Flexibilität sei sinnvoll, sagt Beschäftigungsforscher Enzo Weber. Ziel dürfe aber nicht sein, "dass wir immer länger arbeiten".
Arbeitsmarktforscher Enzo Weber hat zurückhaltend auf den Vorschlag der FDP reagiert, den Acht-Stunden-Tag in Deutschland in seiner heutigen Form abzuschaffen. Das Arbeitszeitgesetz ermögliche Beschäftigten bereits eine tägliche Höchstarbeitszeit von zehn Stunden, sagte Weber ntv. In der Woche dürften sie vorübergehend bis zu 60 Stunden arbeiten. "Selbst die griechische Sechs-Tage-Woche wäre in Deutschland möglich", so der Forscher.
Mehr Flexibilität bei der Arbeitszeit sei zwar sinnvoll, sagte Weber. Wichtig sei dabei, die Produktivität zu steigern - etwa durch selbstbestimmte Arbeitszeit, die Beschäftigte im Laufe des Arbeitslebens verändern können. "Wir werden mittelfristig unseren Wohlstand nicht dadurch steigern können, dass wir immer länger arbeiten", ergänzte er. Vor allem viele der in Vollzeit Beschäftigten wollten das nicht.
Deshalb müsse sich darauf konzentriert werden, "dass wir pro Stunde mehr herausholen", sagte Weber. Das gelinge etwa durch Technologie, aber auch dann, wenn Beschäftigte mit den Arbeitsbedingungen zufrieden seien und sich in ihrem Job gut entwickeln könnten. Dabei spiele die Länge der Arbeitszeit nicht unbedingt die wichtigste Rolle. Vielmehr sei es wichtig, dass sich der Job ein Stück weit dem eigenen Leben anpasse - "und nicht umgekehrt".
FDP-Fraktionsvize Lukas Köhler hatte dafür geworben, perspektivisch von der Tages- auf eine Wochenhöchstarbeitszeit zu wechseln. "Damit die Wirtschaftswende gelingt, müssen wir die Produktivität steigern und die Menschen in ihrem Arbeitsalltag entlasten, sagte er und bezeichnete den "starren Acht-Stunden-Tag" als "altes Dogma". Dieser werde der modernen Lebens- und Arbeitswelt vieler Menschen längst nicht mehr gerecht. Auf die Flexibilisierung sollen sich "Arbeitgeber und Arbeitnehmer gemeinsam im Rahmen von Tarifverträgen einigen können".
Quelle: ntv.de, jga/dpa