Wirtschaft

Arbeitsmarkt und Inflation Großbritannien geht am Stock

Die britische Wirtschaft kämpft erfolglos gegen den wirtschaftlichen Abstieg: die Volkswirtschaft schrumpft, die Inflation steigt und die Lage am Arbeitsmarkt wird auch nicht besser. Alles Punkte, die einer Erholung der Wirtschaft und einem Abbau des Schuldenbergs entgegen stehen.

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(Foto: REUTERS)

Nach den schwachen Wachstumszahlen aus dem vierten Quartal 2010 hagelt es weitere Hiobsbotschaften für die liberal-konservative Regierung von Premierminister David Cameron. Das Land ist alles andere als auf einem Kurs zur wirtschaftliche Gesundung. Die Regierung hat dem Land einen strikten Sparkurs verordnet, um den schwindelerregenden Schuldenstand in den Griff zu bekommen. Das kann aber nur funktionieren, wenn die Wirtschaft rund läuft. Das tut sie aber nicht.

Nach den jüngsten Wirtschaftsdaten hat sich die Lage am britischen Arbeitsmarkt zu Jahresbeginn noch einmal überraschend verschlechtert. Die Zahl der Arbeitslosen stieg gegenüber dem Vormonat um 2400 Personen, wie National Statistics mitteilte. Erwartet worden war ein Rückgang der Arbeitslosen von 3000 Personen. Im Vormonat war die Zahl nur um revidiert 3400 (vorläufig: minus 4100) Personen gesunken. Die entsprechende Arbeitslosenquote verharrte im Januar mit 4,5 Prozent erwartungsgemäß auf dem Vormonatsniveau.

Alarm an der Zinsfront

Hilfe in der Not ist nicht in Sicht. Die Stützungsmaßnahmen für die Konjunktur sind beendet. Noch hält die Bank of England (BoE) zwar an ihrem Niedrigzins von 0,5 Prozent fest. Aber sie kann Inflationsdaten nicht ewig ignorieren. Zumal der Trend weiter klar nach oben gerichtet ist.

Nach Angaben der Notenbank wird die Inflation in Großbritannien auf kurze Sicht sogar noch höher ausfallen als im November 2010 erwartet. "Die Inflation wird sich kurzfristig wahrscheinlich auf zwischen 4,0 Prozent und 5,0 Prozent beschleunigen und im Jahresverlauf wohl über dem 2-Prozent-Ziel liegen", heißt es in dem jüngsten BoE-Quartalsbericht zur Inflation. Trotzdem soll der Leitzins langsamer angehoben werden als Marktteilnehmer mittlerweile erwarten. Die Abwärtsrisiken für das Wachstum müssten wachsam beobachtet werden, versucht Notenbankchef Mervyn King, Spekulationen über rasche Zinserhöhungen wieder einzufangen. Die Entscheidung sei noch nicht gefallen und "wird auch nicht getroffen bis zu unserer nächsten Beratung oder dem darauffolgenden Treffen - oder auch erst in einigen Quartalen", sagte King.

Der Druck wächst

Bereits im Januar betrug die Teuerungsrate nach amtlichen Preisdaten 4,0 Prozent. Damit liegt die Inflation bereits doppelt so hoch wie die Stabilitätsmarke der Zentralbank. Derart kräftig sind die Lebenshaltungskosten im Vereinigten Königreich seit mehr als zwei Jahren nicht mehr gestiegen. Die BoE hatte zuletzt eine Politik der ruhigen Hand gefahren und trotz der Inflationsrisiken auf Zinserhöhungen verzichtet.

Die britische Notenbank steckt in der Bredouille. Die Geldpolitiker um Gouverneur Mervyn King müssen befürchten, dass der fragile Aufschwung durch eine Zinserhöhung abgewürgt wird, aber die Daten lassen ein Drehen an der Zinsschraube fast unumgänglich erscheinen. Einige Experten rechnen bereits für Mai mit einer ersten Zinserhöhung. Wegen der schwachen Konjunktur gehen andere Analysten davon aus, dass die Notenbank erst in der zweiten Jahreshälfte aktiv wird.

Quelle: ntv.de, ddi/dpa

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