Demo gegen Produktionsverlagerung Großes Zittern bei Daimler
01.12.2009, 16:36 UhrDie Zitterpartie für die Mitarbeiter des Mercedes-Werks in Sindelfingen hält an. Daimler wollte am Dienstag noch nicht bekanntgeben, wo von 2014 an die C-Klasse vom Band rollen wird. Dies verlautete aus Unternehmenskreisen.
Der Vorstand des Autobauers denkt darüber nach, die Fertigung der nächsten Generation der Baureihe aus Kostengründen aus dem größten deutschen Pkw-Werk des Konzerns abzuziehen und in die USA und an andere Standorte zu verlagern. Der Vorstand wollte sich Angaben des Betriebsrates zufolge noch zeitnah mit dem Thema befassen.
Unterdessen demonstrierten tausende Daimler-Mitarbeiter vor den Toren des größten deutschen Pkw-Werks des Konzerns gegen eine Verlagerung in die USA und an andere Standorte. Gesamtbetriebsrats-Chef Erich Klemm sagte, das Risiko sei groß, dass die Fertigung aus Sindelfingen abgezogen werde. Ein solches Szenario werde die Belegschaft aber nicht ohne Gegenwehr hinnehmen. "Wir werden unsere Arbeitsplätze nicht einfach kampflos ins Nirwana verschwinden lassen", sagte Klemm. Für 9. Dezember sei eine Betriebsversammlung geplant, auf der der Vorstand seine Entscheidung erläutern solle.
Zwei Varianten auf dem Tisch
Rund 12.000 Menschen versammelten sich Angaben des Betriebsrates zufolge vor den Toren des Werks und appellierten mit Plakaten und Fahnen an Daimler-Chef Dieter Zetsche, die Fertigung nicht in das US-Werk Tuscaloosa auszulagern. Unterstützt wurde die Daimler- Belegschaft von Beschäftigten anderer Unternehmen wie des Sportwagenbauers Porsche und des weltgrößten Autozulieferers Bosch.
Ein Unternehmenssprecher wollte sich nicht zu einer möglichen Entscheidung äußern. Angaben Klemms zufolge liegen zwei Varianten auf dem Tisch. Bei einer Entscheidung für Szenario eins würde auch die neue Generation der C-Klasse in Sindelfingen, Bremen, Südafrika und China vom Band rollen.
Die zweite Möglichkeit sieht vor, dass die Baureihe künftig gar nicht mehr in Sindelfingen gebaut wird. Stattdessen würden die Kapazitäten in China und Bremen aufgestockt. Als neuer C-Klasse- Standort würde das US-Werk Tuscaloosa (Bundesstaat Alabama) hinzukommen.
Für eine Fertigung in den USA würden aus Sicht des Unternehmens der niedrige Dollar-Kurs und eine Produktion näher am Markt sprechen. Diese Argumente wies Klemm zurück. Deutschland sei eine Exportnation. "Wenn das jeder so machen würde, könnten wir hier bald die Lichter ausmachen." Die bisherige Arbeitsteilung bei der C-Klasse sei ökonomisch sinnvoll und machbar.
5000 Jobs auf der Kippe
Er befürchtet, dass bei einer Verlagerung 3000 Arbeitsplätze in Gefahr sind und auch Kündigungen drohen. Zudem wären seinen Angaben zufolge 2000 Jobs bei den Autozulieferern in der Region bedroht.
In Sindelfingen bauen rund 4500 Menschen die C-Klasse. Pro Tag können in dem Werk nahe Stuttgart nach Angaben des Betriebsrates 1800 Autos gefertigt werden, 660 davon macht die C-Klasse aus.
Quelle: ntv.de, wne/dpa