Selbstfindung kostet Milliarden HP radiert Gewinn weg
22.11.2011, 07:02 Uhr
(Foto: dapd)
Der Zickzackkurs bei Hewlett-Packard kostet den Technologiekonzern einen Großteil seines Quartalsgewinns. Die neue Konzernchefin Whitman versucht mit steigenden Forschungsausgaben die Flucht nach vorne, muss jedoch erst einmal einen trüben Ausblick auf das neue Jahr werfen.
Hewlett-Packard ist nach den Querelen der vergangenen Monate auf dem Boden der Tatsachen angekommen. Der Nettogewinn erodierte im vierten Geschäftsquartal von 2,5 Mrd. Dollar im Vorjahr auf 239 Mio. Dollar. Dafür sorgten neben hohen Abschreibungen und den Überflutungen in Thailand auch eine schwächere Nachfrage.
Der Umsatz ging um drei Prozent auf 32,Mrd. Dollar zurück. Die Erlöse im PC-Bereich, der fast ein Drittel des Konzerngeschäfts ausmacht, gingen dabei leicht zurück. Bei Druckern verzeichnete HP sogar ein Minus von rund zehn Prozent.
Im gesamten Geschäftsjahr, das für HP im Oktober endet, stieg der Umsatz von 126 auf 127,2 Mrd. Dollar. Der Gewinn fiel von 8,8 auf 7,1 Mrd. Dollar. Das war besser als am Markt erwartet worden war.
Strategie-Wirrwarr
HP hatte die Kunden in den vergangenen Monaten mit einem Zickzack-Kurs verwirrt. Erst wollte der deutsche Konzernchef Léo Apotheker sich von dem PC-Geschäft trennen, weil es zu wenig Gewinn bringe. Als daraufhin der Aktienkurs einbrach, wurde Apotheker entlassen. Die ehemalige Ebay-Chefin Meg Whitman, die schließlich das Ruder übernahm, entschloss sich, die PC-Sparte zu behalten. Vielleicht kommt sogar das bereits verabschiedete Tablet TouchPad in einer neuen Version wieder ins Sortiment. Whitman schloss dies zuletzt nicht aus. Allein Apothekers Notbremse beim verlustreichen Geschäft mit der mobilen Plattform webOS belastete die Quartalsbilanz jedoch mit mehr als einer Mrd. Dollar.
Analysten honorierten den Richtungswechsel unter der neuen Chefin Meg Whitman. Die Zahlen stellten eine Stabilisierung dar, sagte Michael Yoshikami von Ycmnet Advisors. Trip Chowdhry von Global Equities gab sich etwas skeptischer: "Definitiv würde ich sagen, dass sich HP in einer Übergangssituation befindet. Ich denke nicht, dass es eine schnelle Lösung für etwa fünf Jahre des Missmanagements gibt." Der Ausblick sei positiv, betonte Shannon Cross.
Harte Zeiten voraus
Whitman bereitete die Investoren auf ein schwieriges Jahr 2012 vor. Erstens zeichne sich ab, dass die Nachfragen von Unternehmen und Privatkunden angesichts der schlechten Wirtschaftslage schwächer ausfallen werde. Außerdem werde die gesamte Branche mindestens im ersten Halbjahr noch die Folgen der Überschwemmungen in Thailand spüren, durch die die Festplatten-Produktion massiv beeinträchtigt wurde. Auch der heimische Konkurrent Dell rechnet deswegen mit Belastungen.
Fürs Geschäftsjahr 2012 rechnet HP vor Sonderposten mit einem Gewinn von mindestens vier Dollar je Aktie nach 4,88 Dollar im Geschäftsjahr 2011. Für das laufende erste Geschäftsquartal erwartet Whitman hingegen deutlich weniger Gewinn, als Analysten errechnet hatten.
Die neue Chefin will mit einer kräftigen Erhöhung der Forschungsausgaben gegensteuern, die jedoch erst in einigen Jahren Früchte tragen werde. Zugleich will sie schnell die Bilanz sanieren. In den vergangenen drei Monaten schrumpften die Bargeldreserven von 13 auf rund 8 Mrd. Dollar, zugleich wuchs die Verschuldung von 19 auf über 22 Mrd. Dollar.
Quelle: ntv.de, nne/dpa/rts