Kaltstart für Interims-Chefin HRE immer noch tiefrot
26.03.2010, 08:46 UhrNach dem überraschenden Rücktritt von Axel Wieandt hat Risikomanagerin Better das zweifelhafte Vergnügen, die Zahlen der verstaatlichten Immobilienfinanzierers zu präsentieren: Wie sich zeigt, steckt die Hypo Real Estate immer noch tief in den roten Zahlen. Der Verlust fällt allerdings geringer aus als befürchtet.
Die verstaatlichte Münchner Immobilienbank Hypo Real Estate (HRE) steckt weiter tief in der Verlustzone fest und rechnet frühestens 2012 wieder mit Gewinnen. 2009 sei ein Vorsteuerverlust von 2,22 Mrd. Euro angefallen nach 5,37 Mrd. im Jahr zuvor, teilte das Institut, das in der Finanzkrise zum Symbol gescheiterter Banken geworden ist, mit. Wie die Branche profitierte die HRE von der Börsenerholung.
Dafür machte dem Konzern die Krise bei gewerblichen Immobilien in vielen Ländern zu schaffen, was sich in einer Kreditrisikovorsorge von 2,09 (Vorjahr 1,65) Mrd. Euro ausdrückte. Die externen Liquiditätshilfen verursachten zudem Kosten von 741 Mio. Euro.
Trotz Kapitalspritzen von bereits sechs Mrd. Euro liegt die Kernkapitalquote inklusive der neuen Verluste bei nur 7,8 Prozent und damit vergleichsweise niedrig. Die HRE hatte immer wieder betont, sie brauche weiteres Kapital. In der Krise wurde sie insgesamt mit Hilfen von rund 100 Mrd. Euro vom Steuerzahler künstlich am Leben gehalten, um einen Dominoeffekt in der Bankenwelt zu verhindern.
Better für Wieandt
Risikochefin Manuela Better, die nach dem überraschenden Rücktritt von Bankchef Axel Wieandt vorübergehend die Bank führt, sagte, die Gruppe solle 2010 weiter verkleinert werden, vor allem durch den Aufbau einer Bad Bank, in der ganze Geschäftsbereiche und toxische Wertpapiere entsorgt werden sollen. Zudem solle die Tochter Deutsche Pfandbriefbank, die zuletzt schon wieder einige Mrd. aus eigener Kraft am Kapitalmarkt aufgenommen hat, dort weiter etabliert werden.

Kaltstart für Manuela Better. Nur einen Tag nach Wiendts Abgang muss sie die Bilanz präsentieren.
(Foto: dpa)
Die Bad Bank dürfte früheren Angaben zufolge ein Volumen von bis zu 210 Mrd. Euro haben. Das als zukunftsträchtig erachtete Geschäft mit Immobilien- und Staatsfinanzierungen in Europa ist in der Pfandbriefbank gebündelt worden. Diese hat noch ein Volumen von rund 130 Mrd. Euro - etwa ein Drittel der einstigen Größe.
Zerwürfnis wegen Boni
Am Vortag war überraschend der als Sanierer von der Deutschen Bank geholte Vorstandschef Wieandt nach nur eineinhalb Jahren zurückgetreten. Er hat sich mit dem Bund, dem Alleineigentümer, wegen der zermürbenden Abstimmung mit der Politik überworfen. Angeblich soll dabei auch die 500.000-Euro-Deckelung seines Postens sowie das Thema Manager-Boni eine Rolle gespielt haben. Es sei sowohl um "Abstimmungsprozesse" als auch um "die Vergütungen für Mitarbeiter" gegangen, bestätigte Aufsichtsratschef Bernd Thiemann. Der Aufsichtsrat sei von dem Rücktritt Wieandts überrascht worden und bedauere den Schritt ausdrücklich.
Quelle: ntv.de, rts