Nordamerika schiebt den Umsatz an Heidelbergcement dreht am Preis
03.05.2012, 08:48 Uhr
"Wir werden unsere erfolgreiche Strategie des gezielten Ausbaus unserer Zementkapazitäten in den Schwellenländern fortsetzen."
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Witterungsbedingt bleibt der Baubranche im Frühjahr meist etwas mehr Zeit als sonst zum Nachdenken, Ausrichten und Ausbessern: Beim größten deutschen Baustoffkonzern drehen sich die Gedanken um die Lage der US-Wirtschaft, die Zukunft in den Schwellenländern und die stark steigenden Kosten.
Preisschübe bei Energie und Reparaturen sowie steigende Frachtenkosten haben dem Baustoffkonzern Heidelbergcement zu Jahresbeginn zugesetzt. In den wegen der winterlichen Witterung auf der Nordhalbkugel traditionell schwachen Monaten Januar bis März vergrößerte sich der Fehlbetrag nach Minderheiten-Anteilen auf 204 Mio. Euro nach 161 Mio. Euro vor Jahresfrist, wie Heidelbergcement mitteilte. Der operative Gewinn schrumpfte um drei Viertel auf 14 Mio. Euro zusammen. Im Vorfeld befragte Analysten hatten im Schnitt lediglich mit einem Rückgang des Betriebsgewinns auf 52,9 Mio. Euro gerechnet.
Die operative Marge erreichte zu Jahresbeginn noch magere 0,5 Prozent nach 2,3 Prozent vor Jahresfrist, da die Einkaufskosten für die energie- und kapitalintensive Zementproduktion schneller als die Erlöse kletterten. Die unerwartet kräftigen Kostensteigerungen will Deutschlands Branchenführer nun auf breiter Front mit Preiserhöhungen kontern. Im vergangenen Jahr waren diese jedoch größtenteils verpufft.
Der Umsatz legte im Auftaktquartal um acht Prozent auf 2,8 Mrd. Euro zu, da Heidelbergcement - wie Konkurrent Cemex - von einem milden Winter und der Konjunkturbelebung in Nordamerika profitierte. Damit glich der Konzern die schwächere Nachfrage in Europa aus, für die Heidelbergcement das kalte Winterwetter und die schwächelnde Konjunktur verantwortlich machte.
Auch wurde mehr Zement verkauft, da die Bautätigkeit dort rege blieb. "Wir werden unsere erfolgreiche Strategie des gezielten Ausbaus unserer Zementkapazitäten in den Schwellenländern fortsetzen", kündigte Vorstandschef Bernd Scheifele an.
Gleichzeitig will er jedoch auch den Schuldenberg von netto 8,4 Mrd. Euro abbauen, um die Bonitätsnote zu verbessern und sich günstiger refinanzieren zu können. Im ersten Quartal sanken die Verbindlichkeiten um 248 Mio. Euro.
Für 2012 sieht sich Vorstandschef Scheifele trotz erwarteter Einbußen im europäischen Zementgeschäft auf Kurs und bekräftigte seine Sparmaßnahmen. Binnen drei Jahren sollen die Ausgaben um 850 Mio. Euro sinken. Bei den Energiekosten und den Personalausgaben sei zwar ein weiterer Anstieg im laufenden Jahr zu erwarten, die Preisschübe schwächten sich aber ab.
Mit Hilfe von Kostensenkungen und gezielten Preiserhöhungen soll die Preisspirale bei Einkauf und Personalaufwand wettgemacht werden. Umsatz und operatives Ergebnis dürften im laufenden Jahr voraussichtlich zulegen, stellte der Vorstand in Aussicht. "Die Nachfrageentwicklung im ersten Quartal hat uns in unserem Ausblick für das Geschäftsjahr 2012 bestätigt", sagte Scheifele vor der anstehenden Hauptversammlung.
Quelle: ntv.de, rts