Wirtschaft

Grünes Licht bei ThyssenKrupp Hiesinger darf umbauen

Ein rotglühendes Stahlband schießt aus der Duisburger Gießwalzanlage.

Ein rotglühendes Stahlband schießt aus der Duisburger Gießwalzanlage.

(Foto: picture alliance / dpa)

An der Spitze des größten deutschen Stahlkonzerns bringt der Nachfolger von Ekkehard Schulz eine erste große Bewährungsprobe glücklich hinter sich: In den Verhandlungen mit der Arbeitnehmerseite erzielt ThyssenKrupp-Chef Heinrich Hiesinger eine wichtige Einigung. Seine gewaltigen Umbaupläne muss er jetzt allerdings ohne betriebsbedingte Kündigungen umsetzen.

Abgekühlt und aufgerollt: Ein Mitarbeiter zählt versandfertige Rohstahlrollen.

Abgekühlt und aufgerollt: Ein Mitarbeiter zählt versandfertige Rohstahlrollen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der neue ThyssenKrupp-Chef Heinrich Hiesinger hat sich die Zustimmung der Arbeitnehmervertreter für den tiefgreifenden Konzernumbau gesichert. Die IG Metall und der Konzernbetriebsrat erzielten mit dem Vorstand eine Vereinbarung mit dem Titel "Zukunft und Beschäftigung", wie die Gewerkschaft mitteilte. Diese sehe unter anderem den Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen vor. Damit sei der Weg frei für die Zustimmung zu den Plänen, die Hiesinger wohl bereits Ende der Woche auf der Aufsichtsratssitzung vorstellen will. "Wir begrüßen die einvernehmliche Lösung", sagte ein ThyssenKrupp-Sprecher.

Hiesinger will Unternehmensbereiche mit einem Umsatz von rund 10 Mrd. Euro verkaufen - etwa ein Viertel der Gesamterlöse des Konzerns. Dazu gehören die Edelstahlsparte und Autozulieferer. Damit will der ehemalige Siemens-Manager die Verschuldung senken und sich Spielraum für Investitionen in Wachstumsbereiche verschaffen. ThyssenKrupp sitzt auf einem Schuldenberg von zuletzt knapp 6 Mrd. Euro. Von den einschneidenden Umbauplänen sind etwa 35.000 der fast 180.000 Beschäftigten betroffen. Die Arbeitnehmervertreter hatten mit einer Ablehnung der Pläne gedroht, sollte Hiesinger keine Zugeständnisse machen.

Nur an "gute und faire" Käufer

"Dieses Ergebnis ist gut", sagte der Vorsitzende des Konzernbetriebsrates, Thomas Schlenz. Der Vorstand habe zugesagt, die Arbeitnehmervertreter frühzeitig in alle Veräußerungsprozesse einzubinden. "Mehr noch: Zukünftig müssen sich potenzielle Käufer noch vor Abschluss eines Kaufvertrages bei den Arbeitnehmervertretern als gute und faire neue Eigentümer qualifizieren."

Rolltreppe nach oben: ThyssenKrupp-Chef Heinrich Hiesinger.

Rolltreppe nach oben: ThyssenKrupp-Chef Heinrich Hiesinger.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Vereinbarung sei ein gutes Zeichen für Hiesinger, betonte IG Metall-Vorstandsmitglied Bertin Eichler, der stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats von ThyssenKrupp ist. "Unser Ziel war von Anfang an, die Chancen, die sich durch die strategische Neuaufstellung ergeben, zu nutzen und die Risiken zu begrenzen."

Gewinne mit Aufzügen und Rolltreppen

ThyssenKrupp sucht traditionell den Ausgleich mit den mächtigen Arbeitnehmervertretern. Diese haben sich offen für die Pläne Hiesingers gezeigt, da sie sich davon mehr Spielraum für Investitionen in Zukunftsbereiche erwarten. Ein Zerwürfnis mit den Arbeitnehmervertretern hätte sich der erst seit Ende Januar amtierende Vorstandschef kaum erlauben können.

Es wird erwartet, dass Hiesinger das Geschäft der Technologiesparte ausbauen wird. Im profitablen Geschäft mit Aufzügen und Fahrtreppen plant der Konzern Zukäufe. Unter seinem Vorgänger Ekkehard Schulz waren die Investitionen vor allem in das Stahlgeschäft geflossen. Die Kostenexplosion bei den neuen Stahlwerken in den USA und in Brasilien macht dem Konzern zu schaffen.

Edelstahl-Sparte an die Börse?

Nach Angaben aus Kreisen der Arbeitnehmervertreter ist weiter offen, ob die Edelstahlsparte verkauft oder an die Börse gebracht wird. "Das ist noch nicht entschieden."

Die unter Überkapazitäten und Preisschwankungen leidende Sparte beschäftigt 11.000 Mitarbeiter und kam zuletzt auf einen Umsatz von knapp 6 Mrd. Euro. Konkurrenten sind der weltgrößte Stahlkonzern ArcelorMittal, die finnische Outokumpu und Acerinox aus Spanien.

Quelle: ntv.de, rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen