Verhärtete Fronten bei Amazon Hunderte Mitarbeiter streiken
27.05.2013, 15:19 Uhr
Amazon-Mitarbeiter in Leipzig streiken
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi fordert für die Beschäftigten des Online-Versandhändlers Amazon die Bezahlung nach den Konditionen des Einzel- und Versandhandels. Das Unternehmen sieht sich dagegen selbst eher als Logistiker und bleibt hart. Verdi droht mit einer Verschärfung des Arbeitskampfes.
Im Tarifkonflikt beim Internet-Versandhändler Amazon bleiben die Fronten verhärtet. In Leipzig haben rund 500 Mitarbeiter die Arbeit niedergelegt, wie die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi mitteilte. Dabei forderten sie die Geschäftsführung zu Verhandlungen auf. Seit dem ersten Streik vor knapp zwei Wochen habe sich Amazon nicht bewegt. "Wir werden erst Ruhe geben, wenn wir einen Tarifvertrag haben", sagte Verdi-Fachbereichsleiter Jörg Lauenroth-Mago. Das Unternehmen beharrt indes weiter auf seiner Position.
Die Gewerkschaft hatte an dem sächsischen Standort die Früh- und die Spätschicht zu ganztägigen Arbeitsniederlegungen aufgerufen. Hintergrund war ein für den Nachmittag geplantes Treffen der Geschäftsführung mit mehreren Kommunalpolitikern in Leipzig. Ein Treffen musste Amazon wegen der Proteste absagen. Verdi hatte zeigen wollen, dass "bei Amazon keine heile Welt herrscht, sondern eine große Unzufriedenheit über die Arbeitsbedingungen".
Für den Fall, dass die Geschäftsleitung weiter keine Verhandlungsbereitschaft zeige, "werden wir den Druck weiter erhöhen", sagte Gewerkschaftssekretär Thomas Schneide. Die Beschäftigten könnten auch mehrere Tage hintereinander in den Ausstand treten. Amazon betonte erneut, der Konzern sehe für seine Mitarbeiter "keinen Vorteil in einem Tarifabschluss". Ein Treffen mit Lokalpolitikern im Leipziger Logistikzentrum musste Amazon wegen der Proteste absagen.
Kein Urlaubs- und kein Weihnachtsgeld
Anders als beim ersten Streik am 14. Mai waren am Montag am größten deutschen Amazon-Standort im osthessischen Bad Hersfeld keine Protestaktionen geplant. In Sachsen und Hessen hatten sich die Verdi-Mitglieder von Amazon in Urabstimmungen für den Arbeitskampf entschieden.
Verdi fordert eine Bezahlung, die dem Branchen-Tarifvertrag des Einzel- und Versandhandels entspricht. Die Unternehmensführung lehnt eine solche Tarifbindung bisher ab, das US-Unternehmen orientiert sich an der Bezahlung in der Logistikbranche. Laut Verdi gibt es kein Urlaubs- und kein Weihnachtsgeld, zudem werden Nachtarbeitszuschläge erst ab Mitternacht gezahlt. Vor zwei Wochen waren deshalb bereits hunderte Beschäftigte in Bad Hersfeld und Leipzig in den Ausstand getreten.
Insgesamt betreibt Amazon in Deutschland acht Logistik- und Versandzentren, dazu zwei Kundenzentren für die Bestell- und Bezahlvorgänge sowie eine Zentrale in München. Amazon ist der weltweit führende Onlinehändler. Der Konzern beschäftigt weltweit mehr als 88.000 Mitarbeiter, davon allein 9000 in Deutschland.
Quelle: ntv.de, rts/dpa/AFP