Scheitern an der Kostenfrage ING rechnet mit Bankensterben
01.03.2013, 16:52 Uhr
ING-DiBa-Chef Roland Boekhout
(Foto: dpa)
Wie viele Banken in Deutschland werden das Zeitliche segnen? Nach Ansicht der Direktbank ING-DiBa wird es einige Geldinstitute treffen. Konzernchef Boekhout zufolge scheiden sich an den Kosten die Geister.
Die Direktbank ING-DiBa rechnet damit, dass in Deutschland Banken verschwinden werden. Viele Wettbewerber hätten zu hohe Kosten und nicht alle würden die Niedrig-Zins-Phase dauerhaft überstehen, sagte ING-DiBa-Chef Roland Boekhout. "Wir werden eine Konsolidierung in der Branche sehen." Deutschlands größte Direktbank spüre zwar auch Druck auf den Gewinn, sei aber robust genug, um sich im schwierigen Marktumfeld zu behaupten. "Wir haben eine solide Kostenstruktur, mit der wir in der aktuellen Lage durchhalten können."
Die ING-DiBa betreibt in Deutschland keine Filialen und lediglich 1200 Bankautomaten. Sie kann Kunden deshalb mit höheren Zinsen locken als die meisten Konkurrenten. Sparkassen und viele andere Institute schimpfen seit langem, dass die ING-DiBa auf ihre Kosten Gewinn macht. ING-DiBa-Kunden können mit ihrer Kreditkarte kostenlos an fast allen Bankautomaten in Deutschland abheben - die ING-DiBa überweist den Instituten dafür pro Abhebung 1,74 Euro und findet das angemessen. Einzelne Sparkassen sehen das anders und haben ihre Geldautomaten so programmiert, dass ING-DiBa-Kunden kein Geld bekommen.
Außerdem verbreite die Konkurrenz Unwahrheiten über die ING-DiBa, klagte Boekhout - und forderte mehr "Fair Play": "Das Nachtreten, wenn der Ball schon weg ist, sollte man wirklich lassen."
Rückzug aus Südeuropa
Im vergangenen Jahr stiegen die Spareinlagen um zehn Prozent auf 95 Milliarden Euro. Anfang 2013 habe die ING-DiBa die 100-Milliarden-Euro-Schwelle überschritten, betonte Boekhout. Die Zahl der Kunden stieg im vergangenen Jahr um gut 300.000 auf 7,8 Millionen. Die Einlagen der Kunden lege die ING-DiBa konservativ an, sagte Boekhout. Ein großer Teil werde für Baufinanzierungen und Privatkredite verwendet oder in sichere Wertpapiere wie deutsche Staatsanleihen investiert.
In Zukunft will ING zudem mehr Kredite an deutsche Großunternehmen vergeben. Derzeit sitze die Tochter der niederländischen Finanzgruppe auf einem Liquiditätspuffer von rund 30 Milliarden Euro, sagte Boekhout.
Ihr Engagement in Südeuropa hat die ING-DiBa im vergangenen Jahr von vier Milliarden Euro auf rund 700 Millionen Euro zurückgefahren - und dabei auch Verluste in Kauf genommen. Außerdem drückten die niedrigen Zinsen aufs Ergebnis, so dass der Vorsteuergewinn um 27 Prozent auf 485 Millionen Euro sank.
Quelle: ntv.de, rts