Stillstand seit zwei Jahrzehnten? Ifo-Experte bezweifelt Aufschwung Ost
03.09.2015, 07:14 Uhr
Pro Kopf gerechnet bleibt die Wirtschaftsleistung im Osten laut Ragnitz noch immer unter Westniveau.
(Foto: picture alliance / dpa)
Wie steht es um den Osten Deutschlands wirklich? Ökonom Ragnitz von der Ifo-Zweigstelle in Dresden zeichnet ein ernüchterndes Bild. Die Vorstellung von einer "Angleichung der Lebensverhältnisse", sagt er, sei "illusorisch".
Vernichtendes Urteil aus Dresden: Die Wirtschaftskraft der ostdeutschen Bundesländer wird nach Einschätzung des Ifo-Instituts auf absehbare Zeit hinter dem Westen Deutschlands zurückbleiben. "Alles spricht dafür, dass Ostdeutschland in den nächsten 25 Jahren nicht aufholen kann", sagte Joachim Ragnitz, stellvertretender Leiter der Ifo-Niederlassung Dresden laut Mitteilung.
Wirtschaftsforscher Ragnitz wird seine Thesen bei einem Vortrag in Tutzing anlässlich der deutschen Wiedervereinigung vor 25 Jahren näher erläutern. Wie vorab bekannt wurde, hält der Ifo-Fachmann für die wirtschaftliche Entwicklung im Osten Deutschlands nicht viel von der Annahme, dass sich die oft zitierten 'blühenden Landschaften' schnell in die Realität umsetzen ließen.
Die Annäherung zwischen Ost- und Westdeutschland sei gemessen an der Wirtschaftsleistung bereits vor zwanzig Jahren zum Stillstand gekommen, stellte Ragnitz fest. Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf der Bevölkerung verharre seit 1995 bei 75 Prozent des westdeutschen Durchschnitts. "Wir sollten von der ohnehin illusorischen Vorstellung einer 'Angleichung der Lebensverhältnisse' Abstand nehmen", meinte Ragnitz.
Den Osten Deutschlands im Blick
Die vom Münchner Ifo-Institut - einer breiteren Öffentlichkeit bekannt vor allem durch das Konjunkturbarometer Ifo-Index - im Jahr 1993 gegründete Niederlassung Ifo Dresden betreibt eigenen Angaben zufolge empirische Wirtschaftsforschung, die "an den besonderen Belangen der neuen Bundesländer und insbesondere des Freistaates Sachsen ausgerichtet ist".
Das Ifo-Institut Dresden erstellt demnach wirtschaftswissenschaftliche Analysen, die sich unter anderem mit "der Bewältigung des Systemwandels und der Wirtschaftsentwicklung in Ostdeutschland" befassen. Gleichzeitig bietet die Ifo-Zweigstelle in Sachsen wirtschaftspolitische Beratung an und versteht sich als "Begegnungsstätte für Wissenschaftler, Politiker und Unternehmer".
Quelle: ntv.de, mmo/dpa