Wirtschaft

"Der Konjunkturmotor läuft rund" Ifo-Index klettert weiter

In Deutschland macht sich Konjunkturbegeisterung breit: Der Ifo-Index, mit dem Münchner Wirtschaftsforscher das Geschäftsklima in der deutschen Unternehmenslandschaft ausloten, steigt im Oktober weiter an. Analysten sind verblüfft: Eine weitere Aufhellung hätten sie den Deutschen nicht zugetraut.

Mit solchen Aussichten reist man gerne ins Ausland: Mit einem freundlichen Geschäftsklima im Rücken kann Wirtschaftsminister Rainer Brüderle ruhigen Herzens den G20-Verhandlungen in Korea entgegensehen.

Mit solchen Aussichten reist man gerne ins Ausland: Mit einem freundlichen Geschäftsklima im Rücken kann Wirtschaftsminister Rainer Brüderle ruhigen Herzens den G20-Verhandlungen in Korea entgegensehen.

(Foto: REUTERS)

Die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Wirtschaft hat sich im Oktober überraschend aufgehellt. Der Ifo-Geschäftsklimaindex stieg von 106,8 Zählern im Vormonat auf aktuell 107,6 Punkte, teilte das Münchner Institut für Wirtschaftsforschung (Ifo) mit. Es war der fünfte Monat in Folge. Erst am Vortag hatte

Der Anstieg im Ifo-Index kam für Beobachter überraschend: Analysten hatten im Schnitt mit einem Rückgang auf 106,5 Punkte gerechnet. Mit einem Plus von 0,8 auf 107,6 Punkte erreichte er den höchsten Stand seit Mai 2007. Die 7000 befragten Manager schätzten sowohl die Aussichten für die kommenden sechs Monate als auch die Geschäftslage besser als zuletzt ein. "Der Konjunkturmotor läuft stabil und rund", sagte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn.

Der Ifo-Index gilt als wichtigster Frühindikator der deutschen Wirtschaft. Er wird monatlich aus der Befragung von rund 7000 Unternehmen aus Industrie, Einzel- und Großhandel sowie Bauwirtschaft ermittelt. Sie schätzten im Oktober ihre derzeitige Geschäftslage noch positiver ein als im Vormonat und zeigten sich auch für die kommenden sechs Monate optimistischer. Der Lage-Index verbesserte sich entsprechend von 109,8 auf 110,2 Punkte, und der Index für die Geschäftserwartungen kletterte von 103,9 auf 105,1 Punkte.

Kein "Boom für immer"

"Das heißt nicht, dass wir nun den Boom für immer bekommen", sagte Commerzbank-Analyst Ralph Solveen. "Aber die deutsche Wirtschaft läuft ordentlich, die Unternehmen verdienen gut. Es spricht im Augenblick nichts gegen ein ordentliches Wachstum."

Die Stimmung verbesserte sich in fast allen Branchen - von der Industrie über das Bauhauptgewerbe bis hin zum Großhandel und zu den Dienstleistern. In der Industrie hellte sich das Klima auch dank positiverer Exporterwartungen auf. Die Industrieunternehmen wollten ihr Personal deutlich aufstocken, erklärte Sinn anhand der ihm vorliegenden Erkenntnisse. Auch in der Bauwirtschaft verbesserte sich die Stimmung. Lediglich im Einzelhandel trübte sie sich etwas ein. Die Stimmung unter den Händlern bleibe damit aber noch immer sehr gut, hieß es. Im Vormonat hatte sich das Geschäftsklima im Einzelhandel so kräftig aufgehellt wie noch nie seit der Wiedervereinigung.

Risikofaktor Währungsstreit

Ifo-Experte Klaus Abberger warnte trotz der guten Daten vor wachsenden Konjunkturrisiken wie den jüngsten Währungsstreitigkeiten auf der politischen Bühne. "Ich würde es nicht Währungskrieg nennen, die Reibereien sind aber schon ein Risikofaktor für die weitere Entwicklung", sagte Abberger. Vor allem China wird vorgeworfen, seine Währung künstlich billig zu halten, um die Exporte anzukurbeln. Es bestünden "enorme Ungleichgewichte" im Welthandel, so Abberger. Um diese abzubauen, müsse China seine Währung aufwerten lassen. Das solle aber behutsam geschehen.

Analysten rechnen für das laufende Schlussquartal mit einem Wirtschaftswachstum von 0,4 Prozent. Für das dritte Quartal - für das die Daten erst im November vorliegen - werden 0,6 Prozent erwartet. Im Frühjahr war das Bruttoinlandsprodukt mit 2,2 Prozent so rasant gewachsen wie noch nie im wiedervereinigten Deutschland. Die Bundesregierung sagt für das zu Ende gehende Jahr ein Wachstum von 3,4 Prozent voraus, das sich 2011 auf 1,8 Prozent abschwächen soll.

Quelle: ntv.de, mmo/rts

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