Optimismus übertüncht Schuldenkrise Ifo-Index steigt überraschend
24.06.2011, 11:01 Uhr
Stahlstechen im Duisburger ThyssenKrupp-Werk.
(Foto: dpa)
Positiver Paukenschlag zum Wochenausklang: Der Geschäftsklima-Index des Ifo-Instituts steigt weiter. Die Experten müssen sich wieder einmal revidieren, denn sie haben ein leichtes Absinken prognostiziert. Laut Ifo-Chef Sinn ist der deutsche Aufschwung robust. Die meisten Experten rechnen aber mit einem Abebben des Aufschwungs.
Die deutsche Wirtschaft trotzt der Schuldenkrise weiter und befindet sich in Rekordlaune. Der Ifo-Geschäftsklima-Index stieg im Juni überraschend auf 114,5 von 114,2 Punkten im Mai, wie das Münchner Institut mitteilte.
Experten hatten im Schnitt mit einem Rückgang auf 113,5 Zähler gerechnet. Damit erreichte das wichtigste deutsche Konjunktur-Barometer den höchsten Stand seit der Wiedervereinigung. "Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einem robusten Aufschwung", sagte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn. Die rund 7000 befragten Manager beurteilten allerdings ihre Geschäftsaussichten skeptischer als zuletzt.
Die Komponente für die Erwartungen fiel auf 106,3 von 107,4 Punkten. Das ist der tiefste Stand seit März 2010. Ihre Lage beurteilten die Unternehmen deutlich besser, der Index kletterte auf 123,3 von 121,5 Punkten.
Aufschwung verlangsamt sich
Nach dem furiosen Auftakt zum Jahresbeginn rechnen die meisten Experten mit einem Abebben des Aufschwungs, vielen Fachleuten zufolge ist der Höhepunkt bereits überschritten. Zudem nehmen die Risiken zu: Die bisher ungelöste Schuldenkrise in der Euro-Zone, drastische Sparpakete von Handelspartnern, die hohen Rohstoffpreise und das maue Wachstum der USA belasten den Ausblick für die exportorientierte deutsche Wirtschaft.
Dennoch trauen ihr Experten für 2011 ein Wachstum von deutlich mehr als drei Prozent zu. Es wäre das zweite Boomjahr infolge.
Sparen ist notwendig
Das Ifo-Institut warnt die Bundesregierung, durch übermäßige den Abbau der enormen Staatsverschuldung zu vernachlässigen. Gerade im Aufschwung müsse gespart werden, sagte Ifo-Konjunkturexperte Klaus Abberger. "Steuererleichterungen bringen natürlich immer etwas für den Konsum." Bei der zuletzt diskutierten Größenordnung von etwa zehn Milliarden Euro werde sich der positive Effekt auf die Konjunktur allerdings in Grenzen halten.
Gerne könne der Staat die sogenannte kalte Progression abbauen, die vor allem kleineren und mittleren Einkommen bei Lohnerhöhungen einen Großteil durch höhere Steuern wieder wegnimmt. Darüber hinaus sei der Spielraum aber begrenzt.
Quelle: ntv.de, rts