Wirtschaft

Einkaufsmanager senken Daumen Industrie beschleunigt Talfahrt

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(Foto: picture alliance / dpa)

Das produzierende Gewerbe in den Euro-Staaten schlittert immer tiefer in die Krise. Der viel beachtete Einkaufsmanagerindex fällt auf den tiefsten Stand seit drei Jahren. Auch die deutsche Industrie hat nichts zu lachen. Weil Aufträge ausbleiben, fahren Unternehmen mehr und mehr die Produktion zurück.

Die Geschäfte in der Industrie der Eurozone laufen so schlecht wie seit über drei Jahren nicht mehr. Der Einkaufsmanagerindex fiel um 1,1 auf 44,0 Punkte, teilte das Markit-Institut zu seiner Umfrage unter 3000 Unternehmen mit. Das ist der schlechteste Wert seit Mitte 2009.

Damit entfernte sich das Barometer weiter von der 50-Punkte-Marke, ab der Wachstum signalisiert wird. "Der Industriesektor ist noch tiefer in die Krise geschlittert", sagte Markit-Chefvolkswirt Chris Williamson. "Er dürfte damit auch im dritten Quartal hauptverantwortlich für ein weiteres Abgleiten der Euro-Zone in die Rezession bleiben."

Die Exportaufträge sanken bereits den achten Monat in Folge. Besonders schwach lief der Handel zwischen den Euro-Ländern. "Dass die Unternehmen wegen der beschleunigten Produktions- und Auftragsrückgänge Stellen gestrichen und ihre Lager geräumt haben, deutet darauf hin, dass die Branchenakteure eine mehrmonatige Schwächephase befürchten", sagte Williamson.

Deutschland steckt mittendrin

Auch wenn Spanien und Griechenland nach wie vor am tiefsten in der Krise stecken, hat die Flaute inzwischen nahezu alle Euro-Länder erfasst. Ein starker Produktionsrückgang und herbe Auftragseinbußen sorgten dafür, dass sich die Talfahrt in der deutschen Industrie im Juli nochmals beschleunigt hat. Der entsprechende Einkaufsmanagerindex sank im Juli auf 43,0 Punkte, nachdem auf Basis vorläufiger Daten noch ein Stand von 43,3 Punkten gemeldet worden war. Im Mai hatte der Index noch 45,0 Punkte erreicht.

Die Betriebe leiden unter einer ganze Latte von Verschlechterungen. Die Produktion wurde das vierte Mal hintereinander zurückgefahren. Hauptursache für das erneute Produktionsminus war der Mangel an Neu- und Folgeaufträgen, die den dreizehnten Monat in Folge schwächer waren. Bei den so wichtigen Auslandsbestellungen schlug erneut ein noch höheres Minus zu Buche als beim Gesamtauftragseingang. Die Unternehmen reduzierten außerdem die Einkaufsmenge im Juli so stark wie zuletzt im Juni 2009 und bauten die Lagerbestände ab. Mit der Beschäftigung ging es daher zügig bergab.

"Unter den vier Schwergewichtsländern der Eurozone ist der deutsche PMI im Juli auf den dritten Platz abgesackt", sagte Markit-Volkswirt, Tim Moore. Das zeige, dass sich die Lage der deutschen Industrie binnen Monatsfrist dramatisch verschlechtert habe. Lediglich Irland ist seit Jahresbeginn auf dem Weg der Besserung und verzeichnet dank steigender Exporte auch wieder Produktionszuwachs.

Lücke im Maschinenbau wird kleiner

Ein kleiner Hoffnungsschimmer deutet sich jedoch im deutschen Maschinenbau an: Die Auftragseingänge haben sich im Juni weiter erholt. Zwar gingen bei den mittelständisch geprägten Betrieben laut Branchenverband VDMA zum achten Mal in Folge weniger Bestellungen ein als ein Jahr zuvor. Die Auftragseingänge lagen real ein Prozent niedriger. Das Minus fiel aber deutlich geringer aus als im Vormonat, als die Ordereingänge im Jahresvergleich noch um sechs Prozent gesunken waren.

Zudem kamen im Juni aus den Euro-Partnerländern 18 Prozent mehr Aufträge. Dahinter stecke allerdings ein äußerst schwacher Vorjahresmonat, erklärte VDMA-Konjunkturexperte Olaf Wortmann. Insgesamt kamen aus dem Ausland im Juni 2012 drei Prozent weniger Aufträge, während das Inlandsgeschäft um drei Prozent stieg. Im ersten Halbjahr insgesamt schrumpfte der Auftragseingang um sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Quelle: ntv.de, dpa/DJ

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