Gerangel um Führungsspitze Infineon kompromissbereit
27.01.2010, 18:46 UhrIm Machtkampf um den Aufsichtsratsvorsitz bietet die Infineon-Spitze rebellischen Aktionären Zugeständnisse an. Infineon-Kandidat Klaus Wucherer kündigte an, für den Fall seiner Wahl nur ein Jahr lang zu amtieren. Während dieser Zeit werde er sich auf die Suche nach einem Nachfolger machen, der von außen kommt. Das klingt nicht nach Unterstützung für den Wunschkandidat der Anleger.
Wucherer betonte, er sehe gute Chancen, dass diese Lösung die Zustimmung der Aktionäre finden werde. Um die Nachfolge des amtierenden Infineon-Aufsichtsratschefs Max Dietrich Kley tobt ein erbitterter Machtkampf. Um einen Neuanfang bei Infineon einzuleiten, wollen auf Initiative des britischen Fonds Hermes einige Anteilseigner einen anderen Chefkontrolleur durchsetzen. Sie wollen auf der Hauptversammlung am 11. Februar den scheidenden ZF-Friedsrichshafen-Manager Willi Berchtold vorschlagen.
Was will der Konkurrent?
Darin sieht Wucherer ein Störmanöver, das Infineon seinen Worten zufolge sehr schaden könnte. "Herr Berchtold hat noch immer nicht erklärt, was er mit dem Unternehmen vorhat", kritisierte Wucherer. Zudem sei die Berchtolds Nominierung sehr überraschend gekommen. Damit habe Berchtold große Verunsicherung auch bei wichtigen Kunden in Kauf genommen. "Dies und eine Konstellation, die den Aufsichtsrat über einen längeren Zeitraum handlungsunfähig machen könnte, führen dazu, dass das Unternehmen Schaden nimmt", sagte Wucherer, der früher Vorstandsmitglied der ehemaligen Infineon-Mutter Siemens war.
Der Manager mahnte, die Zeiten der Unruhe müssten endlich vorbei sein und das Unternehmen die eingeschlagene Strategie weiterverfolgen, die bereits erste Erfolge gezeigt habe. Er unterstütze Infineon-Chef Peter Bauer und die von diesem angestoßene Neuausrichtung. Eine Aufspaltung des Unternehmens stehe nicht zur Debatte, sagte Wucherer.
Wucherer räumte auch Fehler bei der Vorbereitung des Wechsels an der Aufsichtsratsspitze ein. In zahlreichen Gesprächen sei deutlich geworden, dass sich "eine Reihe von Investoren am Anfang des Auswahlprozesses für den Aufsichtsratsvorsitz eine intensivere Kommunikation gewünscht hätte", erklärte der Manager. Mit dem jetzt vorgeschlagenen Vorgehen wolle er den Weg bereiten zu einem starken Aufsichtsratsvorsitzenden, "der breite und ungeteilte Zustimmung von Aktionären und Mitgliedern des Aufsichtsrates gleichermaßen erfährt". Das Kontrollgremium werde der Hauptversammlung 2011 daher einen entsprechend geeigneten Kandidaten zur Wahl stellen, der von außen komme.
Berchtold wollte sich zunächst nicht dazu äußern. Er und die ihn stützenden Aktionäre seien über den Kompromissvorschlag bislang nicht informiert worden, hieß es aus seinem Umfeld.
Quelle: ntv.de, sla/dpa/rts