Trotz abkühlender Wirtschaft Inflation in China steigt stark
09.04.2012, 12:43 Uhr
Mancher Konsument traut seinen Augen kaum...
(Foto: REUTERS)
Trotz Aussichten auf eine Abschwächung des Wirtschaftswachstums ziehen die Verbraucherpreise in China überraschend kräftig an. Vor allem Lebensmittel kosten deutlich mehr als im Vorjahr. Das bringt die Zentralbank des Landes in die Bredouille, denn schnellen die Preise weiter in die Höhe, gefährdet das ihre Möglichkeiten, die Wirtschaftsentwicklung anzufeuern.
Ein starker Anstieg der Lebensmittelpreise hat die Inflation in China überraschend nach oben getrieben. Die Verbraucherpreise legten im März nach Angaben der nationalen Statistikbehörde gegenüber dem Vorjahresmonat um 3,6 Prozent zu. Analysten hatten lediglich mit einem Plus von 3,3 Prozent gerechnet, nachdem die Inflation im Februar noch bei 3,2 Prozent gelegen hatte.
Die Lebensmittelpreise allein kletterten im Jahresvergleich um 7,5 Prozent, nachdem die Teuerung hier im Februar nur rund halb so stark ausgefallen war. "Der März war ein relativ kalter Monat im Norden", erläuterte Li Wei von Standard Chartred in Shanghai. "Das hat wohl dazu beigetragen, dass der Verbraucherpreis-Index für Lebensmittel höher als erwartet ausgefallen ist."
Unter dem Strich fällt der Anstieg der Verbraucherpreise jedoch weiterhin innerhalb des Inflationsziels der Regierung von vier Prozent aus. Im ganzen ersten Quartal stieg die Inflation um 3,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Schwaches Auftaktquartal
Entgegen dieser Preissignale rechnen Ökonomen damit, dass sich das Wachstum der zweitgrößten Volkswirtschaft der Erde im ersten Quartal auf den niedrigsten Stand seit drei Jahren verlangsamt hat. Die genauen Zahlen will das Statistikamt am Freitag vorlegen. Nach vorläufigen Angaben der einflussreichen Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC) dürfte die Wirtschaft im ersten Quartal nur um 8,4 Prozent gewachsen sein - so wenig wie zuletzt nach Ausbruch der globalen Finanzkrise in der ersten Jahreshälfte 2009.
Damit wird China als Wachstumsmotor weniger zur Ankurbelung der schwächelnden Weltkonjunktur beitragen können. Chinas Regierungschef Wen Jiabao hat für dieses Jahr allerdings ohnehin nur 7,5 Prozent Wachstum als Ziel vorgegeben. Im vierten Quartal 2011 lag das Wachstum bei 8,9 Prozent.
Spiel mit dem Strohfeuer
Chinas Notenbank könnte mit einer Lockerung ihrer Geldpolitik gegensteuern, um die Wirtschaftsentwicklung zusätzlich anzufeuern. Nach Ansicht von Experten könnte sie dazu zunächst die Mindestanforderungen für das Kapital der Banken senken. Mit dem Rückgang der Inflation im vergangenen Jahr hatte die Zentralbank im November und Februar schon zweimal die Kapitalanforderungen heruntergeschraubt.
Ein kräftiger Anstieg der Inflation, wie er nun beobachtet wurde, könnte diesen Plänen jedoch einen Strich durch die Rechnung machen, da zusätzliches Wachstum die Preise abermals deutlich nach oben treiben würde. Volkswirte rechnen jedoch nicht mit einer weiteren Verschärfung des Preisdrucks, im Gegenteil: Sie gehen davon aus, dass die Preisteuerung nachlassen wird.
Ein Indiz dafür könnten die bereits fallenden Erzeugerpreise sein, also die Preise, die ein Hersteller für seine Waren erhält. Sie gingen um März um 0,3 Prozent zurück. Dies könne ein Hinweis auf eine Abschwächung der Nachfrage sein. "Das hat Einfluss auf unseren Ausblick, wie schnell sich die Wirtschaft erholt", sagte Analystin Ren Xianfang von IHS Global Insight in Peking.
Quelle: ntv.de, nne/rts/dpa