Wirtschaft

Krise schon abgehakt Investmentbanker obenauf

Von Finanzkrise wollen die Investmentbanken nichts mehr wissen. Die Turbulenzen sind noch nicht ausgestanden, da sehen Top-Banker schon wieder goldene Zeiten und ein traumhaftes Kapitalmarktumfeld voraus.

Vereinzelt knallen schon wieder Champagnerkorken.

Vereinzelt knallen schon wieder Champagnerkorken.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Die Milliardenverluste sind längst vergessen - Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann peilt schon 2011 Rekordgewinne an. Im Gegensatz zu den Boomzeiten vor der Krise versprechen die Institute aber, von ihrer häufig kritisierten Spielkasino-Mentalität abzurücken und auf die riskantesten Geschäfte zu verzichten. Sie wollen sich auf das traditionelle Investmentbank-Geschäft besinnen: Die Beratung bei Fusionen und Kapitalmarkt-Transaktionen. Hier hoffen die Banker nach zwei mauen Jahren schon 2010 wieder auf kräftige wachsende Provisionseinnahmen.

Milliarden-IPOs voraus

Ihr Hauptaugenmerk richten Goldman Sachs, Morgan Stanley, Credit Suisse und andere große Adressen im nächsten Jahr auf die Aktien- und Anleihemärkte und die dort anstehenden Emissionen. In Deutschland setzen sie nach zweijähriger Flaute auch wieder auf größere Börsengänge. So erwartet Christian Zorn, der das Investmentbanking von Morgan Stanley hierzulande mitverantwortet, schon im ersten Quartal die ersten Milliarden-IPOs. "Denn im zweiten Halbjahr gibt es eine Rückschlag-Gefahr für die Aktienmärkte", warnt Zorn. Als erste Kandidaten für Börsengänge gelten Firmen, die seit Jahren in Händen von Finanzinvestoren sind, wie der Chemikalienhändler Brenntag, der BC Partners gehört.

Kräftig verdienen können die Investmentbanken nicht nur bei IPOs, sondern auch bei Kapitalerhöhungen und der Ausgabe von Wandelanleihen und anderer Papiere. "Die deutschen Firmen waren besonders auf der Aktienseite relativ spät und verhalten in puncto Kapitalaufnahme", betont Zorn. Einige wollten nun Zukäufe finanzieren oder sich für neue Krisen rüsten. Sein Haus hat die größte Kapitalerhöhung eines deutschen Industrieunternehmens in diesem Jahr begleitet: Die des Baustoffkonzerns HeidelbergCement. Für 2010 ist er optimistisch, dass Morgan Stanley einen ordentlichen Teil vom Kuchen abbekommt: Er rechnet mit einem Zuwachs der Einnahmen um bis zu 15 Prozent.

Doch ein weiterer Katzenjammer ist nicht auszuschließen.

Doch ein weiterer Katzenjammer ist nicht auszuschließen.

(Foto: REUTERS)

Ähnlich zuversichtliche Töne kommen von der Deutschen Bank. "Im Kapitalmarktgeschäft erwarten wir deutlich mehr Aktivität als in der Vergangenheit", sagt Berthold Fürst, der Leiter des Fusionsberatungsgeschäfts beim Branchenprimus. Experten warnen allerdings, dass es bei Anleihe-Emissionen in diesem Jahr zu Einbußen kommen dürfte. In der Finanz- und Wirtschaftskrise hatten kapitalhungrige Staaten und Firmen einen regelrechten Bond-Boom ausgelöst. Dieser dürfte abebben.

Übernahmehunger nimmt zu

Wie die meisten Investmentbanker sieht Fürst vermehrte Anzeichen für neue Übernahme-Lust der Firmen. "Viele Unternehmen sehen wieder klaren Boden unter den Füßen." Einige fühlten sich nach der Krise als Gewinner und prüften deshalb Zukäufe. Sein Morgan-Stanley-Kollege Kai Tschöke rechnet wieder verstärkt mit Finanzinvestoren, die in den vergangenen beiden Jahren fast in der Versenkung verschwunden sind. Die Finanzierungsbedingungen für Private-Equity-Häuser verbesserten sich allmählich, sagt Tschöke. 2010 sei auch wegen der niedrigen Bewertungen ein gutes Einstiegsjahr. Die Belebung dürfte aber langsam verlaufen: "Wir werden so schnell nicht wieder Boom-Zeiten wie 2006 und 2007 erleben", warnt Wilhelm Reinhardt, Wirtschaftsanwalt der Kanzlei Latham & Watkins.

Die optimistischen Prognosen der Investmentbanker beruhen maßgeblich auf einer günstigen Markt- und Konjunkturerwartung. Dabei setzen sie auch auf die Zentralbanken. Sorgen bereiten würde den Bankern ein zu schnelles Umschwenken der Währungshüter in Richtung restriktive Geldpolitik. Eine rasche Rücknahme der beispiellosen Liquidität an den Märkten würde ihr Geschäft im Kern treffen. "Dann droht ein Rückschlag", warnt Zorn.

 

Quelle: ntv.de, Philipp Halstrick, Reuters

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