Wirtschaft

Erst zur "Hülle", dann zur Abwicklung? Investor legt Angebot für Loewe vor

Loewe-Fernseher sind zwar im Premiumbereich angesiedelt. Dennoch leidet das Unternehmen seit längerem unter der immer härter werdenden Konkurrenz.

Loewe-Fernseher sind zwar im Premiumbereich angesiedelt. Dennoch leidet das Unternehmen seit längerem unter der immer härter werdenden Konkurrenz.

(Foto: picture alliance / dpa)

Einst das Sinnbild für Premium-Fernseher verschläft Loewe die technische Entwicklung des Flachbild-TV. Die Konkurrenz zieht vorbei und Loewe kämpft um die nackte Existenz. Nun gibt ein "konkretes" Angebot neue Hoffnung, allerdings mit einem entscheidenden Haken. Und den haben die Anleger bereits gefunden.

Der kriselnde Fernsehgeräte-Hersteller Loewe kann wieder optimistischer in die Zukunft blicken: Ein Investor hat erstmals ein konkretes, schriftliches Angebot für das deutsche Traditionsunternehmen vorgelegt. Der Interessent wolle den gesamten Geschäftsbetrieb übernehmen, teilte Loewe mit. Das Unternehmen selbst - also die Aktiengesellschaft mit ihren Schulden - will der Käufer hingegen nicht übernehmen. Die Loewe AG wäre damit lediglich kaum mehr als eine Hülle und würde vermutlich abgewickelt werden. Trotzdem solle die Marke Loewe auf diese Weise erhalten bleiben, sagte ein Sprecher des Unternehmens.

Anfang Oktober hatte Loewe Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet. Schon vorher hatte das Unternehmen verzweifelt nach einem Investor gesucht, der Insolvenzantrag verschärfte die Situation dann noch. Wer der Investor ist und wie es nun weitergeht, ist aber noch unklar. Der Name des Interessenten wurde am Montag nicht genannt. Auch muss das nun vorliegende Angebot "noch endabgestimmt und umgesetzt werden", wie Loewe berichtete.

Der Fernsehhersteller will das eingegangene Angebot nun im Detail prüfen und bewerten. Ziel sei es, in den kommenden Wochen "die noch offenen Punkte zu lösen und die erforderliche Vertragsdokumentation zu finalisieren". Offen ist auch, ob noch weitere Angebote eingehen werden.

"Dass sich ein Investor zum Kauf von Loewe entschlossen hat, unterstreicht die hohe Attraktivität der Premiummarke Loewe und des Unternehmens insgesamt", sagte Loewe-Chef Matthias Harsch. Loewe hatte bereits im Juli eine strategische Partnerschaft mit dem chinesischen Fernsehgeräte-Hersteller Hisense geschlossen. Das Unternehmen will damit nach eigenen Angaben vom TV-Produzenten zum Systemanbieter einer Entertainment-Plattform werden.

Tradition verschläft den Trend

Die 1923 in Berlin gegründete Traditionsfirma ist eines der letzten vergleichbaren Unternehmen in Deutschland. Seine im Marktvergleich hochwertigen Fernseher konnte Loewe in den vergangenen Jahren angesichts eines immensen Preisverfalls aber immer schlechter verkaufen.

Loewe setzte zudem lange auf die Röhrentechnik. Die Konkurrenz, vor allem um den Weltmarktführer Samsung, legte ihr Augenmerk viel eher auf die LCD- und Nachfolgetechnologien. Neben Loewe kämpfen aber auch japanische Hersteller wie Sharp - Loewe-Großaktionär - und Sony mit der wachsenden Konkurrenz. Philips hat sein TV-Geschäft bereits veräußert. Auch hier blieb nur der Markenname. Nach dem gleichen Prinzip erging es auch der Traditionsmarke Grundig.

Loewe versuchte jüngst, mit einem kräftigen Stellenabbau gegen die Misere zu steuern und brachte bereits eine Restrukturierung auf den Weg. Die Streichung von zunächst 180 Arbeitsplätzen und ein Sanierungstarifvertrag bildeten die Grundlage dafür, dass die Banken die Kreditlinien von Loewe bis Ende März 2014 verlängert hatten. Zudem brachte das Unternehmen zuletzt neue Produkte auf den Markt.

Trotzdem musste Loewe im Juni den Verlust von mehr als der Hälfte des Grundkapitals feststellen und plante zum Ausgleich des Verlusts zunächst eine einfache Kapitalherabsetzung. An einer anschließenden Kapitalerhöhung sollten sich bestehende Aktionäre und neue Investoren beteiligen. Dies gelang jedoch nicht rechtzeitig. Es folgte der Gläubigerschutz und das Insolvenzverfahren - und nun der mögliche Investor.

An der Börse sorgte die Nachricht trotzdem für schlechte Stimmung. Da der Kaufinteressent sich nicht an der Loewe AG beteiligen will, könnten die Aktionäre letztlich leer ausgehen und ihre Anteile wertlos werden. Der Investor könnte den Geschäftsbetrieb beispielsweise in eine GmbH übertragen. Die Aktie brach zeitweise um mehr als 40 Prozent auf 2,05 Euro ein. Wegen der Probleme des Unternehmens hatte sie bereits in den vergangenen Monaten stark an Wert verloren.

Quelle: ntv.de, bad/AFP/DJ/dpa

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