Inmitten des Preisverfalls Iran drängt zurück auf den Ölmarkt
25.08.2015, 15:06 Uhr
Der Ölpreis fällt seit Wochen.
(Foto: imago/Mint Images)
Es soll kräftig gefördert werden, egal, wie billig Öl ist: Sobald die Sanktionen verschwunden sind, will der Iran seine Ölproduktion kräftig nach oben fahren. Die Weltbank erwartet dann weiteren Preisverfall, ein Rohstoff-Stratege nicht.
Der Iran will seinen Anteil am Erdölmarkt zurückerobern, sobald die Sanktionen gegen das Land im Zuge des Atom-Abkommens aufgehoben sind. Auf den derzeit extrem niedrigen Preis für den Rohstoff soll dabei keine Rücksicht genommen werden. "Wir sollten unser Öl verkaufen, ob der Preis fällt oder bei 100 Dollar pro Barrel liegt", sagte Ölminister Bidschan Sanganeh.
Von der 100-Dollar-Marke ist der Preis derzeit weit entfernt, die Ölpreise liegen derzeit im Bereich um 40 US-Dollar. Als Gründe für den jüngsten Preisverfall gelten vor allem ein Überangebot und die schwächere Wirtschaftsentwicklung in China, einem wichtigen Abnehmer des Rohstoffs.
Sobald die Strafmaßnahmen beendet seien, werde der Iran die Förderung um 500.000 Barrel pro Tag erhöhen, kündigte Sanganeh an. Kurz darauf könne sie um weitere 500.000 Barrel angehoben werden. Der Iran hat nach Angaben der Internationalen Energieagentur (IAE) im Juli rund 2,87 Millionen Fass pro Tag gefördert. Innerhalb einiger Monate könne die Produktion ohne Probleme auf 3,4 Millionen bis 3,6 Millionen Barrel erhöht werden, schätzt die IAE. Allerdings könne der Iran die Förderung wohl weniger stark anheben als geplant, weil zunächst erhebliche Investitionen in die Anlagen nötig seien.
"Am Markt wird die Zukunft gehandelt"
Und was würde eine vollständige Rückkehr Irans auf die Ölmärkte für den Preis bedeuten? Die Weltbank ging Mitte des Monats davon aus, dass sich Öl dann um weitere zehn Dollar verbilligen würde. Commerzbank-Stratege Eugen Weinberg sieht das anders. Die Rückkehr iranischer Exporte sei in den heutigen Ölpreisen bereits nahezu vorweggenommen, sagte er n-tv.de. "Am Markt wird ja stets die Zukunft, nicht die Gegenwart gehandelt. Die erwartete Anhebung iranischer Ölexporte war unseres Erachtens ein wichtiger Grund hinter dem jüngsten Ölpreisrückgang. Eine deutlich größere Überraschung für den Markt wäre, wenn sich die Exporte stark verzögern würden oder das Abkommen doch nicht in Kraft treten würde. In diesem Fall würde Rohöl mit einem Preissprung reagieren."
Der Iran und die fünf UN-Veto-Mächte USA, Russland, China, Großbritannien und Frankreich sowie Deutschland hatten im Juli ein Abkommen ausgehandelt, demzufolge der Iran sein Atomprogramm zurückfährt. Im Gegenzug sollen die Sanktionen schrittweise gelockert werden.
Quelle: ntv.de, jga/rts