Bond-Auktion nach dem Moody's-Urteil Italien bekommt problemlos Geld
13.07.2012, 12:48 Uhr
Hat Zugang zum Kapitalmarkt: Italiens Regierungschef Mario Monti (Archivbild).
(Foto: picture alliance / dpa)
Regierungschef Monti kann aufatmen: Die jüngste Herabstufung der italienischen Kreditwürdigkeit bleibt am Kapitalmarkt zunächst ohne sichtbare Folgen. Eine mit Spannung erwartete Auktion italienischer Staatsanleihen führt sogar zu etwas günstigeren Konditionen.
Trotz der Herabstufung durch die Ratingagentur Moody's hat sich die Refinanzierung von Italiens Schuldenberg etwas verbilligt. In einer mit Spannung erwarteten Auktion nahm Italien vor dem Wochenende zunächst rund 3,5 Mrd. Euro am Kapitalmarkt auf. Der nach dem Rating-Urteil befürchtete Anstieg der Renditen blieb aus: Rom musste Investoren beim Verkauf von dreijährigen Staatsanleihen nicht mehr ganz so hohe Zinsen bieten wie zuletzt.
Die durchschnittliche Rendite sank auf 4,65 Prozent und war damit so niedrig wie seit Mai nicht mehr. Bei der vorigen Emission im Juni lag sie mit 5,3 Prozent noch auf dem höchsten Stand seit Dezember. Auch die Nachfrage fiel zufriedenstellend aus: Das Interesse der Anleger war größer als das Angebot, die Auktion war 1,7-fach überzeichnet. Italien wollte zudem Bonds mit einer Laufzeit bis 2019, 2022 und 2023 begeben.
Die Ratingagentur Moody's hatte die Kreditwürdigkeit Italiens in der Nacht vor der Auktion in einem viel beachteten Schritt zwei Noten tiefer eingestuft. Die Bewertung sei von "A3" auf "Baa2" gesenkt worden, teilten die Bonitätswächter mit. zur Begründung verwiesen sie auf die wirtschaftliche Lage, mögliche Ansteckungsgefahren durch eine etwaige Eskalation in Ländern wie Griechenland und politische Risiken bei der Einhaltung der Sparvorhaben.
Moody's kündigte zudem an, dass eine weitere Herabstufung möglich sei, falls sich die Aussichten für die Wirtschaft weiter verschlechtern oder die Umsetzung von Reformen stocken sollten. Der Ausblick sei deshalb negativ.
Rom kritisiert Moody's
Die italienische Regierung reagierte mit scharfer Kritik auf die Herabstufung. Industrieminister Corrado Passera bezeichnete die Entscheidung der US-Experten als "insgesamt ungerechtfertigt und sogar irreführend". Finanzstaatssekretär Gianfranco Polillo sagte, die Einschätzung der politischen Risiken sei "ganz und gar willkürlich". Italien werde auch bei einem stärkeren Abschwung seine Ziele für das strukturelle Defizit respektieren, sagte Polillo.
Der deutsche Ökonom , der die Bundesregierung als sogenannter Wirtschaftsweiser berät, hält die hohen Refinanzierungskosten Italiens ebenfalls für ungerechtfertigt.
"Man kann nicht erkennen, warum Italien bei einem Defizit von 1,7 Prozent Renditen von 6,0 bis 6,5 Prozent zahlen sollte, während Großbritannien mit einem Defizit von 7,7 Prozent seine Schulden am Markt mit rund zwei Prozent refinanzieren kann", sagte Bofinger der italienischen Zeitung "Corriere della Sera".
Quelle: ntv.de, mmo/rts