Kreditverteuerung durch "Basel III" JP Morgan setzt auf Anleihen
15.09.2010, 09:05 UhrDie Banken brauchen wegen den verschärften Regeln des Reformwerks "Basel III" frisches Kapital. Die Deutsche Bank will sich dieses über eine Kapitalerhöhung beschaffen. Die US-Großbank JP Morgan Chase denkt an Anleihen und die Ausgliederung des Derivategeschäfts. Zudem warnt sie vor Kostensteigerungen - vor allem bei Krediten.
Die US-Großbank JP Morgan Chase erwartet branchenweit höhere Kreditkosten für die Kunden als Folge der neuen Regeln für den Sektor. Das genaue Ausmaß der Verteuerung werde vom Kreditnehmer und der Kreditart abhängen, sagte Bankchef Jamie Dimon. Möglicherweise suchten manche Unternehmen künftig Kreditgeber außerhalb des Bankensektors.
Das nach Vermögenswerten zweitgrößte Geldhaus der USA erwägt nach eigener Auskunft die Ausgabe von Anleihen, um das neue Regelwerk des Baseler Ausschusses ("Basel III") zu erfüllen. Darüber hinaus seien weitere Maßnahmen denkbar, um Geld in die Kasse zu bekommen. Ein Verkauf von Aktien sei dagegen nicht geplant, hieß es.
Derivate-Geschäft vor Ausgliederung?
Wie viele Konkurrenten sieht sich JP Morgan Chase mit einer Fülle von neuen - internationalen und amerikanischen - regulatorischen Auflagen konfrontiert. "Ich beschwere mich nicht", sagte Dimon. Die Änderungen seien kompliziert, aber zu bewältigen. Dimon äußerte sich zuversichtlich, dass sein Haus daraus resultierende Kosten in vielen Geschäftsbereichen auffangen oder dämpfen kann.
Zudem teilte JP Morgan mit, dass durch die Finanzmarktreform Kosten auf das Geldhaus zukämen, die es zu einer teilweisen Ausgliederung seines Derivate-Geschäfts in eine Tochter drängten, die außerhalb des Bankengeschäft tätig ist. Der Kapitalbedarf für die Sparte werde auf rund sechs Milliarden Dollar geschätzt.
Bank of America bleibt gelassen
Die Bank of America hat nach Einschätzung von Konzernchef Brian Moynihan genug Kapital, um die Basel-III-Regeln zu erfüllen. Die größte US-Bank "braucht nicht viel Kapital, um organisch zu wachsen", sagte er. Mit überschüssigem Kapital werde das Institut unter anderem eigene Aktien zurückkaufen.
Die Notenbanken und Bankenaufseher aus den wichtigsten 27 Ländern hatten am Sonntag in Basel härtere Eigenkapitalvorschriften beschlossen, um die Finanzbranche für Krisen besser zu wappnen. Milliardenschwere Rettungsaktionen des Staates sollen so verhindert werden. Zugleich soll das Basel-III-Regelwerk aber vermeiden, dass allzu strenge Fesseln die Kreditvergabe und die Konjunktur abwürgen.
Quelle: ntv.de, DJ