Bondkäufe in Milliardenhöhe Japan stützt Europa
07.03.2011, 10:02 UhrDas hochverschuldete Japan schultert einen Teil des europäischen Schuldenbergs. Für gut eine Milliarde Euro erwirbt die drittgrößte Volkswirtschaft ein Fünftel der Bonds, die im Januar platziert wurden. Kurios dabei, Japan ist die am stärksten verschuldete Industrienation der Welt. Ihre Bonität ist sogar japanischen Ratingagenturen suspekt.
Japan hat den Euro-Ländern mit dem Kauf von Staatsanleihen in Milliardenhöhe beim Kampf gegen die Schuldenkrise geholfen. Aus den staatlichen Devisenreserven seien dafür im Januar 1,03 Mrd. Euro abgezapft worden, teilte das Finanzministerium in Tokio mit.
Damit hat Japan gut ein Fünftel der fünfjährigen Staatsanleihen erworben, die im Januar von der Europäischen Finanzstabilisierungsfazilität (EFSF) platziert wurden. Sie sammelt mit der Ausgabe von Staatsanleihen Geld für den 440 Mrd. Euro großen EU-Rettungsschirm ein, unter den bislang nur das hoch verschuldete Irland geschlüpft ist.
Japan besitzt nach China die zweitgrößten Devisenreserven der Welt. Ihr Wert liegt bei umgerechnet rund 800 Mrd. Euro. Die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt ist zugleich die am stärksten verschuldete Industrienation. Mit mehr als dem Doppelten der jährlichen Wirtschaftsleistung ist der Schuldenberg so hoch wie in keinem anderen Industrieland.
Die Ratingagentur S&P hatte erst im Januar die Kreditwürdigkeit Japans herabgestuft, zur Begründung hieß es, es fehle ein glaubwürdiger Plan zum Abbau der Verbindlichkeiten.
Japan könnte Spitzennote verlieren
Auch in der Heimat droht Japan nun wegen seines Schuldenbergs eine schlechtere Beurteilung seiner Kreditwürdigkeit. Als erstes nationales Ratinginstitut kündigte die japanische Ratingagentur R&I an, sie werde ihre Bestnote für japanische Staatsanleihen von AAA womöglich noch vor regionalen Wahlen im April senken. Grund sei, dass sich die Konsolidierung der öffentlichen Haushalte verzögern könnte, sagte R&I-Chefanalyst Masatoshi Taniguchi. "Wir haben die kommunalen Wahlen im April als ein Ereignis betrachtet, das die politische Lage drastisch wandeln und zu einer eine Ratingänderung von uns führen könnte, aber es könnte auch noch vorher etwas passieren."
Bisher haben beide japanischen Ratingagenturen Japans Kreditwürdigkeit mit Bestnoten bewertet. Jüngst hatten allerdings die beiden weltweit führenden US-Schwergewichte Standard & Poor's und Moody's einen Warnschuss an die Regierung gerichtet und den Reformdruck damit erhöht. Japans Schuldenberg ist etwa doppelt so hoch wie die jährliche Wirtschaftskraft.
Die R&I-Ankündigung dürfte die Nöte von Ministerpräsident Naoto Kan vergrößern, der ohnehin um sein Amt kämpft. Die Regierung ist Umfragen zufolge in der Bevölkerung unbeliebt. Wegen einer fehlenden Mehrheit im Parlament können der Haushalt und eine Steuerreform nicht verabschiedet werden. Der Regierungschef wies am Montag Forderungen nach einem Rücktritt und vorgezogenen Wahlen zurück, nachdem am Sonntag Außenminister Seiji Maehara wegen einer Spendenaffäre zurückgetreten war.
Quelle: ntv.de, rts