Sony bricht ein, Sharp tiefrot Japans Elektronikriesen wanken
02.08.2012, 14:11 Uhr
(Foto: REUTERS)
Der japanische Elektronikkonzern Sony schreibt weiter tiefrote Zahlen, beim Rivalen Sharp ist die Durststrecke viel schlimmer als gedacht. Während Sharp auf die Hife von Foxconn setzt und erstmals seit Jahrzehnten tausende Stellen abbaut, richten sich bei Sony die Augen auf den neuen Konzernchef Hirai.
Der japanische Traditionskonzern Sony fasst auch unter neuer Führung nicht Tritt: Der Walkman-Erfinder erlitt im ersten Geschäftsquartal einen überraschend massiven Gewinneinbruch um 77 Prozent und sah sich veranlasst, seine Jahresziele zu kürzen. Grund für die anhaltende Misere ist neben der Yen-Stärke und der weltweit lahmenden Konjunktur weiterhin das Sorgenkind Fernsehgeschäft.
Die sinkende Nachfrage nach Fernsehgeräten sorgt auch beim heimischen Rivalen Sharp für drastische Schritte: Der Konzern streicht 5000 Stellen, nachdem er für das Quartal einen operativen Verlust ausweisen musste. Auch für das Gesamtjahr rechnet Sharp nun mit einem Fehlbetrag. Beim deutschen Partner Loewe, an dem Sharp knapp 30 Prozent hält, standen ebenfalls Verluste in der Bilanz. Der oberfränkische TV-Hersteller konnte diese aber dank einer neuen Modellreihe zur Fußball-EM verringern.
Sony, Produzent von Vaio-Laptops und Bravia-Fernsehgeräten, navigiert damit bislang ohne wirksames Rezept durch die Krise. Zwar hatte der neue Konzernchef Kazuo Hirai kurz nach Amtsantritt im April versprochen, den Konzern umzubauen, doch bislang ist die Performance für Investoren wenig überzeugend. Der Sony-Aktienkurs sank seit April um mehr als zwei Fünftel. Vor Veröffentlichung der Zahlen hatten die Titel in Tokio gut zwei Prozent fester geschlossen. Hirais Plan umfasst unter anderem den Abbau von 10.000 Jobs sowie den Einstieg in die Medizintechnik.
Sony bekam bei mobilen Geräten die zunehmende Konkurrenz durch Apple, Samsung oder Microsoft zu spüren. Für eine ganze Reihe wichtiger Produkte wie die tragbare PlayStation PSP oder PS Vita-Geräte kürzten die Japaner deswegen ihre Absatzprognose. An tragbaren Kleingeräten will Sony im Gesamtjahr per Ende März 2013 nur noch zwölf Mio. Stück verkaufen, vier Mio. weniger als bislang. Auch der Absatz von Fernsehgeräten dürfte demnach mit 15,5 Mio. um zwei Mio. geringer ausfallen.
Turbulenzen erwartet
Im abgelaufenen Quartal brach bei Sony das operative Ergebnis um 77 Prozent ein auf umgerechnet 65,4 Mio. Euro. Analysten hatten lediglich mit einem Rückgang um 36 Prozent gerechnet. Das Management schraubte zudem die Erwartungen für das Gesamtjahr zurück: Demnach wird nur noch mit einem operativen Gewinn von 1,35 Mrd. Euro gerechnet statt bislang mit 1,87 Mrd. Euro. Auch die europäische Schuldenkrise bekommt der Konzern zu spüren. Europa ist für Sony traditionell wichtiger als für Sharp oder Panasonic, da es dort ein Fünftel seiner Umsätze erzielt - die Konkurrenz nur rund die Hälfte. "Die wirkliche Sorge ist die Euro-Zone", sagen auch Experten. "Wir müssen den Sicherheitsgurt schließen und uns auf Turbulenzen einstellen", sagte Yuuki Sakurai, Analyst bei Fukoku Capital Management.
Verluste im Fernsehgeschäft veranlassten das Management von Sharp unterdessen zu drastischen Maßnahmen: Die Firma streicht nach eigenen Angaben 5000 Stellen oder fast zehn Prozent der Belegschaft. Für das abgelaufene Quartal per Ende Juni wies Sharp einen operativen Verlust von umgerechnet 980 Mio. Euro aus nach einem Gewinn im Vorjahreszeitraum. Für das Gesamtjahr reduzierte der Hersteller von Aquos-Fernsehern seine Prognose ebenfalls massiv: Sharp rechnet nun mit einem operativen Verlust von gut einer Milliarde Euro. Bislang war das Unternehmen von einem Gewinn in Höhe von 200 Mio. Euro ausgegangen.
Problemlöser Foxconn
Das Problem ist vor allem die LCD-Sparte, die unter einem schwachen Fernseher-Absatz leidet. Sharp will beschleunigt eine neue Bildschirm-Technologie einführen, die angeblich Apple für seine Geräte wie das iPad haben will. Schon im Frühjahr hatte Sharp eine Beteiligung an seinem LCD-Werk im westkapanischen Sakai an Hon Hai Precision Industries abgegeben. Die Taiwaner gehören zur chinesischen Foxconn, die wichtiger Lieferant für Apple ist.
Auch darüber hinaus setzt Sharp auf eine Partnerschaft mit Foxconn, um aus dem Schlamassel zu kommen. Das Unternehmen stieg bei Sharp ein und will auch in großem Stil LCD-Panels abnehmen. Die Ankündigung von Frühjahr wurde auch mit angeblichen Plänen für einen Apple-Fernseher in Verbindung gebracht, über den schon seit Monaten spekuliert wird.
Quelle: ntv.de, nne/dpa/rts