Wirtschaft

Prozessbetrug im Kirch-Streit? Justiz durchsucht Deutsche-Bank-Anwälte

Die Staatsanwaltschaft hat wegen des Verdachts auf Prozessbetrüg die Kanzleien der Deutsche-Bank-Anwälte Hengeler Mueller und Gleiss Lutz durchsucht.

Die Staatsanwaltschaft hat wegen des Verdachts auf Prozessbetrüg die Kanzleien der Deutsche-Bank-Anwälte Hengeler Mueller und Gleiss Lutz durchsucht.

(Foto: picture alliance / dpa)

925 Millionen Euro hat die Deutsche Bank für das Ende des Kirch-Prozesses bereits bezahlt. Womöglich kommt der Fall die Bank noch teurer zu stehen. Ermittler nehmen nun sogar ihre Anwälte ins Visier: Top-Manager der Bank sollen vor Gericht gelogen haben.

Finanziell ist der jahrelange Dauerstreit der Deutschen Bank mit der Familie Kirch eigentlich längst abgeschlossen: 925 Millionen Euro zahlt Deutschlands größtes Geldhaus den Erben des TV-Moguls, um den Fall endlich zu den Akten legen zu können. Doch auch nach der zivilrechtlichen Einigung lässt der Fall Kirch der Bank strafrechtlich immer noch keine Ruhe: Wie am Montag bekannt wurde, durchsuchten Ermittler schon am 18. März die Kanzleien der Deutsche-Bank-Anwälte in Frankfurt und München.

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Sprecher der Kanzleien Hengeler Mueller und Gleiss Lutz bestätigten entsprechende Informationen des "Handelsblattes". Demnach gingen die Beamten dem Verdacht der Beihilfe zum Prozessbetrug nach und beschlagnahmten Unterlagen. Zwei Partner von Hengeler Mueller sowie ein Anwalt von Gleiss Lutz hatten die Bank im Kirch-Prozess bis kurz vor dem Vergleich jahrelang beraten. Hengeler Mueller hatte Top-Manager der Bank auch auf ihre Auftritte vor Gericht vorbereitet. Die Deutsche Bank wollte die Ereignisse nicht kommentieren.

Haben Fitschen und Ackermann gelogen?

Führende Manager des Geldhauses müssen nun noch mehr zittern: Die Staatsanwaltschaft München ermittelt seit langen unter anderem gegen den Co-Vorstandschef der Deutschen Bank, Jürgen Fitschen, sowie gegen seine Vorgänger Josef Ackermann und Rolf Breuer wegen versuchten Prozessbetrugs. Der Verdacht: Die Manager sollen sich während des jahrelangen Rechtsstreits abgesprochen und vor Gericht bewusst falsch ausgesagt haben, um Schadenersatzansprüche abzuwehren.

Die Ermittler hatten deshalb auch bereits die Zentrale der Deutschen Bank durchsucht. Die Anwälte könnten der Beihilfe zum Prozessbetrug beschuldigt werden. Die Behörde wollte sich nicht dazu äußern, ob es ein Ermittlungsverfahren auch gegen Hengeler Mueller gebe. Mehrere Anläufe, sich mit Kirch außergerichtlich zu einigen, hatte die Bank platzen lassen. Inzwischen fühlen sich die Manager Finanzkreisen zufolge von ihren Rechtsvertretern schlecht beraten.

Nach Informationen von "Spiegel" und "Süddeutscher Zeitung" schlug Fitschen das Angebot der Anklagebehörde aus, das Ermittlungsverfahren gegen Zahlung einer Geldbuße einzustellen. Hintergrund könnte sein, dass die Finanzaufsicht Bafin Fitschens Eignung als Vorstand anzweifeln könnte, wenn er Bußgeld bezahlt. Die Deutsche Bank wollte sich dazu nicht äußern. Das Geldhaus will es nun offenbar auf einen Prozess ankommen lassen.

Wusste Breuer von Projekt "Barolo"?

Das Medienimperium von Leo Kirch war 2002 zusammengebrochen. Laut einem Urteil des Oberlandesgerichts München hat der ehemalige Deutsche-Bank-Chef Rolf Breuer in einem Interview die Kreditwürdigkeit des Kirch-Konzerns in Zweifel gezogen und damit dazu beigetragen, eine Sanierung des angeschlagenen Unternehmens zu verhindern. Die Deutsche Bank habe bei der Zerschlagung des Kirch-Firmengeflechts lukrative Honorare als Berater verdienen wollen, hatten die Kirch-Erben der Bank vorgeworfen. 

Interne Emails nähren den Verdacht: Laut den Unterlagen gab es bei der Bank ein Geheimprojekt mit dem Codenamen "Barolo" - die Aufspaltung des Kirch-Konzerns - von dem Breuer gewusst haben soll. Vor Gericht hatten Breuer und die anderen Top-Manager der Bank aber immer behauptet, es habe keine Planspiele für eine Zerschlagung der Kirch-Gruppe gegeben.

Quelle: ntv.de, hvg/rts/DJ

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