Wirtschaft

Ex-IWF-Chef Rato vorgeladen Justiz ermittelt wegen Bankia

Die Milliardenverluste der spanischen Großbank Bankia haben ein Nachspiel vor Gericht. Die Justiz leitet Ermittlungen gegen die Ex-Manager des Geldhauses ein. Dazu gehört auch der frühere IWF-Chef Rodrigo Rato.

Die spanische Justiz ermittelt gegen Rodrigo Rato.

Die spanische Justiz ermittelt gegen Rodrigo Rato.

(Foto: REUTERS)

Wegen der Krise um die taumelnde Großbank Bankia hat die spanische Justiz Ermittlungen gegen den früheren Generaldirektor des Internationalen Währungsfonds, Rodrigo Rato, eingeleitet. Der Nationale Gerichtshof ließ ein Klagegesuch gegen Rato und 32 weitere ehemalige Mitglieder des Verwaltungsrats von Bankia zu.

Die mittlerweile verstaatlichte Großbank benötigt zu ihrer Sanierung vom Staat eine Kapitalzufuhr von 23,5 Mrd. Euro. Rato hatte von Januar 2010 bis Mai 2012 an der Spitze des Geldhauses gestanden und die Bank an die Börse gebracht. Das Klagegesuch war von der oppositionellen Partei UPyD (Union für Fortschritt und Demokratie) eingereicht und von der Staatsanwaltschaft für Korruptionsvergehen unterstützt worden.

Die Kläger betrachten den Börsengang von Bankia als einen "massiven Betrug" an Kleinanlegern. Die Aktien verloren in knapp einem Jahr 75 Prozent ihres Werts. Das viertgrößte Geldhaus, das aus einem Zusammenschluss mehrerer Sparkassen um die Caja Madrid hervorgegangen war, steht im Mittelpunkt der spanischen Bankenkrise. Es hat eine Vielzahl fauler Immobilienkredite in seinen Bilanzen. Der Sparkassen-Konzern war wegen der spanischen Immobilienkrise in Schieflage geraten und musste vom Staat gerettet werden.

Kritik von Draghi

Bankia war 2011 aus einer Fusion von sieben Sparkassen (Cajas) hervorgegangen, die durch das Platzen der Immobilienblase ins Schlingern geraten waren. Mitte Juli 2011 gab Bankia inmitten der Euro-Schuldenkrise ihr Börsendebüt. Das war als wichtiger Schritt zur Reform des spanischen Bankensektors gefeiert worden, den die spanische Regierung angeschoben hatte. Damals hatte es in Kreisen geheißen, politischer Druck habe Bankia zu dem Börsengang gezwungen. Mit einer umfangreichen Werbekampagne konnte Bankia vor allem spanische Privatinvestoren zum Kauf von Aktien überzeugen, während das Interesse ausländischer Anleger gering war. Die Papiere wurden damals für 3,75 Euro ausgegeben, aktuell werden sie noch für rund einen Euro gehandelt.

Der Ermittlungsrichter Fernando Andreu lud Rato und andere Beschuldigte zu Vernehmungen vor. Er ließ zunächst offen, welche Vergehen den Verdächtigen konkret zur Last gelegt werden. Die Kläger werfen den früheren Bankia-Managern unter anderem Betrug, Unterschlagung und Bilanzfälschung vor.

Rato war von 1996 bis 2004 spanischer Wirtschafts- und Finanzminister und von 2004 bis 2007 - als Nachfolger von Horst Köhler - Generaldirektor des IWF. Die Kreditvergabe während des Baubooms kann man ihm nicht ankreiden, denn er übernahm den Chefposten bei Bankia erst im Januar 2010. Allerdings hatte er maßgeblichen Anteil daran, dass eine Gruppe maroder Sparkassen um die Caja Madrid zu einer Großbank fusioniert und an die Börse gebracht wurden. Das Madrider Krisenmanagement im Fall der maroden Großbank Bankia hatte der Präsident der Europäischen Zentralban Mario Draghi, mit den Worten beschrieben: "Schlechter hätte man es nicht machen können."

Quelle: ntv.de

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