Da schreit der Lehrer Kanadier steigen bei Zalando ein
02.10.2013, 17:51 Uhr
Zalandos Logistik-Chef David Schröder (l) und Geschäftsführer Rubin Ritter (r) haben nun pensionierte Lehrer im Haus.
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Ein kanadischer Lehrer-Pensionfonds erwirbt Anteile an Europas größtem Internet-Modehändler. Das Berliner Unternehmen schielt zudem weiter auf einen Börsengang. Nach der Expansion gilt das Hauptaugenmerk nun der Konsolidierung.
Europas größter Internet-Modeversand Zalando hat sich bei einer Kapitalerhöhung einen neuen Investor ins Boot geholt und liebäugelt weiter mit einem Börsengang. Der kanadische Lehrer-Pensionsfonds OTPP (Ontarios Teachers' Pension Plan) habe zwei Prozent der Anteile an Zalando erworben, teilte die Berliner Gesellschaft mit. "Das bedeutet, dass wir in der Lage sind, globale Investoren zu gewinnen", sagte Zalando-Geschäftsführer Rubin Ritter der Nachrichtenagentur Reuters. Die Option eines Börsengangs behalte Zalando im Auge, auch wenn sie nicht aktuell auf dem Programm stehe: "Mittelfristig könnte ein IPO sehr attraktiv für uns sein", sagte er. Zalando sollte immer vorbereitet sein und sicherstellen, dass das Unternehmen börsenfähig sei.

In Erfurt hatte Zalando Ende vergangenen Jahres im Beisein von Ministerpräsidentin Lieberknecht (l) und Wirtschaftsminister Machnig (r) Europas größtes Warenlager für Schuhe und Mode eröffnet.
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Finanzielle Details zur Kapitalerhöhung nannte Rubin nicht. Insgesamt wolle Zalando das Kapital um vier Prozent aufstocken und mit den Mitteln das weitere Wachstum finanzieren. Zalando wurde 2008 gegründet, wächst seitdem rasant und macht den Modeketten und Versandhändlern wie Otto zum Teil erhebliche Konkurrenz.
Der vor allem auf Schuhe, aber auch Bekleidung und Accessoires spezialisierte Onlinehändler verdoppelte seinen Umsatz im vergangenen Jahr auf 1,15 Milliarden Euro, wies operativ aber einen Verlust von rund 80 Millionen Euro aus. Mittlerweile ist Zalando in 14 europäischen Ländern aktiv. Die weitere regionale Expansion will das Unternehmen erst einmal ruhiger angehen: "Wir versuchen jetzt, in diesen Märkten besser zu werden", sagte Ritter. Es gebe in Osteuropa einige interessante Märkte, aber aktuell keine Expansionspläne.
OTPP weitet Investments in Internet-Firmen aus
Wer neben OTPP die übrigen zwei Prozent der Anteile im Zuge der Kapitalerhöhung erwerben soll, blieb vorerst unklar. Die beiden größten Zalando-Gesellschafter, die schwedische Beteiligungsgesellschaft Kinnevik und der European Founders Fund der Investoren-Brüder Samwer, machten bei der Kapitalerhöhung jedenfalls nicht mit. Ihre Anteile verwässerten von 37 auf 36,5 Prozent, beziehungsweise von 18 auf 17 Prozent. Der dänische Modeunternehmer Anders Holch Povlsen habe dagegen neue Anteile erworben und so seine Beteiligung bei zehn Prozent konstant gehalten, teilte Zalando mit.
Der kanadische Lehrer-Rentenfonds investiert schon seit einiger Zeit in Internet-Unternehmen. So steckte er im September bereits 160 Millionen brasilianische Real (gut 50 Millionen Euro) in den von Rocket Internet unterstützen brasilianischen Mode-Händler Dafiti. Im vergangenen Herbst stiegen die Kanadier sogar mit 400 Millionen Dollar bei der chinesischen Handelsplattform 360buy ein. Zuletzt wurde spekuliert, der Rentenfonds könne sich auch am Kauf des notleidenden Smartphone-Pioniers Blackberry beteiligen, der ebenfalls in Ontario beheimatet ist.
Quelle: ntv.de, jwu/rts/dpa