Wirtschaft

Stimmungsaufhellung in Eurozone Konjunktur erholt sich nur langsam

Die Konjunkturerholung in der Eurozone ist ein steiniger Weg.

Die Konjunkturerholung in der Eurozone ist ein steiniger Weg.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Wirtschaft im Währungsraum legt nur gemächlich zu. Sorgen bereiten weiter die südeuropäischen Länder. Auch für Deutschland sieht das DIW im vierten Quartal die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Neuen Schwung könnten sinkende Kreditstandards bringen.

Die Konjunkturerholung in der Eurozone fasst weiter Tritt. Im Oktober kletterte die Wirtschaftsstimmung auf den höchsten Stand seit August 2011. Der von der EU-Kommission veröffentlichte Sammelindex stieg auf 97,8 Zähler. Volkswirte hatten 97,3 Punkte erwartet. Damit hat sich der seit Mai verzeichnete Aufwärtstrend nach Darstellung der Kommission zwar weiter fortgesetzt. Doch habe sich die Stärke und Breite der Aufhellung verlangsamt.

Getragen wurde der Anstieg von der zunehmenden Zuversicht in der Industrie und zu einem etwas geringeren Grad vom wachsenden Verbrauchervertrauen. Im Dienstleistungsgewerbe, im Einzelhandel und im Baugewerbe des Euroraums trübte sich die Stimmung dagegen ein. In drei der fünf größten Volkswirtschaften der Eurozone stieg die Wirtschaftsstimmung. Während sie in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden zulegte, sank der Index in Spanien und Italien.

DIW: Deutschland lässt es langsam angehen

Trotz der Indexsteigerung in Deutschland kommt die heimische Wirtschaft zum Jahresende nach Einschätzung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) nur langsam in Schwung. Für das vierte Quartal rechnen die Forscher mit einem Wachstum von 0,4 Prozent im Vergleich zum Vorquartal - nach einem Plus von 0,2 Prozent im dritten Quartal.

"Zuletzt hat das verarbeitende Gewerbe etwas Fahrt aufgenommen", sagte DIW-Konjunkturchef Ferdinand Fichtner. "Die nach wie vor magere Auftragslage und die etwas gedämpfte Stimmung sprechen aber dafür, dass nur mit bescheidenen Zuwächsen zu rechnen ist und die deutsche Wirtschaft unterausgelastet bleibt." Vor allem in den USA, und im Euroraum zeichne sich das Ende der Rezession ab. Dies gebe den deutschen Exporten wieder etwas mehr Schub.

Verhaltene Signale kommen auch vom deutschen Maschinenbau. Die Unternehmen warten weiter auf den erhofften Aufschwung. Nach einem guten Vormonat lagen die Auftragseingänge im September preisbereinigt um sechs Prozent unter dem Vorjahreswert, wie der Branchenverband VDMA bekanntgab. Während das Inlandsgeschäft um 21 Prozent anzog, ging das Auslandsgeschäft der Schlüsselindustrie um 16 Prozent zurück.

Nach Ansicht von VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers sind jedoch sowohl die Inlands- als auch die Auslandsorders massiv verzerrt. Der Rückgang der Nachfrage aus dem Ausland gehe vor allem auf volumenstarke Großaufträge im Vorjahr zurück. Und im Inland halfen demnach Bestellungen von Großanlagen in diesem September dem Geschäft auf die Sprünge. Insgesamt ließen sich aus den Zahlen wenig Rückschlüsse auf die weitere konjunkturelle Entwicklung ziehen.

Denn trotz des neuerlichen Rückschlags bleiben die Maschinenbauer optimistisch: 2014 soll die Produktion nach der Verbandsprognose wieder um drei Prozent anziehen nach einem kleinen Minus von einem Prozent 2013. "Wir hatten zwei Jahre lang rückläufige Investitionen und damit auch eine rückläufige Maschinenproduktion in Deutschland", sagte Wiechers die Hoffnung auf einen Auftrieb auch durch Nachholeffekte.

Euro-Peripherie bereitet weiter Sorgen

Sorgenkind bleibt indes die europäische Peripherie: Zwar hat Spaniens Wirtschaft die jahrelange Rezession hinter sich gelassen und ist im Sommer minimal um 0,1 Prozent gewchsen, wie Daten der Statistikbehörde INE zeigen. Für Schwung sorgten vor allem die Exporte ins Ausland und der boomende Tourismus. Zuvor war die Wirtschaft neun Quartale in Folge geschrumpft.

Doch die Wirtschaftsstimmung trübte sich bei den Sorgenkindern überwiegend ein. Eine positive Ausnahme ist dabei Portugal. "Hier zeigt sich, dass die Peripherie im Oktober nicht weiter Boden gutmachen konnte. Dies stützt unsere These, dass noch nicht alle Probleme in den Krisenländern gelöst sind und in diesen Ländern kein kräftiger Aufschwung zu erwarten ist", sagte Commerzbank-Volkswirt Christoph Weil.

Für Howard Archer von IHS Global Insight besteht die Hoffnung nun darin, dass die steigende Zuversicht zu Investitionen und Konsum führen wird. "Die Kaufkraft der Konsumenten wird von der niedrigen Verbraucherpreisinflation von zuletzt 1,1 Prozent gestützt", sagte Archer.

Firmen kommen leichter an Geld

Zur weiteren Erholung in der Eurozone könnte zudem beitragen, dass für Firmen im Gemeinsamen Währungsraum laut Zentralbank erstmals seit rund vier Jahren die Kreditstandards gesunken sind. Für das vierte Quartal erwarteten die Geldinstitute unter dem Strich eine Lockerung der Bedingungen, heißt es vierteljährlichen Kreditbericht der Europäischen Zentralbank (EZB). Dies habe der Bankensektor seit dem vierten Quartal 2009 nicht mehr geäußert. Auch die Standards für Konsumentenkredite und Hypothekenkredite sollen gelockert werden. An der Umfrage, die von Ende September bis zum 10. Oktober erhoben wurde, nahmen 133 Institute aus der Währungsunion teil.

Wie die Bundesbank mitteilte, gab es im dritten Quartal insgesamt kaum Veränderungen bei der Kreditvergabepolitik deutscher Banken. Für das vierte Quartal 2013 planen die Institute weder bei Unternehmenskrediten noch bei Krediten an private Haushalte nennenswerte Änderungen der Vergabestandards.

Unattraktive Kreditbedingungen und eine schwache Nachfrage belasten die Kreditvergabe im Euroraum seit einiger Zeit. In der Regel läuft die Kreditvergabe an Unternehmen der Konjunktur nach. Da die Euroraum-Wirtschaft im zweiten Quartal gewachsen ist und auch im dritten Jahresviertel gewachsen sein dürfte, müsste sich über kurz oder lang auch die Kreditvergabe erholen. Im September ist das Volumen der ausstehenden Unternehmenskredite erstmals seit längerer Zeit nicht weiter geschrumpft.

Quelle: ntv.de, jwu/DJ/rts

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