Wirtschaft

Jeder gegen jeden Krieg um E-Books

Bremst Amazon die Verlage aus?

Bremst Amazon die Verlage aus?

(Foto: dpa)

Amazon will von Verlagen höhere Rabatte für E-Books rausschlagen. Verlage lehnen das ab. Gleichzeitig versieht das Finanzamt "E-Books-Inside"-Modelle mit zwei Steuersätzen. Am Ende bleibt die Frage: Wie teuer ist ein E-Book wirklich?

E-Books wiegen nur ein paar MB, schonen die Bäume und sind viel günstiger zu produzieren, weil bei digitalen Büchern Druck-, Lager- und Frachtkosten entfallen. Zumindest von letzterem ist man bei Amazon überzeugt. Deshalb will der Versandhändler von Verlagen wie Bonnier höhere Nachlässe für E-Books, die Rede ist von 50 statt wie bisher 30 Prozent. Das sorgt für Streit.

Um den Rabatt durchzusetzen, bediene sich Amazon unlauterer Mittel, klagt Bonnier. Der Online-Händler würde Bücher absichtlich verzögert ausliefern, ist sich die Verlagsgruppe, zu der unter anderem Ullstein, Carlsen und Piper gehören, sicher. Zudem würden leere Lagerbestände erst aufgefüllt, wenn Kunden sie bestellten. Längere Lieferzeiten von bis zu zehn Tagen würden jedoch viele potenzielle Leser abschrecken. Schützenhilfe erhielt Bonnier diese Woche vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels, die gegen Amazon Beschwerde beim Bundeskartellamt eingereicht haben.

Alles für den Kunden?

Amazon streitet die Vorwürfe ab – zumindest teilweise. Würden Kunden Titel wünschen, die vorübergehend nicht auf Lager seien, würden die Titel umgehend bei Bonnier geordert, sagte eine Sprecherin der "Süddeutschen Zeitung". Allerdings kaufe Amazon derzeit tatsächlich von einigen Bonnier-Titeln weniger ein, als normalerweise.

Wer denkt, der Kunde soll von den Rabatten profitieren, der irrt. Der Streit zwischen dem Online-Händler und den Verlagen wird nicht im Interesse der Leser geführt. Es geht darum, wie die Erlöse zwischen den Kontrahenten aufgeteilt werden. Und mit den E-Books trifft Amazon die Verlage an einer empfindlichen Stelle. Denn viele Verlage sind in Sachen digitale Kostenersparnis ganz anderer Meinung. Sie verweisen etwa auf die höheren Forderungen der Autoren, die nun mit dem Selbstverlag drohen können – etwa mit Amazons Self-Publishing-Programm. Zum anderen wird bei E-Books mit 19 Prozent eine deutlich höhere Mehrwertsteuer fällig als bei den Print-Büchern mit 7 Prozent.

Aus für Bundle-Angebote

Ende einer charmanten Idee? Bei Bundle-Angeboten gibt es bislang das Buch für das Regal und das E-Book für unterwegs.

Ende einer charmanten Idee? Bei Bundle-Angeboten gibt es bislang das Buch für das Regal und das E-Book für unterwegs.

(Foto: REUTERS)

Das Steuerproblem erfasst auch ein anderes Produkt, mit dem die Verlage neue, digitale Wege beschreiten wollten: Die Bundle-Angebote, also Bücher mit einem Code für den kostenlosen Download eines E-Books, unterliegen ab dem 1. Juli einer neuen Umsatzsteuer-Regelung. Das Bundesfinanzministerium hat festgelegt, das der E-Book-Anteil solcher Produkte mit 19 Prozent Mehrwertsteuer zu belegen ist, der Teil des Produktes, der das gedruckte Buch ausmacht, aber nur mit den bisher üblichen 7 Prozent.

Wie das praktisch berechnet werden soll, ist unklar. Denn bei den "E-Book inside"-Angeboten geht es den Verlagen darum, einen einheitlichen Preis für ein Buch festzusetzen, das E-Book ist als kostenlose Zugabe gedacht. Oft werden diese Titel ausschließlich in dieser Form angeboten, es gibt also keine separaten Print- und E-Book-Varianten.

Für Verlage wie Haffmans & Tolkemitt ist die neue Umsatzsteuer-Regelung daher auch ein „echter Schildbürgerstreich“. Vor allem da die neue Regelung nicht für andere Kombi-Produkte, wie Bücher, denen eine CD oder DVD beiliegt, gilt. "Wir können unseren Kollegen im Buchhandel nicht zumuten, bei unseren Büchern auf ihren Quittungen zwei Mehrwertsteuersätze auszuweisen", teilte nun Haffmans & Tolkemitt mit und zieht die Konsequenzen: "Unter den neuen rechtlichen Rahmenbedingungen ist es uns nicht mehr möglich unsere Bücher als HardcoverPlus, also als Buch inklusive E-Book, anzubieten."

Erst wenn sich die Rechtssituation wieder ändert, will der Verlag darüber nachdenken, das Programm wieder aufleben zu lassen. Das ist nicht vollkommen ausgeschlossen, denn im Koalitionsvertrag ist eine Absenkung des Mehrwertsteuersatzes für E-Books auf 7 Prozent vorgesehen.

Verlage und Händler werden in jedem Fall weiter erbittert um den Umgang und vor allem den Preis von E-Books streiten. Es geht schließlich ums Überleben.

Quelle: ntv.de

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