Krisenstimmung im Supermarkt Carrefour-Umsatz knickt ein
12.07.2012, 10:19 Uhr
"Das war bei Carrefour nicht so schlecht, wie einige befürchtet hatten."
(Foto: REUTERS)
Die französische Supermarktkette Carrefour leidet unter der anhaltend schwachen Konsumnachfrage in Europa. Im zweiten Quartal geht der Umsatz erneut zurück. Der Einzelhandelsriese hält sich damit allerdings immer noch besser als erwartet - dank der Stärke in Asien und Brasilien.
Der größte europäische Einzelhändler Carrefour hat im zweiten Quartal wegen der zurückgehenden Nachfrage in Spanien und Italien ein Umsatzminus verbucht.
Auf vergleichbarer Basis gingen die Einnahmen um 1,3 Prozent auf 21,72 Mrd. Euro zurück, teilte der Wettbewerber des deutschen Einzelhandelkonzerns Metro mit. Die Zahlen enthalten erstmals keine Angaben mehr aus dem . Carrefour hatte sich kurz vor den Parlamentswahlen in Athen aus dem Land zurückgezogen und die griechische Tochter dem dortigen Joint-Venture-Partner Marinopoulos verkauft.
Im Heimatmarkt Frankreich, in dem die Carrefour mehr als 40 Prozent seiner Geschäfte macht, gingen die Einahmen um 2,1 Prozent zurück. Im französischen Markt verliert das Format des Lebensmittel-Hypermarktes zunehmend an Boden. Der setzt dem Unternehmen zusätzlich zu. Im ersten Halbjahr büßte der Konzern beim Marktanteil 1,4 Prozentpunkte auf 20,9 Prozent ein, wie aus Daten des Marktforschers Kantar Worldpanel hervorgeht.
Das gute Geschäft in Lateinamerika half dem französischen Handelsgiganten, den Umsatzeinbruch einzugrenzen. Allein der stellt für Carrefour mittlerweile die wichtigste Absatzregion nach Frankreich dar. Das Wachstum in den Schwellenländern konnte die Kaufzurückhaltung in Europa teilweise kompensieren. Dank der Geschäfte in Übersee blieb das Minus damit geringer als von Analysten erwartet.
Ladenhüter Balkon- und Gartenmöbel
Im Segment der sogenannten Hypermärkte ging der Umsatz mit 3,5 Prozent auf vergleichbarer Basis stärker zurück als im Gesamtkonzern. Der Absatz von Nicht-Lebensmittel-Produkten wie beispielsweise Garten- und Balkonmöbeln wurde dabei auch von ungünstigen Wetterbedingungen belastet. Im übrigen Europa fielen die Erlöse auf Basis aktueller Wechselkurse um 3,5 Prozent; der Abschwung fiel damit aber nicht mehr so stark aus wie noch im vorangegangenen Quartal.
Carrefour ist nicht der einzige europäische Einzelhändler, der auf dem Heimatmarkt zu kämpfen hat. Der britische Konkurrent Tesco musste in diesem Jahr seine erste Gewinnwarnung in zwanzig Jahren ausgeben, nachdem die Umsätze in Großbritannien mehrere Quartale in Folge gesunken waren und auch das Weihnachtsgeschäft eher schwach verlief. Neben der Schuldenkrise führen auch die Sparmaßnahmen der Regierungen dazu, dass die Kunden ihren Gürtel enger schnallen.
Wachstum im Übersee-Geschäft
In den Schwellenländern laufen die Geschäfte dagegen rund. In Asien erzielte Carrefour einen Umsatzsprung von 14 Prozent, auch dank günstiger Währungseffekte nach der Aufwertung der chinesischen Yuan. In Lateinamerika stiegen die Einnahmen um 2,7 Prozent. Hier wurde das gute Wachstum auf vergleichbarer Basis durch einen negativen Währungseffekt in Brasilien geschmälert.
An der Börse legten Carrefour-Papiere zum Handelsstart 4,6 Prozent zu. Die Aktien von Metro konnten von den Umsatzzahlen des französischen Konkurrenten ebenfalls profitieren. Im Dax waren die Metro-Aktien zeitweise der einzige Gewinner. "Das war bei Carrefour nicht so schlecht, wie einige befürchtet hatten und Metro-Aktien ziehen da mit", erklärte ein Händler mit Blick auf die Kursreaktion.
Quelle: ntv.de, DJ/rts