Aktienkurse fallen Krise verunsichert Anleger
28.08.2013, 08:58 Uhr
An den Aktienmärkten fallen die Kurse.
(Foto: AP)
Die Furcht vor einem US-Militärschlag gegen Syrien hält die internationalen Anleger in Atem. Aktien gehen auf Talfahrt, während Investoren ihr Geld in vermeintlich sicheren Häfen anlegen. An den Märkten stelle man sich jetzt auf das Schlimmste ein, sagt ein Händler.
Der drohende Militärschlag gegen Syrien sorgt an den Finanzmärkten für deutliche Reaktionen: Aktien fallen, Öl und Gold werden teurer. Mit wachsender Sorge werde an den Börsen in Richtung Nahost geschaut, sagte ein Händler. Die USA bereiten wegen der Giftgas-Vorwürfe offensichtlich einen baldigen Angriff von begrenzter Dauer gegen Syriens Machthaber Baschar al-Assad vor, sie werden dabei etwa von Großbritannien, Frankreich und der Türkei unterstützt. Der Sender NBC berichtete, Raketenangriffe auf Ziele in dem Land könnten bereits am Donnerstag beginnen.
Für die Märkte bedeutet dies hohe Unsicherheit, so dass viele Anleger ihr Heil in sicheren Häfen suchen. Von steigenden "weltpolitischen Risiken" sprach Matthew Sherwood von Perpetual in Sydney.
"Die Äußerungen der USA sind mehr als eindeutig, an den Märkten stellt man sich jetzt auf das Schlimmste ein", sagte ein Händler in Frankfurt. Marktanalystin Kim Forrest von Fort Pitt Capital Group ergänzte: "Das könnte ernster werden als die Konfliktherde Iran und Irak, weil Russland mit im Spiel ist, und das kompliziert die Dinge ungemein."
Von Panik könne zwar keine Rede sein, aber angesichts der Schlagzeilen aus der Region gehe der eine oder andere auf Nummer sicher, sagte Greg Matwejew, leitender Händler des Brokerhauses Newedge. Marktstratege Jörg Rahn von Marcard, Stein & Co. mahnte zur Besonnenheit. "Kritisch wird es erst, wenn Iran und Russland mit wirtschaftlichen Konsequenzen auf ein Eingreifen der USA in Syrien reagieren würden." Global-Equities-Analyst David Thebault geht davon aus, dass die Anleger die Unsicherheit für Gewinnmitnahmen nutzen. Zurzeit sei das ganze Ausmaß der Krise noch schwer vorherzusagen, daher machten viele Investoren jetzt Kasse. Andere Börsianer betonten, dass Syrien allein nicht der Grund für die Kursentwicklungen sei. Auch die bevorstehende Drosselung der extrem lockeren Geldpolitik der US-amerikanischen Notenbank präge die Märkte.
Öl wird teurer
Die zunehmende Unsicherheit hat vor allem Auswirkungen auf die Ölpreise. Der Preis für US-Öl erreichte am Morgen den höchsten Stand seit Mai 2011, nachdem die Notierung bereits am Vortag stark zugelegt hatte. Ein Barrel (159 Liter) der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Lieferung im Oktober kostete 112,02 US-Dollar. Das waren 3,01 Dollar mehr als am Vortag. Der Preis für ein Fass der Nordseesorte Brent sprang um 2,75 Dollar nach oben auf 117,11 Dollar. Im Falle eines Militärschlags steige die Gefahr einer Eskalation der Situation im Nahen Osten, was die Ölpreise in Richtung 120 Dollar steigen lassen dürfte, prognostizierten die Analysten der Commerzbank.
Syrien ist zwar kein großer Ölproduzent, doch in der Nähe verlaufen wichtige Seerouten wie der Suez-Kanal und Pipelines für den weltweiten Ölhandel. Außerdem wird befürchtet, dass ein Militärschlag die Spannungen im Nahen Osten verschärfen könnte. Dann sei mit weiter steigenden Ölpreisen zu rechnen, so die Commerzbank.
Den Anlegern am Ölmarkt werde einmal mehr die Instabilität der für die Ölförderung wichtigen Region vor Augen geführt, sagte ein australischer Rohstoffexperte. Schon jetzt sei die Unsicherheit der Anleger am Ölmarkt vor einer Eskalation der Lage groß, beschrieb ein Händler die Stimmung. Die Sorge könnte noch weiter steigen.
Diese Furcht treibt viele Investoren in vermeintlich sichere Häfen. Die Feinunze Gold kostet knapp 1420 Dollar um und verharrt damit auf dem erhöhten Niveau vom Dienstagnachmittag. Auch der Yen steigt – wie häufig in Krisenzeiten – wieder in der Gunst der Anleger. Der Dollar kostet nur noch rund 97 Yen nach Ständen deutlich über 98 Yen am Vortag.
Dax im Minus
An den Aktienmärkten verstärkt die Entwicklung in Syrien den Verkaufsdruck, vor allem konjunktursensible Werte gehören zu den Verlierern. Auch Flug- und Touristikwerte werden in Mitleidenschaft gezogen. In New York schloss der Dow Jones am Dienstag 1,1 Prozent schwächer, was den niedrigsten Stand seit über zwei Monaten bedeutete. Schon am Vortag hatten Aussagen von US-Außenminister John Kerry, nach denen die USA von einem Giftgaseinsatz des Regimes in Damaskus überzeugt sind, den Leitindex ins Minus gedrückt. Der marktbreite S&P-500-Index sank am um 1,5 Prozent, während an der Technologiebörse Nasdaq der Composite 2 Prozent verlor.
Auch die asiatischen Börsen präsentierten sich schwächer. In Deutschland verzeichnet der Dax am Morgen zum Handelsstart Verluste: schon am Dienstag hatte der deutsche Leitindex 2,3 Prozent eingebüßt.
Quelle: ntv.de, jga/rts/dpa/DJ