Wirtschaft

Nachfolger für Josef Ackermann Kronprinz bringt sich in Stellung

Bereits drei Jahre vor dem Vertragsende von Deutsche-Bank-Chef Ackermann gibt es einen Favoriten für seine Nachfolge. Der Londoner Star-Investmentbanker Anshu Jain baue seine Machtfülle aus und bringe sich damit für den Sprung an die Spitze in Stellung, heißt es. Aber noch muss sich Jain einige Sporen verdienen.

Kann Anshu Jain den Thron bei der Deutschen Bank erobern?

Kann Anshu Jain den Thron bei der Deutschen Bank erobern?

Vorstandswechsel bei der Investmentsparte der Deutschen Bank: Der 47-jährige Anshu Jain solle schon bald von seinem Vorstandskollegen Michael Cohrs die alleinige Verantwortung für das gesamte Investmentbanking übernehmen, heißt es in Bankenkreisen. "Dann liegt er im Rennen um die Nachfolge von Konzernchef Josef Ackermann um einige Längen vorne - alleine oder auch in einer Doppelspitze", sagte ein Insider. Eine Vorentscheidung sei dies aber nicht: Jain müsse noch beweisen, dass er nicht nur Milliardensummen im Handel verdienen, sondern auch im klassischen Bankgeschäft eine gute Figur machen könne.

Der gebürtige Inder ist bislang für die Ertragsperle - den Wertpapierhandel - verantwortlich und steuerte hier zuletzt mehr als 90 Prozent des Bankgewinns bei. Das klassische Beratungsgeschäft bei Fusionen und Unternehmensfinanzierungen wird bislang von Cohrs geleitet, dem aber eine gewisse Amtsmüdigkeit nachgesagt wird. "Cohrs Abgang ist nur noch eine Frage von Wochen", sagte ein Eingeweihter. Die Personalie löst seit Tagen Spekulationen in den Medien über die Nachfolge auf dem Top-Sessel der Bank aus. Das "Handelsblatt" nannte Jain auf der Titelseite den neuen "Mister Deutsche Bank".

Ackermann will keine lahme Ente sein

Josef Ackermann will keinen Vorruhestand.

Josef Ackermann will keinen Vorruhestand.

(Foto: dpa)

Im Umfeld des Vorstands wird aber davor gewarnt, die Favoritenrolle des bald alleinigen Investmentbank-Chefs zu überschätzen, da die Entscheidung noch mindestens eineinhalb Jahre auf sich warten lasse. "Ackermann will auf keinen Fall lange als "lame duck" herumlaufen", sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person. Daher werde der Schweizer sich nicht frühzeitig auf einen Kronprinzen festlegen.

Ackermanns Vertrag endet offiziell zur Hauptversammlung 2013 - in Finanzkreisen wird aber ein Abgang ein Jahr früher als wahrscheinlich bezeichnet, sollte er die Geschäftsziele 2011 erreicht haben. Die Bank selbst hält sich hier bedeckt: Ackermanns Vertrag laufe bis 2013, daher entbehrten Spekulationen über seine Nachfolge jeder Grundlage, sagte ein Sprecher.

Keine Chance für Außenseiter

Ackermann hatte unlängst mit der Aussage überrascht, dass er seit Monaten intensiv mit Aufsichtsratschef Clemens Börsig über das Nachfolgethema diskutiert. Dabei geht es Bankkreisen zufolge aber nicht um konkrete Namen, sondern eher um den Fahrplan und Kriterien für einen Nachfolger. Die Bank will dieses Mal ein öffentlich ausgetragenes Gerangel um den neuen Chef vermeiden, wie es vor einem Jahr stattgefunden hat. Damals fand das Institut keinen Nachfolger, so dass Ackermanns Vertrag schließlich verlängert wurde.

Trotz Jains guter Karten gibt es in hochrangigen Bankkreisen auch kritische Stimmen, was seine Eignung für den Chefposten betrifft. So spricht er weiter kaum Deutsch, gilt als vergleichsweise öffentlichkeitsscheu, ist im politischen Berlin wenig verdrahtet und steht vor allem für das hierzulande oft verteufelte Investmentbanking. "Wenn Ackermann schon oft von Politikern nicht verstanden wurde, wird dies bei Jain 100 Mal schlimmer werden", sagte ein Insider. Zudem wird befürchtet, dass unter ihm die alten Gräben zwischen den traditionell gut verdienenden Investmentbankern in London und den anderen Deutsch-Bankern in Frankfurt wieder aufbrechen könnte.

Daher müssen andere Kandidaten für Ackermanns Nachfolge wie Risikovorstand Hugo Bänziger, Privatkundenchef Rainer Neske oder Finanzchef Stefan Krause das Rennen noch nicht aufgeben - zumal auch eine Doppelspitze Bankkreisen zufolge nicht ausgeschlossen ist. Gewiss scheint bislang nur eins: "Angesichts der Fülle an möglichen internen Kronprinzen scheiden externe Kandidaten wohl aus", betonte ein Insider.

Quelle: ntv.de, sla/rts

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