Schlecker-Transfergesellschaft "Kuh noch nicht vom Eis"
19.03.2012, 16:50 Uhr
Proteste von Schlecker-Mitarbeitern begleiten die Gespräche vonVertretern von Bund und Ländern zur Gründung einer Transfergesellschaft.
(Foto: picture alliance / dpa)
Eine Transfergesellschaft soll entlassenen Mitarbeitern helfen, schnell und unbürokratisch einen neuen Job zu finden. Eine solche Auffanggesellschaft sei auch für Schlecker perfekt, sind sich Bund und Länder "grundsätzlich" einig. Über die Finanzierung wird aber noch gestritten.
Die Auffanggesellschaft für die von einer Kündigung bedrohten Mitarbeiter der insolventen Drogeriekette Schlecker nimmt offenbar Formen an. Bis Donnerstag wollen Bund und Länder ein Finanzierungskonzept für festzurren. Bei den Gesprächen dazu sei bisher aber noch "keine abschließende Lösung" gefunden worden, sagte der Vertreter des baden-württembergischen Wirtschafts- und Finanzministeriums, Daniel Rousta, nach Angaben eines Sprechers nach dem Treffen. "Die Kuh ist noch nicht vom Eis."
Grundsätzlich habe man sich aber auf Hilfen verständigt. Bevor die 16 Länder für eine Transfergesellschaft für mehr als 11.000 Beschäftigte bürgen, soll aber ein Wirtschaftsprüfer das Konzept des Insolvenzverwalters unter die Lupe nehmen, erklärte Rousta weiter.
Eine Transfergesellschaft soll entlassenen Beschäftigten dabei helfen, möglichst schnell einen neuen Job zu finden. Betroffene schließen mit der Transfergesellschaft einen Arbeitsvertrag. Sie können höchstens ein Jahr lang beschäftigt werden. Währen dieser Zeit bezahlt die Arbeitsagentur das "Transferkurzarbeitergeld" von 60 Prozent des vorherigen Nettoentgelts für Arbeitnehmer ohne Kind und 67 Prozent für solche mit mindestens einem Kind.
Mitarbeiter protestieren
Vertreter der Politik wollten bei einem Arbeitstreffen in Berlin Wege zur Finanzierung einer solchen Auffanggesellschaft suchen. Dafür ist ein Kredit von rund 70 Mio. Euro nötig. Der Bund machte klar, er selbst werde bei einer Transfergesellschaft finanziell nicht in die Haftung gehen. Die Länder wären somit gefordert.
Vor dem Treffen der Regierungsvertreter forderten drei Dutzend Schlecker-Mitarbeiterinnen mit Trillerpfeifen und Sprechchören Unterstützung von der Politik. "Wir lassen uns nicht verramschen" und "Wir sind es wert", stand auf einigen Plakaten der Frauen.
Vieles noch unklar
Wie viele Schlecker-Beschäftigte wegen der Insolvenz samt Sanierung ihre Jobs verlieren, ist derzeit nicht gesichert. Verdi und der Betriebsrat hatten am Wochenende jedoch erreicht, dass es weniger als die angekündigten 11.750 werden - das liegt auch daran, dass statt 2440 rund 2200 der noch 5400 Filialen schließen.
Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz hatte die Zahl von 11.750 wegfallenden Jobs bei der Vorstellung seines Sanierungskonzepts vor zweieinhalb Wochen genannt. Die Kündigungslisten sollen voraussichtlich Dienstag feststehen. Verdi und der Schlecker-Betriebsrat brauchen nach eigenen Angaben zwei weitere Tage - auch dann bleibe der Zeitdruck enorm. Geiwitz will bereits Anfang April schwarze Zahlen schreiben und Ende Mai mit dem Investorenprozess durch sein.
Quelle: ntv.de, bad/rts/dpa/AFP