Wirtschaft

Neuer Job Kurt Beck berät Pharmakonzern

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Wechsel von der Spitzenpolitik in die Wirtschaft sind keine Seltenheit. Auch der frühere Regierungschef von Rheinland-Pfalz Beck wagt den Quereinstieg. Er berät einen Pharmakonzern - und der kann das gerade gut gebrauchen.

Der frühere rheinland-pfälzische Regierungschef Kurt Beck ist in die Wirtschaft gewechselt. Der im Januar aus Gesundheitsgründen zurückgetretene Sozialdemokrat berät seit Juni den Pharmariesen Boehringer Ingelheim. Das Unternehmen bestätigte einen entsprechenden Bericht des "Handelsblatts".

Der 64-jährige Beck ist Mitglied eines Beraterkreises mit fünf Mitgliedern. Dieser begleitet nach Angaben des Konzerns die Arbeit der Unternehmensleitung und des Gesellschafterausschusses vor allem bei strategischen Fragen. Zu den weiteren Mitgliedern gehört unter anderem BASF-Forschungsvorstand Andreas Kreimeyer. Das Gremium trifft sich fünfmal im Jahr. Zurzeit hat Boehringer Ingelheim in Frankreich mit einer Klage wegen des umstrittenen Gerinnungshemmers Pradaxa zu kämpfen. Schon vor zwei Jahren war das Unternehmen wegen des Medikaments in die Schlagzeilen geraten. Eigentlich sollte es Schlaganfall-Patienten helfen. Die Familien von mehreren verstorbenen Senioren aus Frankreich, die mit dem Mittel behandelt worden waren, hatten Anzeige gegen Boehringer Ingelheim erstattet. Zuvor waren bereits zahlreiche Klagen aus den USA eingegangen. Die Kläger machten Pradaxa für gefährliche, zum Teil tödliche Blutungen verantwortlich. Das Mittel ist seit 2010 zur Schlaganfallprophylaxe zugelassen.

Beck als krisenerprobtes Urgestein

Kurt Beck war als Nachfolger Rudolf Scharpings zwischen 1994 und 2013 rheinland-pfälzischer Ministerpräsident, womit er auch den Vorsitz der Rundfunkkommissionen der Länder übernahm. Er wurde als Landesvater bei den Wahlen 1996, 2001, 2006 und 2011 bestätigt. 2006 gelang es Beck zudem, die SPD im Landtag zur absoluten Mehrheit zu führen. Weniger erfolgreich lief es für Beck in der Rolle des SPD-Parteivorsitzenden: 2006 ins Amt gewählt, wurde er zwei Jahre später nach parteiinternen Querelen im Zuge der Kanzlerfrage regelrecht aus dem Amt gestürzt. Krisen musste Beck auch in der sogenannten Nürburgring-Affäre überstehen. Das anvisierte Vorzeigeprojekt in der Eifel entwickelte sich zu einem Millionengrab, für das Beck maßgeblich Verantwortung übernahm.

Bis zu seinem Rücktritt als rheinland-pfälzischer Ministerpräsident am 16. Januar 2013 war Kurt Beck der dienstälteste Landesvater Deutschlands. Seine Nachfolgerin in der Mainzer Staatskanzlei ist die einstige rheinland-pfälzische Sozialministerin Malu Dreyer.

Mit dem Wechsel von der Spitzenpolitik in die Wirtschaft ist Kurt Beck in bester Gesellschaft. Der ehemalige bayerische Regierungsschef Edmund Stoiber wechselte beispielsweise als Vorsitzender in den Beirat der TV-Sender-Gruppe ProSiebenSat.1. Auch Gerhard Schröder und Joschka Fischer verdienen sich inzwischen ihr Zubrot in der Wirtschaft. Der einstige Außenminister Joschka Fischer beriet unter anderem den Energieriesen RWE beim Bau einer Pipeline. Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder ging auf Schulterschluss mit "lupenreinen Demokraten" Wladimir Putin. Seine guten Beziehungen zu Russland und seinem Präsidenten nutzt Schröder nun als Berater des russischen Erdgasförderers Gazprom. Der frühere hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU) führt inzwischen den Baukonzern Bilfinger.

Quelle: ntv.de, fst/dpa

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