Markus C. Zschabers "Welthandelsindex" Lage ist besser als Stimmung
19.05.2014, 07:02 Uhr
In den Industrienationen läuft es rund, wie Vermögensverwalter Markus C. Zschaber betont. Denn es gebe viele Faktoren, die zuversichtlich stimmen. Das gelte nicht nur für China und die USA, sondern auch für die Eurozone.
Die geopolitischen Spannungen zwischen Russland und der Ukraine bestimmen bereits seit einigen Wochen die Finanzmärkte. "Ich bewerte allerdings eine wirklich schwerwiegende Eskalation dieses Konflikts in Form eines direkten militärischen Konflikts Russlands mit der Ukraine grundsätzlich für unwahrscheinlich", sagt Vermögensveralter Markus C. Zschaber.
Einen geostrategischen Kompromiss gilt es unter allen Umständen anzustreben. Das ist sowohl für Russland als auch den Westen die einzige Möglichkeit, diese Krise mittel- bis langfristig zu lösen. Hierfür benötigen wir in der Ukraine sowohl Präsidentschaftswahlen als auch Parlamentswahlen, denn die Übergangsregierung in der Ukraine weist in großen Teilen Unvermögen auf.
"Wenn ich mir die russischen Risikoprämien, die mit politischen Risiken zusammenhängen, vor Augen halte, bleiben diese ebenso hoch wie die Volatilität bei russischen Anleihen- und Aktienkursen und suggerieren die hohe Anspannung, welche der Markt derzeit mit diesem Thema antizipiert. Damit nimmt der Markt seine Funktion als Frühwarnsystem wahr", führt Zschaber aus.
Fakt ist, diese Konfliktstimmung nimmt bereits ökonomischen Einfluss auf die russische Volkswirtschaft. Der Rubel hat zum US-Dollar bereits rund acht Prozent seit Jahresbeginn abgegeben, so dass die Notenbank gezwungen war, die Zinsen anzuheben um weiteren Kapitalabflüssen entgegenzuwirken. So hat die Zentralbank Russlands den Leitzins zwar bereits um 200 Basispunkte erhöht. Doch es dürften noch weitere Zinserhöhungen erforderlich sein, falls die Nachfrage nach Hartwährungen so hoch bleibt wie im ersten Quartal 2014 und der Druck auf die russische Währung gleichzeitig weiter zunimmt. Dies wird das Wachstum in Russland weiter negativ beeinflussen, da die Investitionstätigkeit quasi eingestellt wird. "Die ökonomischen Daten werden den Druck auf Russland erhöhen, in der Tendenz zunehmend mehr für eine Stabilisation rund um die Ukraine zu sorgen. Der Westen ist gut beraten, dies zu unterstützen", so der Kölner Vermögensverwalter.
In den Industrienationen läuft es dagegen rund. Die USA hat den kalten Winter überwunden, und die gesamtwirtschaftliche Nachfragekurve in der Eurozone klettert Stück für Stück weiter nach oben. "Ich glaube, viele unterschätzen die Strukturdaten aus der Eurozone, welche sich unbestreitbar verbessert haben und jetzt im Rahmen einer konjunkturellen Belebung zusätzlich als positiver Multiplikator wirken", führt Zschaber aus.
"Zwei elementare Faktoren sind meines Erachtens für die konjunkturelle Dynamik in der Eurozone verantwortlich: Zum einen steigen die Investitionen, da die Unternehmen in Sachen Nettoverschuldung Tiefstwerte erreicht haben, ihre Bilanzqualität massiv gesteigert haben und jetzt wieder vermehrt bereit sind Geld auszugeben. Was im Übrigen auch mit den privaten Konsumausgaben korreliert und einen wiedererstarkten Binnenhandel demonstriert. Zum anderen floriert der Außenhandel zunehmend, da die Konkurrenzfähigkeit der Eurozone sich im Vergleich zum Rest der Welt schlicht und einfach verbessert hat, durch die teilweise dramatischen Anpassungsprozesse aus den Vorjahren" so Zschaber weiter.
Hinzu kommt, dass sich das wieder etwas freundlichere außenwirtschaftliche Umfeld weiter günstig auf die Dynamik im Welthandel auswirkt. "Davon profitiert nicht zuletzt auch die Weltindustrieproduktion und damit der globale Investitionsgüterzyklus. Wir haben immer noch erhebliche Untersättigungseffekte in der Weltwirtschaft aufgrund der Krisen aus den letzten Jahren. Wenn unsere Analyse richtig liegt, sollten sich die Kapazitäten im verarbeitenden Gewerbe weiter erhöhen. Dies ist als Reaktion auf die robuste Nachfrage entlang der gesamten internationalen industriellen Wertschöpfungskette zu verstehen und damit als die wichtigste Beweisführung für den expansiven Status, welchen wir seit einigen Monaten erkennen", konstatiert der Kölner Vermögensverwalter.
Der Vermögensverwalter sieht vor allem bei China & Co im zweiten Halbjahr den großen Wachstumsträger der Weltwirtschaft und des Welthandels. Daraus resultiert nach seiner Analyse, dass für 2014 exportorientierte Unternehmen aus ganz Asien von der anziehenden Konjunktur in den Industrieländern profitieren werden. "Wir gehen davon aus, dass der Handel in und mit China sehr stark wachsen wird. China wird den Welthandel in Zukunft gestalten", so Zschaber weiter. Nach Ansichten des Vermögensverwalters wird sich der Warenhandel Chinas in den kommenden vier Jahren auf rund 8,5 Billionen US-Dollar ausweiten. Dies impliziert eine Steigerung von fast 80 Prozent gegenüber 2012. Vor allem der Warenaustausch innerhalb der asiatischen Region sollte dynamisch zulegen und den Hauptanteil der besagten Zunahme ausmachen. Damit steigt die Region rund um China zu dem dominierenden Warenaustauschplatz der näheren Zukunft auf. China ist bereits eine Wirtschaftssupermacht und wird seine Stellung in der Welt weiter stark ausbauen.
Was bedeutet dies für Deutschland? Deutschland bieten diese Entwicklungsschritte überragende Potenziale. Denn Deutschland ist heute bereits bekannt für Produktherstellung, für Problemlösungen komplexer Abläufe und höchste Qualität. "Beides wird durch die Schwellenländer zunehmend mehr nachgefragt, hier kommen vor allem die Effizienz und die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen zum tragen", so der Vermögensverwalter.
"Deutsche Unternehmen sind ein Investment auf die Weltwirtschaft, ich bleibe wirklich zuversichtlich für den Dax und den MDax im aktuellen Jahr. Die Lage ist besser als die gegenwärtig getrübte Stimmung aufgrund der Ukrainekrise", so Zschaber weiter.
Der sich weiter aufhellenden Trend bestätigt auch das aktuelle Ergebnis von 71,3 des Welt-Handelsindex, welches besagt, dass das Tempo der Zuwächse im vergangenen Berichtszeitraum, gemessen an den handelsspezifischen Konditionalitäten wie Bestellmenge, Lagerbestände, Produktionsvolumen, Warenumschlagshäufigkeit und Handelsaktivität einer sehr solide Verfassung dokumentiert. Die Perspektive des Welthandels und der Weltwirtschaft gelten somit als positiv. "Die Weltwirtschaft ist meiner Ansicht nach auf dem besten Wege in den nächsten beiden Jahren mindestens ihr Potenzialwachstum zu erreichen. Es bestehen sogar gute Chancen, dass dies sogar übertroffen wird, sofern keine Verunfallung durch die Politik Realität wird. Wachstumsgrößen von über 4% der Weltwirtschaft in 2014 und 2015 sind zu erwarten", so Zschaber weiter.
Teilbereiche:
Schifffahrt
Mit Blick auf die Detailanalysen zeigt sich in der Schifffahrt ein unverändertes Bild der tendenziellen Erholung an. Positive Entwicklungen sieht Zschaber vor allem beim ansteigenden Handelsverkehr auf den Handelsrouten im innerasiatischen Bereich und zwischen den USA und Asien sowie zwischen Asien und Europa. Auch die Containerumschlagszahlen bestätigen diesen Trend, vor allem in den besagten Regionen. Dies kann nicht zuletzt am Warenumschlag in den größten chinesischen Häfen wie u. a. Tianjan, Ningbo oder Quingdao erkannt werden, sondern auch am wiederzugenommenen Verkehr auf den Wasserstraßen. Diese Entwicklung bestätigen auch empirische Daten aus Südkorea, Singapur und Malaysia. Zusammengefasst, die Belebung der chinesischen Wirtschaft sollte hier vor allem im zweiten Halbjahr 2014 für Wachstumseffekte sorgen. Der kurzfristige Ausblick bleibt positiv, Lagerzyklus sowie die nur geringen Stornierungsquoten unterstreichen die Robustheit der Handelsaktivität.
Lastwagen & Schienentransport
Im Binnenhandel bleibt die Nachfrage (Inlandsnachfrage/Privater Konsum) in allen relevanten Volkswirtschaften wie im Monat zuvor dynamisch, konnte sogar gemessen am Frachtaufkommen per LKW sogar nochmals leicht steigen. Zwar reduzierte sich im Güterverkehr per Schiene die Kapazitätsauslastung in verschiedenen Bereichen, was wir aber eher auf saisonale Effekte zurückführen und weniger auf eine Trendumkehr. Gerade in Deutschland und den USA bleibt das Konsumfundament für eine stabile Inlandsnachfrage intakt. Regional hervorzuheben gilt die Verbesserung der Güternachfrage im LKW-Segment vor allem in Nordamerika/USA. Fakt ist, der Privatkonsum und die Binnennachfrage stützen den Welthandel. Die Lage und die Aussichten bleiben somit positiv. Auch der chinesische Markt zeigt eine robuste Konsumstruktur, die von hohen Importen getragen wird.
Flugtransport
Der Luftfrachtverkehr zeigt eine weitere Belebung der Aktivität an. Wir befinden uns hinsichtlich des Verkehrsaufkommens weiterhin in einem noch unterdimensionierten Umfeld im Vergleich zu anderen Aufschwungsphasen. Zwar entspricht die Aktivität in etwa dem Beladungsverhältnis aus dem vergangenen Jahr, von großen Wachstumssprüngen kann allerdings nur partiell gesprochen werden. Positiv zu bemerken ist, dass sich die Luftfrachtkapazitäten weiter stabilisieren, was dafür spricht, dass die Nachfrage nach Luftfracht steigt. Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage in Südeuropa stabilisiert sich weiter, was das Marktumfeld insgesamt aufwerten sollte. Die Cargo-Kapazitäten zeigen eine leichte expansive Auslastung. Daraus resultiert, dass wir ein Auslastungsniveau im Cargo-Bereich von rund 70 bis 80 Prozent im Lauf der kommenden Monate kalkulieren. Die Nachfrageorientierung nach Flugkapazitäten bleibt aber sehr schwankungsstark bzw. prozyklisch zur eventuellen politischen Krisenszenarien, wie z.B. der Ukraine.
Kaufenswerte Unternehmen:
- Symrise: Der Duft- und Aromenhersteller hat nach Angaben von Zschaber einen glänzenden Start in das neue Geschäftsjahr erwischt. "Vor allem die Kostendisziplin und gutes Lagermanagement ließen den Cash-Flow sprudeln, das war wirklich beeindruckend", so Zschaber.
- Total: Vor allem die Projektplanung beim Ölkonzern Total begeistert den Kölner Vermögensverwalter. Dies lässt Cash-Flow-Steigerungen sehr gut prognostizieren. "Hinzu kommt, dass der Ölkonzern ein überdurchschnittlich gutes Verhältnis aus Reserven zur Produktion aufweist", so Zschaber weiter.
- 3M: Die Umsätze in den vergangenen Monaten zeigen eine deutlich positive Dynamik an. Mit Blick auf den Auftragsbestand sollte sich dies auch im weiteren Jahresverlauf fortsetzen. "Ich sehe gute Chancen, dass wir bei Umsatz und Gewinn positive Überraschungen erleben sollten in 2014", führt Zschaber aus.
Disclaimer: Die benannten Aktien sind nur als begleitende Information zu verstehen und dienen nicht als konkreter Anlage-Ratschlag. Sie stellen keine Anlageberatung, keine Anlagevermittlung, keine steuerliche Beratung, kein Angebot, keine Empfehlung und keine Aufforderung zum Treffen von Anlageentscheidungen oder zum Tätigen von Geschäften in Finanzinstrumenten, wie zum Beispiel den Erwerb oder die Veräußerung von Investmentanteilen und keine sonstige Empfehlung dar.
Neben diesen drei Aktientiteln befinden sich noch eine ganze Reihe weiterer interessanter Aktienunternehmen im sogenannten Welthandelsportfolio, die im Rahmen der Veröffentlichung zum Welthandelsindex zukünftig vorgestellt werden. Das Welthandelsportfolio ist eine musterhafte Allokation von Unternehmen, die hinsichtlich ihrer Absatz- und Produktionsstrukturen am Welthandel direkt beteiligt sind bzw. vom Welthandel und dessen globalen Handelsströmen partizipieren. Das Welthandelsportfolio reagiert auf die Veränderungen des Welthandelsindex und erreicht damit eine hohe Teilnahme an der Wertschöpfung unserer Weltwirtschaft. Dadurch, dass der Welthandelsindex ein dynamisches Gesamtbild des Welthandels zusammengefasst bietet und detailorientierte Analysen auch hinsichtlich der Konjunkturlage ermöglicht, können schnelle und aktive Reaktionen auch im Welthandelsportfolio erfolgen.
Funktionsweise Welt-Handelsindex:
Der Welt-Handelsindex fasst alle relevanten Daten aus den vier primären Transport- und Handelswegen (Schifffahrt, Schiene, Straße und Lufttransport) zusammen, gewichtet diese und verdichtet sie in einem Index. Der Index bietet zum ersten Mal ein Gesamtbild des Welthandelszusammengefasst in einer Zahl, erfasst damit unter anderem auch die Auswirkungen der Globalisierung und überwindet funktionale und regionale Beschränkungen, der zum Beispiel nur regional ausgerichteten Indikatoren. Indexstände oberhalb eines Niveaus von 50 Punkten deuten einen wachsenden Welthandel an, inmitten einer expandierenden Gesamtwirtschaft.
Unterhalb des Niveaus von 50 lässt sich dagegen aussagen, dass die Welthandelsaktivität schrumpft, wobei ab einem Niveau von unter 45 sogar eine deutliche Kontraktion der Gesamtwirtschaft zu erwarten ist.
Quelle: Die Vermögensverwaltungsges. Dr. Markus C. Zschaber mbH stellt den Index monatlich exklusiv dem "Handelsblatt" und dem Nachrichtensender "n-tv" zur Verfügung. Informationen zum Index unter www.welthandelsindex.com oder www.kapitalmarktanalyse.com
Quelle: ntv.de