Damoklesschwert Kreditausfälle Landesbanken bangen weiter
29.04.2010, 16:32 UhrDie Finanzkrise hat die deutschen Landesbanken weiter im Griff. LBBW-Chef Vetter spricht von einem "schwierigen Bankenjahr 2010". Vor allem die Kreditausfälle wirken sich negativ auf die Bilanzen aus. Im vergangenen Jahr haben lediglich die Helaba und die Landesbank Berlin schwarze Zahlen geschrieben.

Hans-Jörg Vetter fürchtet ein dickes Ende bei den Kreditausfällen.
(Foto: dpa)
Die Nachwehen der Finanz- und Wirtschaftskrise quälen die deutschen Landesbanken auch in diesem Jahr. Die größte von ihnen, die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), rechnet mit Kreditausfällen von bis zu einer Milliarde Euro, nur ein Drittel weniger als die 1,52 Milliarden Euro im vergangenen Jahr. "2010 wird ein unverändert schwieriges Bankenjahr", sagte Vorstandschef Hans-Jörg Vetter in Stuttgart.
Auch die NordLB, die die Finanzkrise glimpflich überstanden hatte, geht - rechnet man die Sondereffekte des vergangenen Jahres heraus - nicht von einem Rückgang der Risikovorsorge aus. 2009 war sie auf eine Milliarde Euro angeschwollen, davon entfielen 360 Millionen Euro auf verlustreiche Beteiligungen in der Schweiz und im Baltikum. Für Schiffsfinanzierungen werde sie 2010 sogar mehr Risikovorsorge brauchen als die 320 Millionen Euro des Vorjahres.
Unter den sieben deutschen Landesbanken schlossen 2009 nur die Helaba und die Landesbank Berlin mit Gewinnen ab. Die NordLB rutschte mit 141 Millionen Euro in die roten Zahlen. "Wir wollen 2010 wieder ordentlich schwarze Zahlen schreiben", kündigte Vorstandschef Günter Dunkel in Hannover an. Das gelte auch für das erste Quartal.
LBBW wird "bodenständiger"
Dagegen schloss die LBBW den dritten Jahresverlust in Folge nicht aus. Von Januar bis März schrieb sie zwar mit 136 (Vorjahr: 236) Millionen Euro schwarze Zahlen. Vetter fürchtet aber noch ein dickes Ende bei den Kreditausfällen, wenn die Abschlüsse der Kreditnehmer für 2009 vorlägen. "Dieses Ergebnis ist nicht hochrechenbar", sagte er. Es werde sich aber gegenüber dem Verlust von 1,48 Milliarden Euro 2009 deutlich verbessern. Die Kreditnachfrage sei schwach. "Wir würden hier durchaus mehr machen wollen", betonte Vetter. Viele Firmen kommen erst im Aufschwung in Schwierigkeiten, wenn sie investieren müssen.
Sorgen machen der LBBW die wackligen Finanzmärkte mit ihren "riesenhaften" Schwankungen. Auch in Griechenland sei die Bank engagiert, selbst ein Staatsbankrott würde sie aber nicht in ihrer Existenz gefährden, sagte Vetter. Spanien sieht er trotz der Rating-Herabstufungen für das Land gelassen: "Wir haben da momentan einen negativen Hype."
Auf Geheiß der EU muss die LBBW bis 2013 ihre Bilanzsumme um 40 Prozent eindampfen. Vetter will die Bank "bodenständiger" ausrichten. Die einst 90 Milliarden Euro schweren Bestände an riskanten Wertpapieren, in die die Bank überschüssige Mittel steckte, sollen ganz abgebaut werden, bei großen gewerblichen Immobilienprojekten will sich die Bank auf Baden-Württemberg beschränken, auf bestehende Projekte wurden 300 Millionen Euro, ein Viertel des Buchwerts, abgeschrieben. Auch Kredite für schuldenfinanzierte Übernahmen will sie nicht mehr vergeben.
"Große Verunsicherung"
Traumrenditen seien damit zwar nicht möglich, sagte Vetter. Zwölf Prozent Eigenkapitalrendite seien aber das Ziel für 2013. Von da an sollen auch die Eigentümer - Land, Sparkassen und Stadt Stuttgart - die fünf Milliarden Euro zurückbekommen, die die Bank bei ihnen eingesammelt hat. 836 Millionen Euro im Jahr muss die LBBW ausgeben, um die Kosten der Kapitalspritze und der Abschirmung riskanter Papiere zu decken, 700 Millionen Euro will Vetter dafür einsparen. 2500 der 13.600 Stellen sollen deshalb wegfallen. "Wir haben in der Bank eine große Verunsicherung", gestand er ein.
Auch die NordLB zahlte für ihre Ausflüge ins Ausland Lehrgeld: 134 Millionen Euro kostete ein Betrugsfall bei der Beteiligung Skandifinanz in der Schweiz, mit 228 Millionen Euro belastete sie das Gemeinschaftsunternehmen mit der DnB Nor im Baltikum, DnB Nord. Die NordLB prüft deshalb einen Verkauf ihres 49-prozentigen Anteils an die DnB Nor. "Wir verhandeln hart, aber ergebnisoffen", sagte Dunkel.
Quelle: ntv.de, rts