Aufarbeitung des Parmalat-Crashs Lange Haft für Ex-Chef
09.12.2010, 19:29 UhrCalisto Tanzi muss für 18 Jahre ins Gefängnis. Insolvenzbetrug und die Bildung einer kriminellen Vereinigung werden dem 72-Jährigen zur Last gelegt. Das von Tanzi gegründete Unternehmen Parmalat war 2003 bankrott gegangen. Tanzi war bereits Ende 2008 wegen Börsenmanipulation zu zehn Jahren Haft verurteilt worden.
Sieben Jahre nach dem spektakulären Zusammenbruch des italienischen Nahrungsmittelkonzerns Parmalat ist Firmengründer Calisto Tanzi zu einer langen Haftstrafe verurteilt worden. Nach dem Urteil des Gerichts in Parma soll der 72-Jährige wegen Insolvenzbetrugs und Bildung einer kriminellen Vereinigung für 18 Jahre hinter Gitter. Zudem sollen er und weitere frühere Manager zwei Milliarden Euro Entschädigung zahlen.
Parmalat - damals eines der Prunkstücke der italienischen Unternehmen - war bankrott gegangen, als Weihnachten 2003 ein Loch von damals mehr als 14 Milliarden Euro in der Bilanz entdeckt wurde. Bei einigen Auslandsguthaben des Unternehmens handelte es sich um pure Luftbuchungen. Von der Pleite sind auch rund 135.000 italienische Kleinanleger betroffen, die in den Konzern investiert hatten. Mehr als 30.000 von ihnen traten als Zivilkläger auf. Der Prozess hatte im März 2008 in Parma, dem Sitz von Parmalat, begonnen.
Parmalat war 2005 an die Börse zurückgekehrt. Die zwei Milliarden Euro Entschädigung soll der Konzern erhalten. Die Kleinanleger sollen zudem im Wert von fünf Prozent ihrer Parmalat-Anleihen entschädigt werden.
Anklage forderte 20 Jahre Haft
Tanzi war bereits Ende 2008 in einem anderen Prozess in Mailand wegen Börsenmanipulation zu zehn Jahren Haft verurteilt worden. Diese Strafe war im Mai bestätigt worden. Dennoch muss der 72-Jährige wegen seines Alters nicht im Gefängnis sitzen. Ob er nach dem neuen Urteil seine Gefängnisstrafe antreten muss, wird das oberste Berufungsgericht Italiens entscheiden.
Die Staatsanwaltschaft in Parma hatte 20 Jahre Haft für Tanzi gefordert. Neben dem ehemaligen Vorstandschef, der das Unternehmen 1961 im Alter von 22 Jahren gegründet hatte, saßen sein Bruder Giovanni, Finanzchef Fausto Tonna und weitere Manager auf der Anklagebank. Für sie alle hatte die Staatsanwaltschaft langjährige Haftstrafen gefordert.
Die Anwälte Tanzis hatten argumentiert, ihr Mandant habe nur das Unternehmen retten wollen - schuld seien die Banken, die den Kleinanlegern Parmalat-Anleihen verkauft hätten, obwohl sie von der drohenden Pleite des Unternehmens wussten. In einem weiteren Prozess in Mailand wird gegen Angestellte der Citigroup, der Deutschen Bank, Morgan Stanley und Bank of America verhandelt.
Quelle: ntv.de, AFP