Investoren beklagen Hinhaltetaktik Leighton droht Sammelklage
01.09.2011, 11:38 UhrDer spanische ACS-Konzern hat wenig Freude an seiner Eroberung von Hochtief samt australischer Tochter Leighton. Bei Leighton knirscht es wieder im Getriebe. Nicht nur, dass die einstige Ertragsperle Löcher in die Hochtief-Bilanz reißt, jetzt droht auch noch eine Sammelklage von Investoren wegen verschleppter Offenlegungspflicht.
Der australischen Hochtieftochter Leighton droht wegen ihrer Gewinnwarnung im April eine Sammelklage von Investoren. Die Kanzlei Maurice Blackburn kündigt die Klage am Donnerstag an und warf dem Baukonzern vor, seine fortlaufende Offenlegungspflicht verletzt zu haben. Leighton habe ihre Anteilseigner nicht rechtzeitig über Kostensteigerungen, Verzögerungen bei zwei Großprojekten und die Notwendigkeit weiterer Abschreibungen bei einem Joint Venture informiert.

Die Hochtief-Beteiligung Leighton in der australischen Kohlemine Moorvale.
(Foto: Hochtief/Pressearchiv)
Leighton kündigte an, sich energisch verteidigen zu wollen, noch sei aber keine Klage zugestellt worden. Der in Sydney ansässige Konzern hatte im April die Prognose für das bis Ende Juni laufende Geschäftsjahr wegen massiver Abschreibungen drastisch reduziert und einen Verlust von 427 Mio. Australischen Dollar in Aussicht gestellt - zuvor war Leighton noch von einem Gewinn von 480 Mio. Australischen Dollar ausgegangen. Der Verlust im Geschäftsjahr 2010/11 war dann mit 408 Mio Australischen Dolalr etwas geringer ausgefallen als befürchtet.
Fehlkalkulationen bei Bauprojekten
Verursacht wurden die Verluste durch Fehlkalkulationen bei australischen Großprojekten, und zwar bei dem Straßenprojekt Airport Link in Brisbane und einer Meerwasserentsalzungsanlage im Bundesstaat Victoria. Außerdem musste der Konzern hohe Wertberichtigungen bei seiner arabischen Beteiligung Habtoor Leighton Group vornehmen.

Bau am Parramatta Rail Link in Australien: Ein Joint Venture der Leighton Tochter Thiess und Hochtief bauten ein Teilstück der Strecke.
(Foto: Hochtief/Pressearchiv)
Maurice Blackburn wirft Leighton vor, bereits im April 2009 wegen Verzögerungen und überschrittenen Kosten bei Tunnelarbeiten für den Airport Link Änderungen am Projektdesign angestrebt zu haben. Zudem habe der Konzern dem Markt zwischen November und März fünf Mal zugesichert, dass die Entsalzungsanlage in Victoria im Plan liege.
Stattdessen hätte Leighton bereits am 2. November, auf jeden Fall aber am 14. Februar, über die notwendigen weiteren Abschreibungen informieren müssen. Die Kanzlei fordert Leighton-Aktionäre auf, die ihre Anteile zwischen November und April erworben haben, sie zu kontaktieren.
Neue Konzernspitze soll es richten
Leighton hatte erst kürzlich seine Konzernspitze ausgewechselt, um mit einer neuen Spitze wieder auf Kurs zu kommen. Leighton war über Jahre die Ertragsperle des Traditionskonzerns Hochtief, der mittlerweile vom spanischen ACS-Konzern kontrolliert wird. Die Probleme bei der Beteiligung schlagen auch auf die Bilanz des Mutterkonzerns durch. Hochtief ist mit knapp 55 Prozent an Leighton beteiligt.
Quelle: ntv.de, ddi/DJ/rts