Wirtschaft

Mitarbeiter bangen wieder Lesensarts Weltbild-Intermezzo vorbei

Dutzenden Filialen droht erneut das Aus.

Dutzenden Filialen droht erneut das Aus.

(Foto: picture alliance / dpa)

Anfang Februar atmen Hunderte Weltbild-Beschäftigte auf. Zwar ist der Investor in der Branche relativ unbekannt. Doch geht es für die pleitebedrohten Filialen weiter. Doch offenbar saß der weiße Ritter auf einem lahmen Gaul.

Nur sechs Monate nach der Übernahme von 67 Filialen des Medienhändlers Weltbild ist der Käufer pleite. Ein Sprecher des Landgerichts Münster bestätigte Berichte, wonach am Vortag das Insolvenzverfahren für die Buchhandelskette Lesensart aus Ahaus eröffnet wurde. Die Gewerkschaft Verdi kommentierte, die Insolvenzanmeldung sei "leider keine Überraschung". Die verbliebenen 350 Mitarbeiter stünden nun "vor dem Nichts".

Das Amtsgericht Münster hat der im Internet veröffentlichten Bekanntmachung zufolge den Betriebswirt Ulrich Zerrath aus Recklinghausen zum Insolvenzverwalter bestellt. Von Zerrath oder Lesensart waren zunächst keine weiteren Auskünfte zu erhalten.

Die Augsburger Weltbild-Zentrale teilte mit, man sei von der Lesensart-Insolvenz überrascht worden. Das eigene Weltbild-Filialnetz sei davon aber "in keiner Weise berührt".

60 Filialen betroffen?

Die Augsburger Weltbild-Zentrale hatte zum Jahresanfang bekanntgegeben, dass sich das Unternehmen von fast jeder zweiten Buchfiliale trennen will, weil diese Läden nicht die Erwartungen an die Geschäftsentwicklung erfüllt hätten.

Zum 1. Februar übernahm dann der in der Branche weitgehend unbekannte Unternehmer Rüdiger Wenk mit seiner Gesellschaft die 67 Läden mit rund 400 Mitarbeitern. Seitdem wurden nach Gewerkschaftsangaben bereits mehrere Filialen geschlossen.

Im Internet listete Lesensart zuletzt ebenfalls weniger als 60 Geschäfte auf. Der Lesensart-Gesamtbetriebsrat hatte erst vor einem Monat einen Brandbrief an die Verantwortlichen von Weltbild veröffentlicht, um auf die "verzweifelte Lage" der Mitarbeiter der verkauften Filialen aufmerksam zu machen.

Mitarbeiter "seit Wochen rücksichtslos zerrieben"

Die Betriebsräte warfen den Weltbild-Chefs vor, sich für das Schicksal ihrer früheren Mitarbeiter nicht mehr zu interessieren. Die Kollegen der ehemaligen Weltbild-Geschäfte seien "zwischen Hammer und Amboss geraten und werden seit Wochen rücksichtslos zerrieben", hieß es in dem offenen Brief.

Die Verlagsgruppe Weltbild gehörte früher der katholischen Kirche. Im Januar 2014 musste das im Online- und im stationären Handel vertretene Unternehmen ebenfalls Insolvenz anmelden, ein halbes Jahr später wurde das Düsseldorfer Familienunternehmen Droege als Käufer vorgestellt. Die Droege Group gliederte die verschiedenen Weltbild-Bereiche in ihren Konzern ein. Nachdem in der Insolvenz bereits Hunderte Weltbild-Mitarbeiter ihre Jobs verloren, wird derzeit bei Weltbild über einen weiteren Stellenabbau verhandelt.

Quelle: ntv.de, jwu/dpa

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