Wut verbindet Linke okkupieren Wall Street
06.10.2011, 08:01 Uhr
Die 99 Prozent wollen die Gier des einen Prozents nicht mehr hinnehmen.
(Foto: REUTERS)
Vor nicht einmal drei Wochen war es nur ein Häufchen Studenten, jetzt ist es eine Massenbewegung: In New York demonstrieren Tausende gegen die Macht der Banken - und die Aktionen greifen längst auf andere Städte über wie Philadelphia und Baltimore im Osten des Landes, St. Louis im Mittleren Westen bis hin nach Los Angeles, Seattle und San Francisco im Westen.
Tausende Demonstranten haben in New York gegen die Macht der Banken und die wachsende Ungleichheit in den USA protestiert. Begleitet von einem großen Polizeiaufgebot zog der Marsch durch den Finanzdistrikt in Manhattan. Die Demonstranten trugen Plakate mit Aufschriften wie "Rettet unsere Republik" und "Gleichheit, Demokratie, Revolution".
Die zumeist jungen Protestteilnehmer skandierten "Wir sind 99 Prozent" und spielten damit auf das reichste Prozent der US-Bevölkerung an, von dem sie sich hintergangen fühlen. Nach Angaben aus Gewerkschaftskreisen beteiligten sich bis zu 12.000 Menschen an der Demonstration.
Die Protestbewegung hatte in den vergangenen Tagen immer mehr Zulauf erhalten, nachdem Mitte September erste Aktivisten im Zuccotti-Park unweit der Wall Street ein Protestcamp aufgeschlagen hatten. Mittlerweile hat die Bewegung die Rückendeckung von führenden Gewerkschaften. Auch in Los Angeles, Boston, Chicago und anderen Städten haben sich kleine Ableger der Wall-Street-Kritiker formiert. Eine ähnliche Demonstration war in Washington geplant.
Am vergangenen Wochenende waren bei einem ähnlichen Protestmarsch auf der New Yorker Brooklyn Bridge mehr als worden. Die Brücke musste wegen der Kundgebung am Samstagnachmittag für mehrere Stunden gesperrt werden.
Die Wut führt alle zusammen
Die genauen Ziele der heterogenen Gruppe mit dem Motto "Occupy Wall Street" ("Besetzt die Wall Street") sind unklar. Die Liste der Beschwerden reicht von teuren Studiengebühren über die hohe Arbeitslosigkeit bis zu sinkenden Renten. Zusammengehalten wird die Bewegung von der Wut darüber, dass vor allem die Mittelschicht und die ärmere Bevölkerung unter den Folgen der Finanzkrise zu leiden hätten.
"Ich glaube, dass sich jeder hier ausgeraubt fühlt", sagte die 29-jährige Lindsey Personette. "Sie haben es schwer, über die Runden zu kommen." Die 26-jährige Kelly Wells, die eigens aus dem Bundesstaat Oregon an der Westküste für die Proteste nach New York gekommen war, hofft auf weiteren Schwung durch die wachsende Unterstützung: "Mehr Teilnehmer, mehr Macht, mehr Öffentlichkeit."
Die New Yorker Abgeordnete Louise Slaughter, die für die Demokraten im Repräsentantenhaus sitzt, äußerte ihre Sympathie für die Bewegung. Slaughter sagte, sie sei "so stolz", dass die Wall-Street-Kritiker sich gegen die "ungezügelte Gier" bei Banken und Konzernen erheben würden und "friedlich an unserer Demokratie teilhaben".
Quelle: ntv.de