"Einzelinvestments nicht ratsam" Lohnen sich Hochzinsanleihen?
02.10.2016, 10:24 Uhr
Hochzinsanleihen bergen enormes Risiko, aber auch hohe Gewinne.
(Foto: imago/Westend61)
Im Interview mit der Telebörse erläutert David Cole, leitender Fondsmanager beim US-Vermögensverwalter MFS Investment Management, und zuständig für Hochzinsanleihen, wann ein Investment in diesem risikoreichen Anleihesegment sinnvoll ist und worauf Anleger bei einem Investment achten sollten.
Telebörse.de: Hochzinsanleihen (High Yield-Anleihen) sind riskante Unternehmensanleihen, die Anlegern einen Zinsvorteil gegenüber Staatsanleihen bieten. Dafür ist das Ausfallrisiko höher. Würden Sie Privatanlegern ein Investment in diesen Sektor empfehlen?
David Cole: Hochzinsanleihen sind ein besonderes Segment mit Eigenschaften sowohl aus dem Anleihen- als auch aus dem Aktienbereich. Einerseits sind es Anleihen, die einen Kupon zahlen und eine begrenzte Laufzeit haben, andererseits hängt die Kursentwicklung ähnlich wie am Aktienmarkt auch von der Entwicklung des Unternehmens ab, die die Anleihe emittiert hat. Das Risiko ist also mit Staatsanleihen aus den Industrieländern nicht zu vergleichen, daher sind Einzelinvestments entsprechend riskant und nicht ratsam. Hochzinsanleihen sind das riskanteste Segment am Anleihenmarkt und die Ausfallrisiken sind nicht zu vernachlässigen. Unternehmen, die solche Anleihen emittieren, können in Schwierigkeiten geraten und die Kurse belasten. Aber mit einem breit ausgerichteten High Yield-Investment wie zum Beispiel einem Fonds können Anleger ihre Risiken in diesem Segment besser streuen und von den Vorteilen dieser Anleihen profitieren.
Wie sehen die aus, mit welchen Renditechancen können Anleger mit einem Investment in High Yield-Anleihen rechnen?
Das lässt sich schwer prognostizieren, da der Anlageerfolg von verschiedenen Faktoren abhängt, etwa dem Segment oder der Region, in denen sich Anleger engagieren. Der älteste Markt für Hochzinsanleihen existiert in den USA. Ein langfristiger Vergleich zu Aktien- und Anleihenindizes ist vielleicht ganz hilfreich. Von 1988 bis 2015 legte der Barclays US High Yield Corporate Bond Index um 8,1 Prozent im Jahr zu. Der Barclays US Aggreagate Bond Index schaffte 6,6 Prozent während der S&P 500 auf eine Rendite von 10,3 Prozent kam.
Die Chancen sind ansprechend, hängen aber mit der sogenannten Risikoprämie zusammen, also dem Aufschlag von Hochzinsanleihen gegenüber Staatsanleihen. Wie hoch ist er derzeit, ist das Niveau attraktiv?
Das ist von der Region und der Branche abhängig. Für die USA beträgt die Risikoprämie aktuell je nach Segment etwa vier bis fünf Prozent, sie liegt damit in etwa am langfristigen historischen Durchschnitt und ist somit durchaus attraktiv. In Europa ist sie zum Beispiel etwas niedriger, was vor allem an der Konjunkturentwicklung und dem Kreditzyklus einer Wirtschaft liegt. Die USA ist dabei den Europäern einige Jahre voraus. In Europa wird aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Situation mit der Kreditvergabe an Unternehmen sehr restriktiv umgegangen während in den USA die Konjunktur robuster und die Kreditvergabe daher expansiver ist.
Welche Faktoren müssen Anleger für die langfristige Wertentwicklung noch beachten – die Unternehmens- oder Zinsentwicklung?
High Yield ist ein vielfältiges Rentensegment, bei dem sich vor allem Investments in qualitativ bessere Titel gelohnt haben. Hochzinsanleihen, also Papiere mit einem Rating unterhalb von BBB, können in wirtschaftlich schwierigen Zeiten stark schwanken. Die Kuponzahlungen sind unsicher genau wie die Rückzahlung des Nominalkapitals der Anleihe. Außerdem gibt es bei Unternehmensanleihen eine höhere Konjunkturabhängigkeit als bei Staatsanleihen. Das heißt, wenn die Wirtschaft robust ist, dann profitieren grundsätzlich Unternehmensanleihen und umgekehrt. Häufig steigen die Zinsen in einem soliden Konjunkturumfeld an, was aber Kursverluste bei Anleihen bedeutet. Dieser Effekt kann sich aber bei Hochzinsanleihen abschwächen, wenn Unternehmen von der besseren Konjunkturlage profitieren.
Lässt sich mit riskanten Hochzinsanleihen also das Risiko reduzieren?
Ohne weiteres, allerdings kommt es auf die Zusammenstellung des Fonds an. Die eben besprochene Konjunkturabhängigkeit von Hochzinsanleihen sorgt dafür, dass die Zinssensitivität bei Anleihen mit einer höheren Bonität, etwa Staatsanleihen, eine größere Rolle spielen als bei Hochzinsanleihen. Daher sind zum Beispiel US-Staatsanleihen mit amerikanischen Hochzinsanleihen kaum korreliert und eignen sich zur Risikostreuung in einem Portfolio an. Im aktuellen Niedrigzinsumfeld sorgen die Hochzinsanleihen dann für die größere Renditechance.
Wie ist das Verhältnis zu Aktien?
Hier ist die Korrelation höher, im langfristigen Schnitt liegt sie bei US-High Yield-Anleihen und dem amerikanischen Aktienmarkt zwischen 0,4 und 0,5. Sie bewegen sich also meist in eine ähnliche Richtung, allerdings ist das Abwärtspotenzial der Anleihen geringer als bei Aktien. Dafür ist das Kurspotenzial am Aktienmarkt größer und zeigt, dass Hochzinsanleihen in den USA beim Chance-Risikoprofil zwischen Staatsanleihen und Aktien liegen.
In welche Branchen investieren Sie derzeit, wo sehen Sie ausreichende Risikoprämien, die verdient werden können?
Der Energiebereich in den USA hatte zuletzt stark unter dem sinkenden Ölpreis gelitten, aber in der Pipeline-Infrastruktur gibt es Unternehmen, die wir für attraktiv halten. Interessant sind für uns derzeit auch US-Krankenhausbetreiber oder Unternehmen aus der amerikanischen Verpackungsindustrie. Wir haben derzeit einen Schwerpunkt auf US-Hochzinsanleihen, halten aber Ausschau nach anderen Regionen, zum Beispiel Europa. Da wir auch immer den Fokus auf die Risiken legen, investieren wir in Unternehmen mit stabilen Geschäftsmodellen und Erträgen, die wir auch bewerten können.
Mit David Cole sprach Benjamin Feingold
Disclaimer: Dieser Beitrag stellt keinerlei Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Aktien oder Anlageprodukten dar. Für die Richtigkeit der Daten wird keine Haftung übernommen.
Quelle: ntv.de