GDL-Absage an Struck Lokführer stimmen für Streik
07.03.2011, 18:49 UhrPendler, Reisende und die Wirtschaft müssen sich auf umfangreiche Behinderungen im Bahnverkehr einstellen: Die in der GDL organisierten Lokführer votieren mit riesiger Mehrheit für eine Verschärfung des Arbeitskampfes. Am Dienstag ist kein Ausstand geplant. Eine Vermittlung des SPD-Politikers Struck lehnt die GDL ab.
Bahnreisende in Deutschland stehen vor schweren Zeiten: Noch in dieser Woche wollen die Lokführer den Schienenverkehr erneut bestreiken und flächendeckend für Zugausfälle und Verspätungen sorgen. Bei der Urabstimmung der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) sprach sich eine große Mehrheit für unbefristete Streiks aus. Das Angebot des ehemaligen Bundesverteidigungsministers Peter Struck, im festgefahrenen Tarifstreit mit den Bahn-Arbeitgebern zu vermitteln, lehnt die GDL ab.
Erstmals wird es auch Unternehmen treffen, die ihre Waren auf der Schiene befördern. Ein schwacher Trost für Berufspendler und andere Passagiere, die bereits drei Warnstreiks über sich ergehen lassen mussten: "Die Reisenden wird es im Verhältnis zum Güterverkehr weniger betreffen", sagte GDL-Chef Claus Weselsky. Auch werde die Gewerkschaft die Streikmaßnahmen nicht "über Gebühr ausdehnen", versicherte ein Sprecher. Entwarnung gibt die GDL aber bislang nur für Faschingsdienstag. Von Aschermittwoch an könnten die Züge im ganzen Land stehenbleiben.
Insgesamt stimmten über 92 Prozent der Befragten bei der Deutschen Bahn und 96 Prozent der GDL-Mitglieder bei den Konkurrenten für einen Arbeitskampf, teilte die Gewerkschaft in Frankfurt mit. Die Wahlbeteiligung lag demnach bei 81 Prozent. Die Gewerkschaft will einheitliche Tarifbedingungen für rund 26.000 Lokführer auf dem Niveau der Deutschen Bahn (DB) durchsetzen.
Weselsky gab sich kämpferisch: "Wir kämpfen für das richtige Ziel: Einen Flächentarifvertrag für alle Lokomotivführer in Deutschland", sagte er. Die Lokführer stünden hinter den GDL-Forderungen und wollten den Arbeitgebern die "rote Karte" zeigen.
Bahn will mit GDL reden
Die Deutsche Bahn hatte die GDL mehrfach aufgefordert, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Sie habe auf Grundlage der GDL-Forderungen einen Entwurf für einen Lokführer-Rahmentarifvertrag vorgelegt, der alle geforderten Kernelemente enthalte. Dabei blieb das Unternehmen nach der Urabstimmung. Verhandlungen seien jetzt nötiger denn je, nachdem die sechs großen Privatbahnen gemeinsame Verhandlungen mit der GDL inzwischen ablehnen. Nun müsse die Gewerkschaft mit über 25 kleinen Gesellschaften parallel zur DB AG verhandeln. Personalvorstand Ulrich Weber sagte: "Der gordische Knoten kann nur auf dem Verhandlungsweg zerschlagen werden."
In den vergangenen zwei Wochen hatte die GDL ihre Forderung mit drei Warnstreiks, also vorübergehenden Arbeitsniederlegungen, unterstrichen. Betroffen waren sowohl die DB als auch deren Konkurrenten, die Lokführer zu schlechteren Konditionen beschäftigen.
Deutlich sprach sich Weselsky auch gegen einen möglichen Schlichter Struck aus. Von dessen Arbeit als Vermittler im Regionalverkehr sei man nicht begeistert. Zudem habe sich die SPD insgesamt und insbesondere Struck schon im November 2007 klar gegen einen eigenständigen Tarifvertrag für Lokführer gestellt.
Quelle: ntv.de, dpa